Kölmel soll 30 Millionen Mark investieren Eintracht Frankfurt verhandelt mit Kinowelt

Frankfurt/Main (sid). Der hochverschuldete Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt steht in intensiven Verhandlungen mit dem Münchner Vermarktungsunternehmen Kinowelt AG über die finanzielle Sanierung. Dies bestätigte Eintracht-Vizepräsident Peter Lämmerhirdt mehreren Zeitungen. Allerdings prüfen die Hessen, die rund 14 Millionen Mark Schulden haben, nach eigenen Angaben zurzeit mehrere ihnen vorliegende Vermarktungsverträge. Darunter befindet sich auch ein Angebot der US-Firma Octagon.

Nach Angaben der Bild-Zeitung will die Kinowelt 30 Millionen Mark investieren, um im Gegenzug 25,1 Prozent an den Vereinsrechten zu erhalten. Außerdem sei das Unternehmen auch mit der Stadt Frankfurt in Gesprächen über einen Einstieg als Investor für das neu zu bauende Waldstadion. Dann könnte Kinowelt die Vermarktung der Eintracht-Rechte sowie des Stadions übernehmen. Allerdings soll es im Eintracht-Verwaltungsrat erhebliche Widerstände gegen eine Zusammenarbeit mit der umstrittenen Firma geben.

Die von Michael Kölmel geleitete Kinowelt AG ist bereits einige langfristige Verbindungen mit Traditionsklubs eingegangen, unter anderem den Zweitligisten SVW Mannheim, Borussia Mönchengladbach und Alemannia Aachen. Kölmels Sprecher Jürgen Mahncke erklärte lediglich, zu Spekulationen gebe man keine Stellungnahme ab.

Eintracht-Schatzmeister Rainer Leben sagte der Frankfurter Rundschau (FR), dass bis spätestens Ende April alle wichtigen Beschlüsse getroffen sein sollen. Rechtzeitig vor dem Abschluss des Lizenzierungsverfahren werde man dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) die bisher fehlenden Unterlagen nachreichen.

Der Initiative von sechs abstiegsbedrohten Vereinen, die einen Lizenzentzug des Tabellen-16. noch in der laufenden Spielzeit erreichen wollen, sieht Leben gelassen entgegen. Er lasse sich nicht beunruhigen, sagte er der FR, denn die von ihm Ende Januar genannten Zahlen "entsprechen nicht mehr der Realität". Die Frankfurter sollen die Finanzauflagen des DFB um angeblich rund 27 Millionen Mark überzogen haben.

"Der Lizenzierungsantrag enthält nach Auffassung von Eintracht Frankfurt keine Auflagenverstöße", lautete bereits der Wortlaut einer Erklärung, mit der sich die Vereinsführung vor dem Meisterschaftsspiel am vergangenen Samstag gegen Arminia Bielefeld (2:1) an die Stadionbesucher gewandt hatte.

Die Bielefelder sowie der MSV Duisburg, SC Freiburg, Hansa Rostock, SSV Ulm und die SpVgg Unterhaching wollen bei der Vollversammling der 36 Profivereine am 13. April in Frankfurt den DFB-Ligaausschuss beauftragen, zwei Dringlichkeitsanträge auf sofortige Änderung der aktuellen Statuten auf die Tagesordnung der DFB-Beiratssitzung am 29. April zu setzen. Damit soll der Eintracht noch in der laufenden Spielzeit Punkte abgezogen oder die Lizenz aberkannt werden.

In diesem Fall soll auch der Passus geändert werden, dass keiner der drei auf sportlichem Weg abgestiegenen Teams wegen eines Lizenzentzugs eines anderen Vereins in der Liga bleiben darf. Das Sextett hofft dabei auch auf die Unterstützung der Topklubs, da bei einer auf 17 Mannschaften reduzierten Meisterschaft Einnahmeverluste in zweistelliger Millionenhöhe drohen würden.

Ein von Freiburgs Manager Andreas Rettig verfasster Brief der sechs Klubs soll in Kürze an den DFB gehen. Die Vollversammlung selbst kann jedoch keinen Antrag stellen, und der Ligaausschuss kann das Ansinnen ablehnen.

Unterhachings Manager Norbert Hartmann sagte der Tageszeitung Die Welt: "Die Vereine fühlen sich, auf gut deutsch, verarscht. Man sieht, dass das Statut einfach nicht passt. Wer sich brav an die Auflagen hält, steigt ab, wer nicht, wird gar nicht oder erst in der nächsten Saison bestraft."

(RPO Archiv)
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