Zwischen Kult- und Skandalprofi Warum Hinteregger für Frankfurt zu einem Problem wird

Frankfurt · Martin Hinteregger wandelt schon lange auf dem schmalen Grat zwischen Kult- und Skandalprofi. Mittlerweile scheint es bei dem Abwehrspieler von Eintracht Frankfurt endgültig in die falsche Richtung zu gehen.

 Frankfurts Martin Hinteregger.

Frankfurts Martin Hinteregger.

Foto: dpa/Soeren Stache

Als Martin Hinteregger vor einem knappen Jahr sein Buch „Innensicht“ mit 45 Geschichten aus seinem bewegten Leben auf den Markt brachte, schien endgültig alles erzählt. Alkohol-Eskapaden, Spielsucht, provozierte Klubwechsel, Verharmlosung von Gewalt, Hinti-Army, Jagdfieber, Klapphandy, Ziehharmonika, Pilotenschein - all das hat bereits für Schlagzeilen gesorgt. Doch das jüngste Kapitel seiner Vita könnte dazu führen, dass die oft erzählte Story vom Wandler zwischen Kult- und Skandalprofi bei Eintracht Frankfurt jäh zu Ende geht.

Schließlich ist die Chefetage des Europa-League-Siegers von der nicht enden wollenden Affäre um die Geschäftsbeziehung ihres Abwehrspielers zu einem rechtsextremen Lokalpolitiker in seiner österreichischen Heimat alles andere als begeistert. Es scheint nicht mehr ausgeschlossen, dass der Fußball-Bundesligist die Reißleine zieht und sich trotz eines Vertrags bis 2024 von Hinteregger trennt.

Immerhin steht die Glaubwürdigkeit des Präsidenten Peter Fischer auf dem Spiel. Der Klubchef hatte mehrfach betont, dass er rechtes Gedankengut bei seinem Verein nicht duldet. Auf der anderen Seite ist Hinteregger, der sich gerne als bodenständig mit großer Nähe zu den Fans darstellt, beim Frankfurter Anhang äußerst beliebt. Ein Rauswurf würde ein Zerwürfnis mit den Fangruppierungen provozieren.

Dennoch könnten die neuesten Einlassungen Hintereggers, die zurückhaltend formuliert als irritierend einzuschätzen sind, das Fass bei den Verantwortlichen zum Überlaufen bringen. Dabei verteidigte der 29-Jährige zum wiederholten Mal seinen Kontakt zu FPÖ-Mann Heinrich Sickl und sorgte mit einem Vergleich für Kopfschütteln.

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„Ich weiß, dass er FPÖ-Politiker war, was in Österreich ja nichts Schlimmes ist. Ich habe aber von der Identitären Bewegung nichts gewusst und auch nicht, was das bedeutet“, sagte Hinteregger dem Standard: „In Deutschland bringen viele die FPÖ und AfD auf eine Ebene, die AfD ist aber zehnmal schlimmer.“

Sickl hatte bei der Organisation des von Hinteregger veranstalteten Hobby-Turniers „Hinti-Cup“ in Kärnten mitgewirkt. Hinteregger vermied es, Sickl trotz dessen Verbindungen zur rechtsextremen Szene zu verurteilen.

Die Beziehung zwischen Hinteregger und Sickl hatte der österreichische Reporter Michael Bonvalot aufgedeckt. Dieser wurde von Hinteregger, der sich selbst als Opfer „einer medialen Hetzjagd“ sieht, in einem Sky-Interview als „linksextremer Journalist“ bezeichnet, der ihn als „Spielball benutzt“.

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Bonvalot kann darüber nur den Kopf schütteln. „Was er sagt, kann ich nicht nachvollziehen“, ließ er die Frankfurter Rundschau wissen. Den Medienmann alarmiert vor allem die Begrifflichkeit. Als „linksextremer Journalist“ werde er in rechten österreichischen Medien bezeichnet: „Da frage ich mich schon: Wo hat Martin Hinteregger jetzt solche Botschaften und Aussagen her?“

Das muss der Nationalspieler auch den Eintracht-Bossen erklären, falls er trotz seiner Reha als Folge einer Oberschenkelverletzung in der kommenden Woche zum Trainingsstart kommt.

Die Frage ist allerdings, ob Hintereggers Erscheinen überhaupt noch gewünscht ist. Das hatte der Verteidiger vor einem knappen Monat in Abrede gestellt: „Mir wurde im Spätherbst und zwischen den Viertelfinal-Spielen gegen Barcelona gesagt, dass ich im Sommer gehen soll.“

Es könnte gut sein, dass sich die Klubführung mittlerweile genau das wünscht.

(sid/old)
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