Niederlande-Pleite auf Island Robben kocht innerlich: "Ja, das ist peinlich"

Reykjavik/München · Arjen Robben blieb erstaunlich ruhig, er hatte sich im Griff. In Wahrheit musste er sich beherrschen. "Ich koche von innen", gestand der Angreifer von Bayern München nach der Niederlage der Niederländer auf Island.

 Frustriert: Arjen Robben nach der Niederlage auf Island.

Frustriert: Arjen Robben nach der Niederlage auf Island.

Foto: dpa, stephan ss

0:2 (0:2) unterlag der WM-Dritte beim Fast-WM-Teilnehmer - "ja, das ist peinlich", sagte Robben. Bondscoach Guus Hiddink äußerte sich gemäßigter. "enttäuscht" sei er, "aber ich bin nicht böse", behauptete er.

Auch Hiddink hatte sich diesmal im Griff, dafür spuckten die niederländischen Medien Gift und Galle. "Briefträgerfußball", schimpfte die Zeitung De Volkskrant, habe die Elftal gespielt, "sie verlor gegen die nordeuropäische Variante des modernen Fußballspiels mit einem Hauch Tiki-Taka." Hiddink konnte sich der Kritik nicht einmal verschließen, er räumte ein: "Es geht um fehlendes Tempo. Wir spielen zu langsam."

Nach drei Spielen in der EM-Qualifikation hat Oranje nur drei Punkte, die Niederlage auf Island durch die beiden Treffer des Ex-Hoffenheimers Gylfi Sigurdsson von Swansea City (10./Foulelfmeter, 42.) war die zweite nach jener gegen Tschechien (1:2). Die Niederlande (3 Punkte) sind in der Gruppe A nur Dritter hinter Island und Tschechien (jeweils 9). Es werde ein "langer, bleischwerer Weg" nach Frankreich, schwant Kapitän Robin van Persie.

Schon gibt es prominente Stimmen, die Hiddink zum Rücktritt auffordern. "Es ist vorbei, es ist an der Zeit, einem jüngeren Coach Platz zu machen", sagt Frank de Boer, Trainer von Ajax Amsterdam, über seinen früheren Mentor Hiddink. De Boer wirft dem 67-Jährigen vor, "keinen Plan" zu haben. Hiddink wiederum schiebt die Schuld auf die Spieler, "einige sollten sich nach ihrer Zukunft in der Nationalmannschaft fragen".

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Kapitän van Persie hält nichts davon, Hiddink für die Lage verantwortlich zu machen: "Er ist ein fantastischer Coach", betonte er. Das Problem, glaubt Robben, sei doch ohnehin die Einstellung: "Vergesst die WM. Hört auf über die WM zu reden und über 5-3-2. Das Problem ist kein taktisches", behauptet der Münchner. Sondern? "Wir müssen aufhören zu glauben, dass wir gut sind. In Wahrheit sind wir nicht gut."

Andere malen deshalb den Teufel an die Wand. Wie die Zeitung De Volkskrant: "Nenne es eine Blamage. Nenne es einen der größten Misserfolge des niederländischen Fußballs seit Jahrzehnten oder nenne es eine neue Realität in einer sich veränderten Welt: Die zweite Episode mit Guus Hiddink als Bondscoach droht sich zu einem absoluten Versagen zu entwickeln." Eine "Katastrophe" zeichne sich ab, ergänzte Voetbal International.

Für Hiddink wird es ungemütlich, ähnlich dürfte es Berti Vogts ergehen. Mit 0:6 (0:4) unterlag der frühere Bundestrainer mit Aserbaidschan in Kroatien, wäre es nach ihm gegangen, hätte es so weit allerdings gar nicht kommen dürfen. "Ich hatte eine gute Taktik vorbereitet", lamentierte Vogts, aber: "Mit solch einer Leistung ist es egal, welche Taktik man verwendet. Die Spieler sollten sich eigentlich für ihr Land aufopfern."

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Wie Island und Tschechien (4:2 in Kasachstan) in Gruppe A hat sich in Gruppe H neben Kroatien auch Italien noch keine Blöße gegeben. Allerdings: Die Squadra Azzurra rumpelt sich derzeit durch ihre Spiele, dem 2:1 gegen Aserbaidschan am vergangenen Freitag folgte ein dürftiges 1:0 (1:0) auf Malta. Torschütze war der schon 29 Jahre alte Länderspiel-Neuling Graziano Pelle vom FC Southampton aus der englischen Premier League (24.).

(sid)
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