Derby zwischen Rostock und Magdeburg "Kotzt mich richtig an": Chaoten bestimmen die Schlagzeilen

Im Vorfeld hatten Hansa Rostock und der 1. FC Magdeburg viel für ein friedliches Duell der ehemaligen DDR-Oberligaklubs getan, doch erneut waren sie gegen die Chaoten in ihren eigenen Fan-Reihen machtlos.

 Krawalle beim Ostderby

Krawalle beim Ostderby

Foto: Screenshot Twitter

Nach 25 Jahren kam es endlich wieder zu einem Ligaspiel zwischen den Traditionsklubs Hansa Rostock und 1. FC Magdeburg - und dann bestimmten erneut die Chaoten die Schlagzeilen. Die Ausschreitungen vor, während und nach dem 1:1 (0:0) am Mittwochabend zwischen den Drittligisten im Rostocker Ostseestadion sorgten für Frust auf allen Seiten. "Das kotzt mich richtig an", sagte Hansa-Klubchef Michael Dahlmann.

Auch Rainer Milkoreit, DFB-Vizepräsident und Chef des Nordostendeutschen Fußballverbandes NOFV, zeigte sich im Gespräch mit dem SID bestürzt: "Bislang waren die Ostderbys in der 3. Liga relativ ruhig, aber jetzt haben einige Chaoten die Bühne des Fußballs wieder für ihre Zwecke missbraucht. Jeder dieser Auswüchse ist einer zu viel, dagegen müssen wir hart vorgehen."

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird mit Sicherheit Ermittlungen einleiten, beiden Vereinen droht eine empfindliche Strafe. Am Freitag kündigte Hansa selbst an, im nächsten Heimspiel gegen Dynamo Dresden am 3. Oktober (14.00) die Südtribüne zu schließen. "Die Grenze ist überschritten", betonte Dahlmann.

Das hitzige Duell zwischen den früheren DDR-Oberligisten vor 16.300 Zuschauern musste bereits in der 2. Minute unterbrochen werden, weil in beiden Fanblöcken Bengalos und Knallkörper gezündet worden waren und dichter Rauch die Sicht erschwert hatte. Schiedsrichter Sven Jablonski (Bremen) schickte beide Teams in der 10. Minute für rund eine Viertelstunde in die Kabinen, erst danach beruhigte sich Lage.

Nach dem Abpfiff entluden sich die Aggressionen einiger Chaoten in Richtung der Polizei. Etwa 100 Vermummte, die laut Polizeiangaben dem Fanspektrum des FC Hansa zuzuordnen sind, bewarfen mit Steinen das neue Polizeizentrum in der Ulmenstraße. Dabei wurde eine Fassade und eine Fensterscheibe beschädigt. Bereits vor einem Jahr hatten Hansa-Hooligans nach einem Ligaspiel gegen Dynamo Dresden eine Rostocker Polizeidienststelle attackiert.

Dynamo Dresden: Chronologie der Ausschreitungen
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Schon bei der Anreise der Magdeburger Fans war es zu Übergriffen gekommen. Auf der Höhe der Ortschaft Neu Lübsdorf wurde der Zug mit Gegenständen durch mehrere vermummte Täter beworfen. Auf dem unmittelbaren Weg zum Ostseestadion war es zu körperlichen Auseinandersetzungen mit Hansa-Rowdys gekommen. Die Polizei setzte 85 Beteiligte fest und nahm deren Identitäten auf.

Insgesamt waren 1300 Polizeibeamte im Einsatz. Es wurden Ermittlungen unter anderem wegen Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung, wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz sowie wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr aufgenommen. Verletzt wurde nach ersten Einschätzungen aber niemand.

"Wir haben alles versucht, um solche Vorfälle zu verhindern. Verstärkte Einlasskontrollen, Sprengstoff-Spürhunde wurden eingesetzt, Karten nur an Fans aus Mecklenburg-Vorpommern verkauft", sagte Hansa-Klubchef Dahlmann. Die Spieler verzichteten nach dem Abpfiff darauf, sich vor der Fankurve zu verabschieden. "Das sollte kein Affront sein, aber wir wollten zur Beruhigung beitragen", betonte Dahlmann.

Das Sportliche rückte einmal mehr in den Hintergrund. Die Rostocker waren durch ein Eigentor von FCM-Abwehrspieler Andre Hainault (48.) in Führung gegangen, Burak Altiparmak gelang noch der Ausgleich für die Gäste (68.). Freuen wollte sich über das Unentschieden keiner so richtig, denn durch das Fehlverhalten einiger Chaoten gab es an diesem Abend eigentlich nur Verlierer.

(sid)
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