„Soll das ein Witz sein?“ Sky-Reporter verärgert Trainer und Spieler von Dynamo Dresden

Düsseldorf · Trotz eines 1:0-Sieges beim SV Sandhausen ist der Abstieg von Dynamo Dresden so gut wie besiegelt. Das weiß der Klub, das weiß die Mannschaft, das weiß Trainer Markus Kauczinski. Kein Hinderungsgrund für Sky-Reporter Marcus Lindemann, Spieler und Trainer trotzdem auf theoretische Chancen anzusprechen.

 Markus Kauczinski.

Markus Kauczinski.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Zweitligist Dynamo Dresden gewann am 33. Spieltag dank eines Last-Minute-Tores von Marco Hartmann (90.) 1:0 beim SV Sandhausen. Der Abstieg ist dennoch nahezu besiegelt, da der ärgste Konkurrent Karlsruher SC zeitgleich nach einem 0:3-Rückstand noch einen Zähler gegen Arminia Bielefeld (3:3) ergatterte. Bei drei Punkten Rückstand und die um 14 Treffer schlechtere Tordifferenz als die Badener ist der Klassenverbleib damit nahezu ausgeschlossen.

Angesichts dieser doch arg minimalen theoretischen Chance reagierte Dynamo-Trainer Markus Kauczinski genervt, als er von Sky-Reporter Marcus Lindemann darauf angesprochen wurde. Dieser hatte den Dynamo-Trainer zunächst gefragt, was dieses 1:0 denn wert sei. Die kurze Antwort: „Ja, nichts“. Doch der Reporter hakte nach: „Heißt?“ Kauczinski zeigte sich verwundert und blaffte zurück: „Wir sind abgestiegen. Oder habe ich irgendwas nicht mitgekriegt?“ Doch für den Reporter steht der Abstieg alles andere als fest, er verwies auf die theoretischen Chancen des Klubs. „Ich habe zusammengerechnet: Drei Punkte Rückstand und das um 14 Tore schlechtere Torverhältnis im Vergleich zum KSC...“. Genervt entgegnete Kauczinski: „Soll das ein Witz ein? Wollen Sie mich jetzt hier verarschen, oder was?“ Den Sky-Reporter schien dies aber nicht zu stören, er beharrte auf seinen Standpunkt: „Das hat nichts damit zu tun, also rein theoretisch wäre es noch möglich.“ Zu viel für den Dyanmo-Trainer, der resignierte und es bei einem „Alles klar“ beließ.

Doch damit nicht genug, auch Dresdens Marco Hartmann wurde mit der Frage nach dem Glauben an die Rettung konfrontiert. „Also...was willst du mir denn jetzt erzählen“, sagte der Mittelfeldspieler auf die Frage nach einem Was-wäre-wenn-Szenario. „Ich bin der letzte, der irgendwas aufgibt. Aber es sind 14 Tore. Wann sind das letzte Mal 14 Tore gefallen? Such dir irgendeinen Spieltag aus.“ Auch auf diesen Einwand hatte der Sky-Reporter eine Antwort parat: „Ich bin ein bisschen älter als Sie. 1978 hat Gladbach mal 12:0 gewonnen.“ Aufgeben komme für den 32-Jährigen auch nicht in Frage, nur müsse man sich realistische Ziele setzen, entgegnete Hartmann genervt.

Auch bei Dynamo scheint man der Realität ins Auge zu blicken. „Wir sind raus – leider“, twitterte der Klub. Wohlwissend, dass der Relegationsplatz noch theoretisch möglich ist, allein daran glauben mag keiner mehr. „Das schmerzt sehr. Danke für eure Unterstützung, Dynamo-Fans. Wir werden gemeinsam wieder aufstehen. Für Dynamo. Für Dresden.“

Aufgrund positiver Coronafälle und anschließender Team-Quarantäne konnten die Dresdner erst verspätet den Spielbetrieb wieder aufnehmen. Die Folge: Acht Spiele in 22 Tagen. Das Mammutprogramm war nicht zu stemmen für aufopferungsvoll kämpfende Sachsen. In acht Partien verlor das Team bei zwei Siegen fünfmal. Zu wenig im Kampf um den Klassenerhalt. Nach vier Jahren in der 2. Bundesliga muss Dynamo nun den bitteren Gang in die 3. Liga antreten.

Zuletzt hatte sich bereits Dynamo-Verteidiger Chris Löwe, der beim Sieg in Sandhausen wegen mit Rot vom Platz geflogen war, den Frust von der Seele geredet und unter Tränen die DFL mit harschen Worten kritisiert.

(old)
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