Fans in Münster Starkes Zeichen gegen Rassismus

Münster · Ein Mann hat im Drittligaspiel zwischen Preußen Münster und den Würzburger Kickers Würzburgs Leroy Kwadwo mit Affenlauten beleidigt. Das Publikum in Münster reagierte energisch.

 Leroy Kwadwo (r.)  von den Würzburger Kickers und Lucas Cueto von Preußen Münster im Zweikampf.

Leroy Kwadwo (r.) von den Würzburger Kickers und Lucas Cueto von Preußen Münster im Zweikampf.

Foto: dpa/Carsten Pöhler

Es lief die 87. Spielminute in der Drittliga-Partie zwischen Preußen Münster und den Würzburger Kickers am Freitagabend, als Würzburgs Leroy Kwadwo mit gesenktem Kopf zu Schiedsrichter­in Katrin Rafalski ging. Dann zeigte er sichtlich geknickt Richtung Tribünenbereich A im Preußenstadion. „Es war relativ schnell klar, was da passiert sein muss“, erklärt Christian Straßburger, der das Spiel für den Telekom-Sender MagentaSport vor Ort kommentiert hat.

Der 23-jährige Kwadwo wurde von einem Mann mit rassistischen Aussagen und Affenlauten beleidigt. „Die Zuschauer in Münster haben sofort reagiert. Gemeinsam stimmten sie ‚Nazis raus’ an und zeigten auf den Täter“, beschreibt Straßburger. So halfen die Zuschauer dem Ordnungsdienst bei der Identifizierung des Mannes. Laut Polizei soll eine Anzeige wegen Volksverhetzung gestellt werden. „Ich hoffe, dass dieser Mann für lange Zeit kein Stadion mehr von innen sieht. So ein Verhalten muss hart sanktioniert werden. Da darf es null Toleranz geben“, wettert Straßburger.

So traurig dieser neuerliche Rassismus-Vorfall im deutschen Fußball sei, die Reaktion des Publikums in Münster empfand der Kommentator als absolut vorbildlich: „Scheinbar haben kleine Teile unserer Gesellschaft diese rassistischen Meinungen leider in sich. Es ist gut zu sehen, dass wir etwas erreichen und so etwas unterbinden können, wenn wir gemeinsam aufstehen. Die Fans in Münster sind ein Vorbild.“

Auch Kwadwo, der am Samstagabend im „Aktuellen Sportstudio“ (ZDF) zu Gast war, bedankte sich ausdrücklich beim Münsteraner Publikum: „Das hat mir geholfen, da noch ruhiger zu bleiben. Die Fans haben da schon einiges an Arbeit geleistet, dafür bin ich dankbar. Wenn sowas passiert, dass man dann im Verbund sowas im Keim erstickt und solchen Leuten keine Chance lässt.“ Zudem sprach er sich deutlich für Spielabbrüche als entschlossene Reaktion auf Rassismus aus: „Der Fußball hat eine große Macht. Wir sollten dann alle zusammenrücken, sagen, so geht es nicht weiter, dann spielen wir nicht“. Schon zuvor hatte sich der 23-jährige Deutsche mit einem emotionalen Statement auf der Vereinshomepage zu Wort gemeldet. „Dies macht mich einfach nur traurig. Ich habe zwar eine andere Hautfarbe, aber ich bin hier geboren, in diesem wunderbaren Land, das mir und meiner Familie so viel gegeben und erst ermöglicht hat. Ich bin einer von Euch.“

Nachdem es zuletzt schon beim DFB-Pokalspiel zwischen Schalke 04 und Hertha BSC rassistische Anfeindungen gegen den Berliner Jordan Torunarigha gegeben hatte, reagierte die Branche hierzulande mit großem Unverständnis auf den neuerlichen Vorfall. Der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger vom FC Chelsea twitterte: „Wahnsinn... und schon wieder ein Vorfall. Unfassbar. Aber Respekt vor den Reaktionen der Zuschauer.“ Der Deutsche Fußball-Bund verurteilte die Tat, lobte die Reaktionen im Stadion und verwies auf das richtige Handeln von Schiedsrichterin Katrin Rafalski. Sie habe gemäß des Drei-Stufen-Plans der Europäischen Fußball-Union (Uefa) eine Stadiondurchsage veranlasst und versucht, Kwadwo zu beruhigen.

Gastgeber Preußen Münster entschuldigte sich sofort bei dem jungen Spieler und den Gästen aus Würzburg. „Das ist nichts, was auf den Fußballplatz und schon gar nicht in unser Stadion gehört. Solche Leute wollen und brauchen wir hier nicht“, sagte Preußen-Vereinspräsident Christoph Strässer. Auch die Würzburger hoben die Reaktion von Zuschauern und Klub hervor. „Das hat nirgendwo etwas verloren, das tolerieren wir als Verein nicht, und niemand in Deutschland sollte so etwas tolerieren. Wir sagen Danke an die Zuschauer, wie die Reaktion darauf war“, sagte Kickers-Trainer Michael Schiele auf der Pressekonferenz nach der Begegnung. (mit dpa)

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