3. Liga MSV auf Aufstiegskurs — aber Spieler verweigern Gang in die Kurve

Der Stimmungsbericht aus der Wedau am Samstagnachmittag: eisig unterkühlt. Unter den Anhängern des MSV Duisburg regiert die Angst, das anvisierte Ziel Wiederaufstieg in die 2. Liga zu verpassen. Das ließen sie ihr Team spüren.

 Kingsley Onuegbu leitete die Wende für den MSV Duisburg ein.

Kingsley Onuegbu leitete die Wende für den MSV Duisburg ein.

Foto: dpa, rwe axs

Pfeifkonzerte, "Wir wollen euch kämpfen sehen" — und höhnische "Oh, wie ist das schön"-Gesänge hallten bereits nach 30 Minuten dem Drittliga-Spitzenreiter entgegen. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Hausherren gegen den FSV Frankfurt bereits 0:2 zurück. Am Ende hieß es zwar dank einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte und dreier Tore innerhalb von nur acht Minuten 3:2. Eine Versöhnung zwischen Mannschaft und Fans blieb aber aus. Der MSV grüßt weiter von der Tabellenspitze, der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt bei noch vier ausstehenden Spielen weiter sechs Punkte. "Es war ein Unterschied wie Tag und Nacht zwischen den beiden Halbzeiten: eine katastrophale erste Hälfte von uns, dann eine gute zweite mit guter Aggressivität", analysierte Trainer Ilia Gruev.

Auf dem Papier war die Rollenverteilung klar. Tabellenführer empfängt Drittletzten. Auf dem Platz war davon aber zunächst nichts zu sehen. Frankfurt, von Ex-MSV-Trainer Gino Lettieri gut eingestellt, warf alle Tugenden in die Waagschale, die es im Existenzkampf braucht, während der MSV völlig verunsichert und pomadig auftrat. Die ersten zaghaften Versuche aufs Duisburger Tor waren dabei noch nicht zielgerichtet genug. Cagatay Kader änderte das. Er wurde aber auch herzlichst dazu eingeladen. Die FSV-Sturmspitze dribbelte ohne Gegenwehr einmal quer durch die Duisburger Abwehr und schoss lässig zur Führung ein (12.). Als Wachmacher für den MSV diente das Tor nicht. Acht Minuten später ließen sich Tugrul Erat und Dustin Bomheuer übertölpeln. Bentley Baxter Bahn lupfte den Ball mit viel Technik im Fuß über Torhüter Mark Flekken zum 2:0 ins Tor. Duisburgs einzig nennenswerte offensive Aktion im ersten Durchgang war eine verunglückte Flanke von Erat, die relativ knapp am Winkel vorbeisegelte (26.). Das war es schon — für einen Aufstiegsaspiranten viel zu wenig. Die Zuschauer machten ihrem Unmut Luft, taten dem Team damit aber sicherlich keinen Gefallen.

Zur zweiten Hälfte reagierte Trainer Gruev und brachte in Tim Albutat und Ahmet Engin frische Kräfte. Es sollte sich auszahlen. Engins Flanke und Kingsley Onuegbus Kopfball brachten den MSV wieder ins Spiel (53.). Torhüter Jannis Pellowski sah bei diesem Treffer gar nicht gut aus. Und plötzlich spiegelte sich die Tabellenkonstellation auch auf dem Rasen wieder. Duisburg agierte, Frankfurt reagierte — allerdings viel zu langsam.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Erst fälschte Denis Streker eine Flanke unglücklich zum Ausgleich ins eigene Tor ab (57.), kurz darauf köpfte Enis Hajri einen Eckball von Fabian Schnellhardt zum 3:2-Siegtreffer ins Tor (61.). Acht Minuten hatte das MSV-Team gebraucht, um den Anhang versöhnlich zu stimmen.

Doch nach Schlusspfiff wurde klar: Das Team vergisst nicht so schnell. Die Mannschaft verweigerte den sonst üblichen Gang in die Fankurve, was wiederum mit Pfiffen von einem Teil der Anhängerschaft quittiert wurde. Ein Schulterschluss im Kampf um den Aufstieg sieht anders aus. Gruev hatte davon nichts mitbekommen. "Wir werden das in der Mannschaft besprechen, was da los war. Ich weiß es nicht. Mich interessiert das auch", sagte Gruev. Fabian Schnellhardt erklärte: "Man muss die Angst der Fans auch verstehen, aber so etwas wie in der ersten Halbzeit hilft uns nicht", sagte Schnellhardt.

(erer)
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