Relegation gegen Wolfsburg Eintracht Braunschweig schämt sich nach Fan-Krawallen

Braunschweig · Bei Eintracht Braunschweig war der Schmerz der Enttäuschung groß, aber kurz. Die Niedersachsen wollen in der kommenden Spielzeit einen neuen Anlauf Richtung Liga eins nehmen, Teile der Fanszene aber beschädigten das positive Image des Traditionsvereins.

Relegation 2017: Fans von Eintracht Braunschweig stürmen den Platz
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Braunschweig-Fans stürmen nach Spielende den Platz

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Foto: dpa, sab

Seine Spieler hockten noch niedergeschlagen in der Kabine, da dachte Torsten Lieberknecht schon wieder nach vorne - mit einem Lächeln, das nicht nur gequält aussah. "Wenn es einen Verein gibt, der wieder aufstehen kann, dann ist es Eintracht Braunschweig", sagte der Trainer der Niedersachsen voller Selbstbewusstsein und ohne jede Weinerlichkeit.

Dass sich der benachbarte Rivale aus Wolfsburg bei den beiden 0:1-Niederlagen in der Relegation als einen Tick cleverer und spielstärker entpuppt hatte, für den blau-gelben Langzeitcoach geschenkt: "Natürlich sind bei meinen Jungs einige Träume geplatzt. Aber sie haben auch viele Erfahrungen gesammelt. Und sie werden schnell Bock haben auf die neue Saison."

Die beginnt quasi schon am Wochenende mit den Feierlichkeiten zum einzigen deutschen Braunschweiger Meistertitel vor genau 50 Jahren und soll in zwölf Monaten mit dem vierten Bundesliga-Aufstieg nach 1974, 1981 und 2013 enden. Allerdings: So knapp die Platzherren sportlich diesmal noch scheiterten, so weit sind ihre Fans aktuell vom Attribut der Erstklassigkeit entfernt.

"Eine unglaubliche Sauerei"

Übles Verhalten bei den Partien gegen den Erzrivalen Hannover 96 ist ja mittlerweile trauriger Standard, doch auch gegen Wolfsburg rasteten zu viele Stadionbesucher aus, verletzten einen Ordner und stürmten nach dem Schlusspfiff das Spielfeld. Mindestens eine saftige Geldstrafe seitens des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat man nun in der Löwenstadt zu erwarten, der zuständige Kontrollausschuss bestätigte am Dienstag auf SID-Anfrage die Einleitung von Ermittlungen.

"Es ist nur eine Minderheit, aber ich muss leider von einer unglaublichen Sauerei sprechen", sagte Eintracht-Präsident Sebastian Ebel bekümmert. Noch kommt der Traditionsverein in der öffentlichen Wahrnehmung weitgehend positiv rüber, doch man steht kurz vor einem nicht unerheblichen Imageschaden.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, distanzierte sich die komplette Klubspitze am Tag nach der Partie noch einmal ausdrücklich von den Geschehnissen. "Diese kriminellen Vorgänge sind nicht zu tolerieren. Wir überlassen unser Stadion nicht den Chaoten, die hierfür die Verantwortung tragen", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

Dabei sind die fußballerischen Perspektiven glänzend. Nur die Schwergewichte VfB Stuttgart und Hannover 96 verhinderten in der abgelaufenen Spielzeit den direkten Braunschweiger Aufstieg mit bemerkenswerten 66 Zweitligapunkten. Mannschaftskapitän Ken Reichel: "Wenn wir uns schnell sammeln und wieder Vollgas geben, können wir es im nächsten Jahr schaffen."

Wenn es denn Sportdirektor Marc Arnold gelingt, den Eintracht-Kader zusammenzuhalten. Denn nicht erst seit den 180 Minuten öffentlich-rechtlicher TV-Präsenz in der Relegation hat sich mancher Spieler Begehrlichkeiten bei Erstliga-Klubs geweckt. So soll es Interesse am Schweizer Innenverteidiger Saulo Decarli sowie Stürmer Onel Hernandez geben.

(sid)
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