MSV Duisburg Der MSV kämpft um jeden Cent

Duisburg · Die Meidericher sind zurück in der 2. Fußball-Bundesliga. Bis zum 31. Mai hat der Klub noch Zeit, die Unterlagen für die Lizenz einzureichen. Auch vier Jahre nach der abgewendeten Insolvenz ist dieser Vorgang kein Selbstläufer.

MSV Duisburg: Profis feiern Aufstieg auf Rathausbalkon
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Foto: Christoph Reichwein

Peter Mohnhaupt ist im Stress. Der Stichtag für die Lizenzierung der 2. Fußball-Bundesliga am 31. Mai rückt immer näher. "Wenn wir die Unterlagen abgegeben haben, kann ich jedenfalls wieder ruhiger schlafen", sagt der Geschäftsführer des MSV Duisburg. Vier Jahre nach dem Lizenzentzug und der gerade noch abgewendeten Insolvenz kämpft der Klub weiter um jeden Cent. Die Rückkehr in die Zweite Liga ist für die Konsolidierung ein enorm wichtiger Schritt.

Mohnhaupt hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass ein weiteres Jahr Dritte Liga "finanziell schwer realisierbar" gewesen wäre. Die Altlasten aus dem Sommer 2013 wiegen nach wie vor schwer. Der größte Posten sind die Restschulden, die indes aus einem Schuldenschnitt resultieren. Im März 2014 erklärten die Gläubiger, auf 80 Prozent der Forderungen zu verzichten. Der Rest von 2,5 Millionen Euro wäre nun zum 1. Juli fällig geworden. Mohnhaupt ist es aber gelungen, die Last zu verteilen. "Insgesamt müssen wir sehr dankbar sein. Uns ist es nach der Insolvenz gelungen, seriös zu arbeiten, Vertrauen aufzubauen", erklärt der 41-Jährige. "Und dieses Vertrauen wird nun in Form von neuen Vereinbarungen auf längere Laufzeiten zurückgespiegelt. Somit haben wir keinen ganz großen Berg auf einmal abzutragen. Wir haben mit allen Gläubigern sehr, sehr faire Vereinbarungen getroffen."

Der Großteil der Restschulden liegt bei Schauinsland Reisen. Auch die Familie von Ex-Vereinsboss Hellmich ist dem MSV entgegengekommen. "Der Kontakt zu Walter Hellmich ist sachlich-freundlich", sagt Mohnhaupt. "Der Vorteil ist, dass ich weder mit Walter noch mit Marc Hellmich zu den ganz schwierigen Zeiten Kontakt hatte. Da war ich ja noch nicht an Bord. Von daher kann ich die Gespräche etwas offener und emotionsloser angehen. Man muss hoch anerkennen, dass - trotz der Vergangenheit - große Bereitschaft seitens der Familie Hellmich besteht, den MSV weiter auf seinem Weg zu unterstützen."

Auch mit der Stadt Duisburg sei das Verhältnis besser geworden. Die Stadt ist Hauptanteilseigner der Stadionprojektgesellschaft und treibt somit die Miete für die Arena ein. Die erhöht sich von unter einer Million Euro in der Dritten Liga nun zwar. Da die Stadt dem MSV aber in einer neuen Vereinbarung sehr entgegengekommen ist, bleibt die Miete deutlich unter den 1,5 Millionen Euro, die der MSV zuletzt in der Zweiten Liga zahlen musste. "Wir tauschen uns in regelmäßigen Terminen aus. Dort berichten wir proaktiv, wie der Sachstand ist. Die Stadt, die dem MSV immer zur Seite steht, soll von uns und nicht von Dritten erfahren, wie es aussieht", sagt der Geschäftsführer. "Im Januar haben wir uns auf das jetzige Lizenzierungsverfahren vorbereitet. Dieser offene Austausch und die gut vorbereiteten Unterlagen werden goutiert."

Nun steht der Bedingungserfüllungsschluss für die Lizenzeinreichung bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) unmittelbar bevor. "Es läuft alles nach Plan", betont Mohnhaupt, auch wenn noch nicht alle Unterschriften unter Dach und Fach sind. "Wir gehen davon aus, dass wir die Unterlagen deutlich vor dem 31. Mai abgeben werden. Es ist mir wichtig, ein paar Tage Puffer zu haben. Damit wir Zeit zu reagieren haben, falls es - wider Erwarten - die ein oder andere Maßgabe zur Nachbesserung gibt."

Nach Informationen unserer Redaktion hat die DFL dem MSV bereits mitgeteilt, dass er sich auf einen TV-Geld-Beitrag von rund sieben Millionen Euro einstellen kann. "Wir haben einen Bescheid bekommen. Der Wert kann sich noch nach oben hin verbessern. Aber das steht erst nach der Relegation fest. Das ist uns zu heikel. Wir pokern nicht darauf, dass wir die letzte Lücke von 300.000 Euro mit TV-Geld schließen", erklärt Mohnhaupt, der seit dem Aufstieg vor knapp zwei Wochen einige Vereinbarungen mit Gläubigern und Sponsoren verschriftlichen konnte. Die ersten Gelder sind bereits geflossen.

Geld, das die Meidericher vor allem zur Aufwertung des Kaders nutzen wollen. "Der Lizenzspieleretat wird bei etwas über sieben Millionen Euro liegen", sagt Mohnhaupt. "Ivo (Sportdirektor Ivica Grlic, Anm. d. Red.) geht mit den schwierigen Voraussetzungen sehr professionell und mit viel Herzblut um. Dass es eine Etat-Erhöhung für den Kader nur geben kann, wenn wir die geplanten Erträge übertreffen, weiß auch Ivo, und er geht damit wohltuend realistisch um."

Grlic weiß, dass er mit diesem Etat im unteren Drittel der Liga angesiedelt ist. Dennoch stellt Mohnhaupt klar: "Dieses Geld muss reichen, um die Klasse zu halten. Wir müssen dann eben etwas weniger über die individuelle Qualität, sondern eher über den Mannschaftsgeist kommen." Hier soll auch eine einheitliche Sprachregelung für Vereinsspitze, sportliche Führung und Mannschaft gefunden werden. "Wenn man jetzt wieder mit der Angst vor dem Abstieg in die Liga startet, ist das die falsche Grundeinstellung. Wenn wir anfangen, uns direkt kleinzureden und uns als ersten Abstiegskandidaten sehen, ist das vielleicht sachlich nicht falsch, aber es ist die falsche Einstellung", erklärt Mohnhaupt. "Unser Ziel muss sein, uns in den nächsten zwei, drei Jahren im gesunden Mittelfeld zu etablieren." Das würde dann auch zur endgültigen Konsolidierung des Klubs beitragen.

Eine der Hauptaufgaben ist es, einen neuen Trikotsponsor zu finden. "Wir sind mit mehreren Kandidaten im Gespräch - sowohl mit Partnern aus dem bestehenden Sponsorenpool als auch aus dem freien Markt. Da ist noch alles offen. Jetzt beginnt die heiße Phase", sagt Mohnhaupt.

(erer)
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