Fanforscher fordert "Soli" für mehr Sicherheit DFB ermittelt gegen Hansa und Dynamo

Berlin · Die Ausschreitungen beim Duell zwischen Hansa Rostock und Dynamo Dresden haben ein Nachspiel. Beiden Klubs drohen Strafen.

Hansa Rostock gegen Dynamo Dresden für zwölf Minuten unterbrochen
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Partie zwischen Rostock und Dresden für zwölf Minuten unterbrochen

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Foto: dpa, bwu fux

Der DFB ermittelt, die Politiker warnen, einige echte Fans wenden sich ab: Nach den schweren Krawallen im Drittliga-Duell zwischen Hansa Rostock und Dynamo Dresden stehen die Fußball-Traditionsklubs wegen ihrer Problemfans wieder einmal am Pranger.

Am Montag leitet der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wie erwartet Ermittlungsverfahren gegen beide Vereine ein. Da sowohl Hansa als auch Dynamo als Wiederholungstäter gelten, könnte eine mögliche Sanktion auch über eine Geldstrafe hinausgehen. Eines aber steht schon jetzt fest: Das ohnehin ramponierte Image hat durch das erneute Fehlverhalten einiger Anhänger nochmals gelitten.

Dresden stellte am Montag Strafanzeige gegen unbekannt. Dynamo-Krawallmacher hatten während der Partie im Gästeblock Pyrotechnik gezündet und diese in Richtung der gegnerischen Fans und aufs Spielfeld abgefeuert. Rostock muss sich wegen des möglicherweise unzureichenden Ordnungsdienstes verantworten. Die Randale nach dem Abpfiff, als Hansa-Hooligans Mülltonen in Brand gesetzt, Autoreifen von Gäste-Fahrzeugen zerstochen und eine Polizeidienststelle attackiert hatten, sind nicht Gegenstand der DFB-Ermittlungen.

Die Ausschreitungen, bei denen 13 Polizisten verletzt wurden, haben die Hansa- und Dynamo-Verantwortlichen scharf verurteilt. Ihre Macht- und Hilflosigkeit wird aber immer deutlicher. Deshalb forderte der renommierte Fanforscher Gunter A. Pilz einen Solidarfonds für mehr Sicherheit. "Vereine, denen es wirtschaftlich gut geht, zahlen in einen Fonds ein, aus dem sich finanzschwache Klubs bedienen können", sagte Pilz dem SID und begründete: "Manche Vereine sind in Sicherheitsfragen auch finanziell überfordert."

Dynamo Dresden: Chronologie der Ausschreitungen
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Dynamo Dresden: Chronologie der Ausschreitungen

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Mit dem zusätzlichen Geld könnten vor allem die unterklassigen Klubs zum Beispiel den eigenen Ordnungsdienst stärken oder die Fanarbeit intensivieren, erklärte Pilz. Um des Gewaltproblems Herr zu werden, bedürfe es aber eines Schulterschlusses aller Parteien: "Alle sind gefordert, damit diese Leute nicht weiter ihr Unwesen treiben können: Die Fans müssen sich wehren, die Vereine noch mehr tun, die Polizei und die Justiz stärker durchgreifen."

Lorenz Caffier, Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, versprach, das Thema auf der nächsten Innenministerkonferenz mit seinen Ressortkollegen zu besprechen. Caffier forderte Hansa aber eindringlich auf, das Problem mit seinen Hooligans besser in den Griff zu bekommen: "Gerade in Zeiten, in denen der Verein in solch großen finanziellen Schwierigkeiten steckt, kann er sich keinen weiteren Imageschaden leisten."

Randale überschattet WM-Start
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Für einige friedliche Fans ist das Maß bereits voll. "Sperrt den Laden doch einfach zu. Hansa Rostock ist tot", heißt es in einem Leserbrief an die Ostseezeitung. Auf der offiziellen Facebook-Seite von Dynamo Dresden lautete ein Kommentar: "Wenn es 10 Idioten gibt, die Pyrotechnik abbrennen und 2490 andere schauen nur zu und unternehmen nichts, um sich und den Verein zu schützen, dann sehe ich nur 2500 Straftäter."

(sid)
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