Vor Pokal-Viertelfinale gegen Bielefeld Kovac verteidigt seine "Tretertruppe"

Frankfurt/Main · Die Nerven liegen blank - es herrscht Alarmstufe Rot am Main. Und das ausgerechnet vor der "historischen Chance" im DFB-Pokal. Die Diskussion über das Rüpel-Image und die jüngste Pleiten-Serie von Eintracht Frankfurt haben bei Trainer Niko Kovac Spuren hinterlassen.

Haris Seferovic fliegt wegen einer Tätlichkeit mit Rot vom Platz
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Seferovic fliegt wegen Tätlichkeit mit Rot vom Platz

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Foto: dpa, nic

"Wir sind keine Treter-Truppe. Wir sind keine Mannschaft, die umtritt, was sich bewegt. Das geht mir langsam auf den Nerv, dass wir da in eine Ecke gestellt werden, in der wir nicht stehen", sagte der 45-Jährige vor dem Pokal-Viertelfinale gegen den Zweitligisten Arminia Bielefeld am Dienstag (18.30 Uhr/Live-Ticker).

Statt mit beißender Ironie ("Wir sind die Tretertruppe Nummer eins in Deutschland!") reagiert Kovac inzwischen mit Wut auf die latenten Vorwürfe, die Eintracht würde übertrieben hart agieren. Betrachtet man die nackten Zahlen, dann muss der Coach allerdings noch Überzeugungsarbeit leisten. In der Bundesliga kassierten die Hessen in dieser Saison fünf Rote Karten, eine Gelb-Rote Karte sowie 58 Verwarnungen - und ist Schlusslicht in der Fairness-Tabelle der Bundesliga.

Dazu kommen zwei Platzverweise in den bisherigen drei Pokalspielen. Das macht acht Hinausstellungen in 25 Pflichtpartien für den Fast-Absteiger der vergangenen Saison. "Gefühlt bekommen wir in jedem Spiel eine Rote Karte", meinte Verteidiger Bastian Oczipka. Auch Kovac weiß, welche Konsequenzen die Kartenflut hat: "Das übertüncht alles, was wir uns mit sportlicher Qualität aufgebaut haben."

Drei Spiele Sperre für Seferovic

Zuletzt flog Haris Seferovic im Spiel bei Hertha BSC Berlin (0:2) am vergangenen Samstag wegen einer Tätlichkeit vom Platz. "Das ist inakzeptabel", kritisierte Keeper Lukas Hradecky den Schweizer, der eine saftige Geldstrafe zahlen musste und am Montag vom DFB-Sportgericht für drei Bundesliga-Begegnungen gesperrt wurde.

Ausgerechnet vor der "historischen Chance" (Kovac) im Cup-Viertelfinale gegen die abstiegsgefährdeten Bielefelder herrscht Frust im Frankfurter Stadtwald. Ungeachtet der Diskussion über das "Rüpel-Image" stimmte es zuletzt auch spielerisch nicht mehr.

Und Kovac durfte sich angesichts der Europacup-Träume vieler Frankfurter Fans und vermeintlicher Experten bestätigt fühlen. "Jetzt passiert das, was ich gesagt habe: Wir sind nicht so stark und gefestigt, wie uns viele sehen", äußerte der Ex-Profi.

Auf diese Art der Genugtuung hätte Kovac lieber verzichtet. Doch nach einer überraschend starken Hinrunde (29 Punkte) und dem dritten Tabellenplatz nach 20 Spieltagen drückten zuletzt drei Pleiten in Serie ohne eigenen Treffer aufs Gemüt.

2017 läuft es noch nicht rund bei der Eintracht

Im Jahr 2017 ist die Eintracht (6 Zähler/3:10 Tore) sogar die zweitschlechteste Mannschaft hinter Schlusslicht Darmstadt 98. "In den entscheidenden Momenten machen wir einfach die Tore nicht mehr", haderte Oczipka. Immerhin kehren im Pokalspiel David Abraham und Omar Mascarell nach ihren Sperren zurück.

Der erste Sprung ins Cup-Halbfinale seit 2007 wäre Balsam auf die Eintracht-Wunden. Die 2,55 Millionen Euro an Prämie für das Erreichen der Vorschlussrunde könnten aber auch die finanziell klammen Bielefelder gut gebrauchen. Schlechtes Omen für die Arminia: 2006 hatte sie im Pokal-Halbfinale mit 0:1 bei den Frankfurtern verloren. "Wir hoffen auf ein ähnliches Spiel wie in Hannover", sagte Bielefeld-Coach Jürgen Kramny mit Blick auf das 2:2 seiner Elf am Wochenende beim Aufstiegsaspiranten.

(sid)
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