Nach bitterem Abstieg Cottbus: Platzsturm, ungewisse Zukunft und blutende Herzen

Bis in die Schlussminuten schien Energie Cottbus gerettet, am Ende mussten die Lausitzer aber doch noch absteigen. Sieben Jahre nach dem Abstieg aus der Bundesliga sind die Cottbuser in der Viertklassigkeit angekommen.

Claus-Dieter Wollitz – Pele, Osnabrücker und Trainer in Cottbus
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Das ist Claus-Dieter "Pele" Wollitz

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Foto: dapd, dapd

In der 89. Minute stand die Welt im Cottbuser Stadion der Freundschaft für einen Moment still. Gerade noch hatten die knapp 14.000 Zuschauer den zum Greifen nahen Klassenerhalt gefeiert - doch nach dem entscheidenden Gegentor zum 2:2 herrschte urplötzlich nur noch entsetztes Schweigen. Alle Hoffnungen auf den Klassenerhalt waren zerplatzt, zerstoben, zerstört. Schockstarre.

Am Ende verlor Energie Cottbus gegen den FSV Mainz 05 II sogar 2:3 - sieben Jahre nach dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga sind die Lausitzer von der Landkarte des Profifußballs verschwunden. Auf den Tag genau zehn Jahre nach dem Aufstieg in die Bundesliga und nach insgesamt 19 Jahren Profifußball stürzten die Lausitzer in die Viertklassigkeit. Erstmals in der Vereinsgeschichte.

"Mein Herz blutet", sagte Kapitän Richard Sukuta-Pasu, der sein Team nach dem 0:1 zum zwischenzeitlichen 2:1 geschossen hatte. Das hätte zur Rettung gereicht. Am Ende fehlten nur wenige Minuten.

Dem Verein steht nun eine ungewisse Zukunft bevor. Und die gesamte Lausitz leidet mit ihrem sportlichen Aushängeschild, das einst als "gallisches Dorf" der Bundesliga auch den Branchengrößen getrotzt hatte. Selbst der Rekordmeister Bayern München musste zu Erstligazeiten zweimal als Verlierer das Stadion der Freundschaft verlassen. Mit Tränen in den Augen saßen die Angestellten des Klubs nach dem Spiel vor der Geschäftsstelle. Der sich seit langem abzeichnende Niedergang hatte seinen Tiefpunkt erreicht.

"Das ist ein bitterer Fußball-Moment", sagte Trainer Claus-Dieter Wollitz. Der für die letzten Spiele engagierte extrovertierte Retter hatte noch auf den Feld das Wort ergriffen und einige auf den Platz gestürmte Fans beruhigt. Mit "Vorstand raus"-Rufen hatten diese ihrer Enttäuschung Luft gemacht.

Als einer der Schuldigen steht nun der Vorstand um Präsident Wolfgang Neubert in der Kritik, erste Gespräche über die zukünftige Ausrichtung des Vereins stehen an. Denn: In Nachwuchsakteur Philipp Knechtel hat nur ein Spieler überhaupt Vertrag für die Regionalliga, auch das weitere Engagement von Wollitz ist offen. Allerdings signalisierte der extrovertierte Coach seine Bereitschaft, weiter machen zu wollen. Zudem drohen massive finanzielle Einbußen.

"Mit irgendwelchen Vernichtungen ist noch nie irgendein Verein wieder aufgestanden. Mit klaren, überzeugten Entscheidungen hat der Verein auch wieder eine Chance aufzusteigen", sagte Wollitz: "Es ist noch lange nicht erledigt, auch wenn es bitter wird in den nächsten Wochen, bitter wird in den nächsten Monaten. Aber man muss jetzt auch eine Kraft entwickeln zu sagen: Jetzt erst recht."

Dabei wollte der Klub eigentlich in dieser Saison die Liga nach oben verlassen. Mit dem kolportiert zweithöchsten Etat aller Mannschaften waren die Lausitzer in die Spielzeit gestartet. Doch die Mannschaft war augenscheinlich schlecht zusammengestellt, hinzu kamen Fehler im Management. Drei Trainer versuchten ihr Glück - letztendlich vergebens.

(sid)
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