„Gefühl, dass uns etwas geklaut wurde“ Dresden-Profi Löwe erneuert Kritik – Klub prüft rechtliche Schritte

Dresden · Vor dem Endspiel in Sandhausen gab es bei Dynamo Dresden nur ein Thema: Die emotionalen Worte und heftigen Vorwürfe von Verteidiger Löwe in Richtung DFL. Unterstützung erhielt dieser von einem Ex-Dynamo-Profi und heutigem Erstliga-Trainer.

 Chris Löwe wirft einen Stuhl nach der 0:1-Heimniederlage gegen den Hamburger SV. (Archiv)

Chris Löwe wirft einen Stuhl nach der 0:1-Heimniederlage gegen den Hamburger SV. (Archiv)

Foto: dpa/Robert Michael

Auch am Tag danach war die Wut von Dresdens Chris Löwe auf die DFL noch nicht verflogen. „Was mich so aufgewühlt hat: Wenn du am Ende in einem fairen Wettbewerb absteigst, dann musst du dir am Ende selbst an die Nase fassen, weil es einfach nicht gereicht hat. Jetzt aber habe ich das Gefühl - und ich spreche für den ganzen Verein -, dass uns etwas geklaut wurde“, sagte der Verteidiger des Zweitligisten Dynamo Dresden am Freitag bei Sport 1.

Der kaufmännische Geschäftsführer Michael Born kündigte später bei „Sport im Osten“ im MDR mögliche rechtliche Schritte an. Man erwäge, „alle juristischen Möglichkeiten im Sinne von Dynamo Dresden“ auszuschöpfen, „um gegen diese Ungerechtigkeit vorzugehen, wenn wir damit Aussicht auf Erfolg haben“, wurde Born zitiert.

Am Abend zuvor hatte das 0:2 bei Holstein Kiel den Abstieg der Sachsen so gut wie besiegelt - was Löwe zu einem emotionalen verbalen Ausbruch und heftiger Kritik an der Deutschen Fußball Liga veranlasste. „Glauben Sie, dass einer in der DFL sich nur eine Sekunde Gedanken macht, was bei uns in den Köpfen vorgeht?“, fragte er. „Das ist denen alles scheißegal. Wir sind die, die den verfickten Preis bezahlen für den ganzen Scheiß“, schimpfte er mit zittriger Stimme. Was den 31-Jährigen derart in Rage versetzte, war der enorm enge Zeitplan für Dynamo nach der coronabedingten Zwangspause.

Nach einer 14-tägigen häuslichen Quarantäne aufgrund mehrfacher positiver Coronatests waren die Dresdner erst verspätet und mit einem Mammutprogramm von acht Spielen in 22 Tagen in die Restrunde eingestiegen. Die Deutsche Fußball Liga wollte sich am Freitag auf Anfrage zunächst nicht dazu äußern, Rückendeckung gab es jedoch von einem Erstliga-Coach. „Sieben Spiele in 19 Tagen. Ich glaube speziell nach einem Re-Start ist das fast nicht machbar für die Dresdner. Das tut mir im Herzen weh, weil ich da eine Zeit gespielt habe“, sagte Uwe Rösler vom abstiegsbedrohten Erstligisten Fortuna Düsseldorf.

Rösler, der selbst von 1990 bis 1992 für Dynamo in der Bundesliga spielte, unterstützte Löwe: „Über die Wortwahl kann man sich immer streiten, aber nicht über die Inhalte, die er gesagt hat.“

Und selbst mit etwas Abstand äußerte sich Löwe immer noch erzürnt und stellte erneut die Frage: „Wäre diese Situation genauso eingetreten, wenn der FC Bayern, Borussia Dortmund oder RB Leipzig in derselben Situation gewesen wären?“ Die Antwort lieferte er gleich mit: „Ich glaube, dass dann andere Mittel und Wege gefunden worden wären, um die Saison zu Ende zu spielen. Da kommst du dir schon verarscht vor. Wir sind ja nur ein Zweitligist, der eh absteigt.“

Zwar räumte der Profi eine „unterirdische Hinrunde“ der Sachsen ein, doch was jetzt passiere, „das ist einfach eine Wettbewerbsverzerrung von ganz besonderem Ausmaß“. Er glaube, dass die Dresdner das einzige Team in Deutschland und wahrscheinlich auch Europa waren, das vor der Wiederaufnahme der Saison in Heim-Quarantäne war - „also nicht in der Lage waren zu laufen, nur Fahrrad gefahren sind und dadurch die körperlichen Voraussetzungen auch noch mal ganz andere waren.“

Diesem Tenor folgte auch Markus Kauczinski. „Auch ich habe daran zu knabbern. Der Spielplan ist für uns schwerer als für andere.“ Er sei „vielleicht altmodisch, aber Wettkampf und Chancengleichheit sind für mich das A und O, weil ich mich mit dem, was ich trainiere, auch vergleichen will“, betonte der Dynamo-Trainer.

Der Zweitliga-Tabellenletzte hat nach der dritten Niederlage in Serie kaum noch Chancen auf den Klassenverbleib. Am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) muss der Club beim SV Sandhausen ran. Dort braucht Dresden dringend einen Sieg sowie Patzer der Konkurrenten Wehen Wiesbaden und Karlsruher SC, sonst ist der dritte Zweitliga-Abstieg der Vereinsgeschichte besiegelt. „Wir wissen noch nicht, wo wir in zwei Tagen die Kraft hernehmen sollen, um wieder aufzustehen“, sagte Kauczinski, versprach aber: „Wir werden wieder aufstehen, und wir werden uns dagegenstemmen und kämpfen.“

(ako/dpa)
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