20 000 Zuschauer gegen Aue erwartet Eintracht Braunschweig entfacht Euphorie

Leipzig (dpa/ost). Spitzenreiter FC Erzgebirge Aue ist zurück auf dem Boden der Realität, nun schickt sich Eintracht Braunschweig an, auf Wolke sieben zu entschweben. Vor dem Knüller des 10. Spieltages in der Fußball-Regionalliga Nord ist die Euphorie in Braunschweig größer denn je. "Wir erwarten am Samstag 15 000 bis 20 000 Zuschauer", frohlockt Trainer Reinhold Fanz vor der bedeutungsschweren Partie. Gewinnt die Eintracht gegen Aue, rückt die Mannschaft bis auf einen Punkt an den Tabellenführer heran, der schon ein Spiel mehr bestritten hat.

"Die Ausgangsposition ist günstig", sagt Fanz, der mit seiner Mannschaft im Städtischen Stadion in dieser Saison noch kein Spiel verloren und sich peu a peu bis auf Platz drei der Tabelle vorgearbeitet hat. "Dafür konnte Aue aber auch alle vier Auswärtsspiele gewinnen. Das ist eine sehr kompakte Mannschaft", weiß der Trainer. Die Sachsen führen seit dem zweiten Spieltag die Tabelle an. Einen Dämpfer bekamen sie erst am letzten Spieltag, als sie gegen Wattenscheid mit 0:4 untergingen. Trainer Schädlich hatte diesen Ausrutscher jedoch schnell abgehakt. "Das kommt vor. Die Liga ist so ausgeglichen, da ist es doch völlig uninteressant, ob man gegen den Dritten oder gegen den Elften spielt."

Während sich Braunschweigs Lazarett langsam lichtet, hat Schädlich große personelle Sorgen. Zu den verletzten Spielern Roman Müller, Jörg Kirsten, Enrico Barth und Borislav Tomoski gesellten sich nun auch noch der Grippe kranke Maik Kunze und der gelb-rot gesperrte Petr Grund. Im Testspiel am Dienstag knickte Neuzugang Marek Nowacki um. "Jetzt habe ich nur noch 13 Spieler", klagt Schädlich, der großen Respekt vor der offensiven Spielweise der Braunschweiger hat.

Attraktiver Fußball ist das Erfolgsrezept des Vereins, der 1963 zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga gehörte, 1967 deutscher Meister war und danach drei Mal aus der Bundesliga abstieg. "Wir spielen aggressiv nach vorn, bei uns im Stadion passiert immer etwas. Selbst bei den Unentschieden gegen Union und Lübeck sind die Fans zufrieden nach Hause gegangen", sagt Fanz. Beim Zuschauer-Krösus der Nordstaffel haben bisher knapp 50 000 Besucher die vier Heimspiele erlebt. Das ist ebenso zweitliga-reif wie die Bedingungen im Umfeld, das finanziell vom Vermarktungspartner Kinowelt abgesichert wird.

"Nur in der spielerischen Qualität müssen wir uns noch verbessern", warnt Fanz vor Stillstand. Er denkt dabei weniger an Spielerverpflichtungen als an Impulse von innen. "Bis auf Uwe Zimmermann, Frank Edmond und Dirk Weetendorf haben wir relativ unerfahrene Spieler in der Mannschaft. Da lässt sich noch viel herausholen." Länger als gedacht muss Fanz auf Serge Branco verzichten. Der Mittelfeldspieler hat mit Kamerun überraschend das Olympia-Finale gegen Spanien erreicht.

Keine Überraschung waren für Fanz die Begleiterscheinungen des Braunschweiger Auswärtsspiels in Leipzig (3:0), wo die Gäste mit Ost- West-Parolen konfrontiert wurden. "Ich kenne das ja aus den Vergleichen mit Cottbus. Aber in Leipzig ging es richtig unter die Gürtellinie", verteidigt der Trainer die Beschwerde, die das Eintracht-Präsidium nach dieser Partie an den Nordostdeutschen Fußball-Verband schickte. Ein spezielles Ost-Problem würde Aues Trainer Gerd Schädlich daraus jedoch nicht machen: "In meiner Zwickauer Zeit habe ich auch erlebt, wie wir auswärts beschimpft worden sind. Es gibt immer wieder verbale Attacken aus der untersten Schublade. Die kann man nach zehn Jahren deutsche Einheit endlich mal weglassen." Für Samstag sieht Schädlich jedenfalls keine Probleme. "In dieser Saison ist für uns bisher alles korrekt gelaufen."

Kaminski wäre mit Remis beim 1. FC Union zufrieden

Regionalligist SV Babelsberg 03 will seine Erfolgsserie nicht abreißen lassen. Die seit fünf Spieltagen ungeschlagene Mannschaft rechnet sich auch beim Vorjahrsmeister 1. FC Union Berlin eine Chance aus. Nach der letzten 1:4-Niederlage im Oktober des Vorjahres, die den damaligen Trainer Karsten Heine den Job kostete, hat der aktuelle Tabellenvierte spielerisch zugelegt. Er will nun die Negativ-Serie gegen die Köpenicker (5 Niederlage, ein Unentschieden) beenden. "Zwar ist Union der Favorit, doch besonders diejenigen in der Mannschaft brennen, die noch nie gegen die Berliner gewannen", beschreibt SVB-Präsident Detlef Kaminski die Stimmungslage. Trotzdem bleibt Kaminski Realist, würde sich über ein Remis freuen.

Coach Hermann Andreev hat den vollen Kader zur Verfügung und will sich mit seiner Mannschaft keinesfalls verstecken. Da Slawomir Chalaskiewicz nach seiner Rot-Sperre wieder einsatzfähig ist, dürfte der flinke Pole auf der linken Außenbahn spielen, während Enrico Röver in den Angriff aufrücken könnte. Mittelfeldmann Martino Gatti "Die Trauben an der Alten Försterei hängen hoch, doch lastet auf uns nicht der Druck wie auf Union. Das kann unsere Chance sein."

(RPO Archiv)
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