„Nazis raus“-Rufe Münster-Fans lassen Rassisten aus Stadion schmeißen

Münster · Kurz vor dem Ende des Drittliga-Spiels zwischen Preußen Münster und den Würzburger Kickers kommt es zu einer rassistischen Beleidigung auf der Tribüne. Die Fans und der Verein reagieren sofort.

 Leroy Kwadwo (r.)  von den Würzburger Kickers und Lucas Cueto von Preußen Münster im Zweikampf.

Leroy Kwadwo (r.) von den Würzburger Kickers und Lucas Cueto von Preußen Münster im Zweikampf.

Foto: dpa/Carsten Pöhler

Mit einer bemerkenswerten Aktion und lautstarken „Nazis raus“-Rufen haben Fans des Bundesliga-Gründungsmitglieds Preußen Münster auf einen Rassismus-Vorfall reagiert. In der Schlussphase des Drittliga-Spiels gegen die Würzburger Kickers am Freitagabend (0:0) hatte ein Mann auf der Tribüne den Gäste-Profi Leroy Kwadwo beleidigt und Affenlaute in dessen Richtung gemacht. Nach Vereinsgaben zeigten daraufhin andere Fans auf den Zuschauer, damit dieser von Ordnungskräften ausfindig gemacht werden konnte. Zudem riefen zahlreiche Fans „Nazis raus“, wie der Club mitteilte.

Ein Sprecher der Polizei bestätigte dem „Spiegel“ die Beleidigungen. Der Mann sei vor dem Stadion in Gewahrsam genommen und auf das Präsidium gebracht worden. Demnach soll gegen den Mann eine Anzeige wegen Volksverhetzung gestellt werden. Wie der „Spiegel“ weiter schreibt, soll der Mann nach Informationen der Polizei Kwadwo auch zugerufen haben: „Geh zurück in dein Loch.“

Auf Fotos auf der Preußen-Vereinsseite ist zu sehen, dass der 23 Jahre alte Abwehrspieler die Fifa-Schiedsrichterin Katrin Rafalski auf den Vorfall aufmerksam machte und in Richtung Tribüne zeigte. „Sowas gehört nicht ins Stadion. Ich habe nicht gedacht, dass mir so etwas mal passieren würde“, wurde Kwado von den „Westfälischen Nachrichten“ zitiert und bedankte sich für die Reaktion der Fans.

Kostenpflichtiger Inhalt Zuletzt hatte es auch im DFB-Pokalspiel zwischen dem FC Schalke 04 und Hertha BSC einen Rassismus-Vorfall gegeben. Am 4. Februar hatten Schalker Fans Hertha-Profi Jordan Torunarigha beleidigt. Schalke wurde zu einer Geldstrafe von 50 000 Euro verurteilt.

In Münster entschuldigten sich die Gastgeber bei Kwadwo und den Gästen aus Würzburg. „Das ist nichts, was auf den Fußballplatz und schon gar nicht in unser Stadion gehört. Solche Leute wollen und brauchen wir hier nicht. Wir distanzieren uns ganz klar von solchen Äußerungen“, sagte Vereinspräsident Christoph Strässer.

Die Würzburger hoben die Reaktion von Zuschauern und Club hervor. „Das hat nirgendwo etwas verloren, das tolerieren wir als Verein nicht und niemand in Deutschland sollte so etwas tolerieren. Wir sagen Danke an die Zuschauer, wie die Reaktion darauf war“, sagte Kickers-Trainer Michael Schiele auf der Pressekonferenz.

Der Würzburger Kapitän Sebastian Schuppan äußerte sich „schockiert“. „Mal wieder kamen Affen-Laute von den Rängen. Aber anders als in vielen vorherigen Situationen hat das Stadion sehr gut reagiert. Die Polizei hat ihn festgenommen und ich hoffe, er darf nie wieder ein Fußballspiel besuchen“, twitterte der 33 Jahre alte Routinier.

Der Deutsche Fußball-Bund hat den Rassismusvorfall verurteilt und die Reaktionen darauf hervorgehoben. „So traurig und beschämend der rassistische Vorfall gegenüber Leroy Kwadwo“ gewesen sei, „so vorbildlich waren die sofortigen Reaktionen darauf“, twitterte der DFB am Samstagmorgen auf seinem Account zur 3. Liga.

Kwadwo selbst zeigte sich in einem Statement auf der Vereinsseite der Würzburger Kickers schockiert von dem Vorfall, bedankte sich aber auch bei den Fans in Münster:

„An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei allen Menschen im Stadion, den Verantwortlichen und Spielern von Preußen Münster und ganz besonders meinem Team und den Kickers bedanken, die mir sofort zur Seite gestanden sind. Eure Reaktion ist vorbildlich - Ihr könnt Euch gar nicht denken, was diese mir und auch allen anderen farbigen Spielern bedeutet.“

(rent/dpa)
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