DFB-Gegner in der WM-Qualifikation Erat erklärt Aserbaidschans Fußball

Duisburg · Am Sonntag spielt Deutschland in der WM-Qualifikation in Baku. Der Tugrul Erat, Mittelfeldspieler des Drittligisten MSV Duisburg, weiß, worauf es ankommen wird.

Tugrul Erat: Fortuna Düsseldorfs Eigengewächs
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Das ist Tugrul Erat

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Foto: Falk Janning

Den Sonntagabend hat Tugrul Erat fest verplant. Natürlich werde er sich das WM-Qualifikationsspiel zwischen Aserbaidschan und Deutschland (Sonntag, 18 Uhr/Live-Ticker) auf dem heimischen Sofa angucken, sagt der Mittelfeldspieler des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg und lässt die weißen Zähne aufblitzen.

Es ist bei Weitem kein gequältes Lächeln, sondern ehrliche Vorfreude. Dabei hätte der 24-Jährige allen Grund, traurig zu sein. Schließlich hätte er die Chance gehabt, in der Hauptstadt Baku gegen sein Geburtsland, den amtierenden Weltmeister anzutreten. Doch den Gedanken daran lächelt der gebürtige Nettetaler direkt weg. "Ich habe schon länger nicht für Duisburg gespielt, weshalb ich auch nicht mit einer Nominierung gerechnet habe", erklärt Erat, "aber es gibt ja noch ein Rückspiel, und dafür werde ich alles geben, um vielleicht dann dabei zu sein."

Es wäre sein viertes A-Länderspiel für das Land am Kaspischen Meer, das wirtschaftlich vor allem von seinen Erdöl- und Erdgasreserven profitiert. Und es würde sich auf gewisse Weise auch ein Kreis schließen, denn immerhin war es ein Deutscher, der Erat den Weg nach Aserbaidschan ermöglichte. Sein Name: Bernhard Lippert. Seit 2008 ist der 55-Jährige technischer Direktor beim aserbaidschanischen Fußballverband und für die U21-Nationalmannschaft verantwortlich.

In dieser Funktion wurde er vor vier Jahren auch auf den damaligen Düsseldorfer aufmerksam. Der Grund: Die Großeltern des Deutsch-Türken haben Wurzeln in Aserbaidschan, weshalb er nach kurzer Einbürgerungsphase für das "Land des Feuers" spielberechtigt war. Der Anfang einer besonderen Beziehung. "Bernhard Lippert mochte mich, hat mich immer spielen lassen und ich habe auch einige Tore für die U21 geschossen. Insgesamt hatten wir ein gutes Verhältnis", erinnert sich Erat. "Zudem hatte er einen guten Draht zum damaligen Nationaltrainer Berti Vogts." Mit der Empfehlung von drei Toren in nur vier U-21-Spielen debütierte er im März 2014 im Freundschaftsspiel gegen die Philippinen (1:0) für die A-Nationalmannschaft. "Von außen hält man Berti Vogts ja immer für einen harten Hund, aber eigentlich ist eher ein lockerer Typ, der auch mal ein paar Späße und Witze gemacht hat", sagt Erat.

Neben schönen Erinnerungen hat der ehemalige Bundestrainer während seiner Amtszeit (2008-2014) aber auch ein fußballerisches Erbe hinterlassen, von dem auch sein Nachfolger Robert Prosinecki heute profitiert. "Berti Vogts hatte ein Defensivkonzept, wo wir eher tief gestanden und mit Kontern gespielt haben", erläutert Erat. Auch deshalb blieb Aserbaidschan in den ersten drei Qualifikationsspielen gegen San Marino, Norwegen (beide 1:0) und Tschechien (0:0) ohne Gegentor. Unter Prosinecki steht reines Mauern allerdings auf dem Index: "Er möchte vor allem den spanischen Stil spielen lassen, mit vielen Passfolgen - ähnlich dem Tiki-Taka - und immer nach vorn attackieren." Das verspricht ein interessanter Fußballabend zu werden, wobei Erat auf dem Teppich bleibt. "Die ersten beiden Spiele haben für eine Euphorie gesorgt. Aber man sollte realistisch sein. Gegen Deutschland wird es schwer werden, da denke ich schon, dass sie gewinnen werden", sagt er augenzwinkernd. Und da blitzen die Zähne wieder.

(RP)
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