KFC Uerdingen bangt um Drittliga-Lizenz Zu früh gefreut?

Krefeld · Der KFC Uerdingen hat dem DFB offenbar nicht rechtzeitig die Liquidität nachgewiesen. Nun gibt es nur noch die Hoffnung, vor einem Verbandsausschuss am Montag die Lizenz für die 3. Liga zu bekommen.

 Party am Krefelder Rathaus - da schien der Aufstieg in die Dritte Liga noch perfekt.

Party am Krefelder Rathaus - da schien der Aufstieg in die Dritte Liga noch perfekt.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Der KFC Uerdingen lebte seinen Traum. Ein starker Saisonendspurt der beeindruckenden Serie von zwölf Siegen in Folge bescherte dem Verein den sportlichen Aufstieg in die Dritte Liga. Tausende feierten am Montag ausgelassen auf dem Rathausplatz den Verein, Pokalsieger von 1985, der 14 Jahre in der Bundesliga spielte, bis in die sechste Liga abstürzte und nun nach 13 Jahren wieder drittklassig war.

Am Mittwoch geriet der Traum zum Albtraum. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) teilte mit, dass der Antrag des KFC auf Zulassung zur Dritten Liga am Montag vom Zulassungsbeschwerdeausschuss geprüft wird. „Der Verein musste zum Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit im Rahmen des Zulassungsverfahrens zur 3. Liga bis spätestens 29. Mai, 15.30 Uhr (Ausschlussfrist), unter anderem eine Liquiditätsreserve als Guthaben beim DFB erbringen. Die mit der Bedingung geforderte Liquiditätsreserve des KFC Uerdingen ging nach derzeitigem Stand am Dienstag möglicherweise erst nach Ablauf der Ausschlussfrist ein. Die Nichteinhaltung der Frist hätte nach den Statuten zur Folge, dass die Bedingung nicht erfüllt ist und daher keine Zulassung erteilt werden könnte.“

Seit dieser DFB-Meldung ist in Krefeld nichts mehr wie es war. Für die Fans, Spieler, Trainer und Vorstand brach eine Welt zusammen. Mikhail Ponomarev, KFC-Präsident, Gesellschafter und Hauptsponsor, versteht die Welt nicht mehr. „Im Lizenzverfahren haben wir alle Punkte in vollem Umfang erfüllt, zu 100 Prozent transparent und korrekt gearbeitet und finanzielle Garantien in einer Höhe abgegeben, die in dieser Liga in Deutschland einmalig sind“, schrieb er. Und er deutet an, dass möglicherweise etwas schief gelaufen ist. „Wir haben das Geld sogar zwei Mal überwiesen.“ Zugleich weist er anderen, Banken und Dienstleistern, die Schuld zu.

Genau hier unterscheidet sich der „Fall Uerdingen“ von ähnlich gelagerten Fällen der Vergangenheit, die es durchaus gab. Der Zwangsabstieg des SV Wilhelmshaven 2001 war der Tatsache geschuldet, dass eine Seite per Fax den DFB nach Mitternacht erreichte. Meist wurde Vereinen die Lizenz jedoch aus finanziellen Gründen verweigert, wie 2013 dem MSV Duisburg. Hingegen hatte Eintracht Frankfurt 2002 nach der Lizenzverweigerung aufgrund einer nicht erbrachten Bankgarantie mit einer Klage vor dem ständigen, neutralen Schiedsgericht Erfolg.

Ist die Wirtschaftsschwäche anderer Vereine dem DFB ein Dorn im Auge, so ist die Finanzkraft des KFC Uerdingen mit dem russischen Unternehmer Ponomarev an der Spitze möglicherweise auch nicht gern gesehen. Sein selbstbewusster Hinweis „Unsere Garantien sind tadellos und die finanziell stärksten in der 3. Liga“ wird von Kritikern, die Investoren strikt ablehnen, als Protzerei verstanden. Seine durchaus missverständliche Formulierung, bei der er nicht gut beraten war, er sehe im Falle einer Lizenzverweigerung nicht, wie er sein Engagement aufrecht erhalten könne, wird als Drohung ausgelegt. Beides kann so gedeutet werden, ist aber falsch.

Eines aber zeigt der „Fall Uerdingen“ sehr deutlich: dass der Verein lange nicht im Profifußball beheimatet war. Er ist nicht gut vernetzt, ansonsten wäre sicherlich rechtzeitig ein Hinweis aus Frankfurt eingegangen.

Sollte den Uerdingern tatsächlich die Lizenz aus formellen, nicht wirtschaftlichen Gründen verweigert werden, so rückt laut Statuten der SV Waldhof Mannheim auf, dessen Fans beim Relegationsrückspiel für Ausschreitungen mit 45 Verletzten sowie einen Spielabbruch gesorgt hatten. In der Stadt wird bereits gemunkelt, aus dem benachbarten Frankfurt sei signalisiert worden, Waldhof starte daher mit neun Minuspunkten in der Dritten Liga. Sollte dies so sein, so steht fest: Die sportlich unterlegenen Waldhöfer sind besser vernetzt.

(ths)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort