Schalke, Duisburg, Frankfurt und Co. Beton statt Beine: Stadionmieten sorgen für Frust

Frankfurt/Main · Während der Transferperiode werden die Misstöne über (zu) hohe Stadionmieten immer lauter. Nur ein gewisser Triple-Gewinner kann sich wieder mal ins Fäustchen lachen.

MSV-Fans trauern nach Lizenzentzug
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In der Fußball-Bundesliga heißt es spätestens seit der WM 2006 in Deutschland: Hier stehen die schönsten, modernsten und am stärksten ausgelasteten Stadien Europas! Aber, sieben Jahre nach dem Sommermärchen bringen die Mietkosten für die Vorzeige-Arenen etliche Klubs in finanzielle Probleme.

Besonders bei Europa-League-Starter Eintracht Frankfurt sorgt die jährliche Pacht für Frust. Die WM-Arena im Stadtwald kostet mit gut neun Millionen Euro mehr als Trainer Armin Veh für dringend benötigte Neuzugänge ausgeben darf. Auch der VfB Stuttgart und Werder Bremen investier(t)en jahrelang eher in Beton statt Beine, wenn auch immerhin für den Ausbau des anteilig eigenen Stadions.

"Das ist Wettbewerbsverzerrung. Wir haben einen deutlichen Nachteil gegenüber den anderen Vereinen", wetterte Eintracht-Aufsichtsratschef Wilhelm Bender: "Der Stadt Frankfurt muss klar sein, wie wichtig Erstligafußball für die Region ist." Die Mainmetropole aber pocht weiterhin stur auf ihr Geld - während andere Städte ihren Vereinen entgegenkommen.

Als Hertha BSC 2010 und 2012 sang- und klanglos abstieg, stundete die Stadt Berlin ("arm und sexy") kurzum die Millionenmiete für Olympiastadion und Vereinsgelände. Rund 2,6 Millionen Euro muss der Aufsteiger nachzahlen, das Geld in der Bundesliga aufzubringen, dürfte aber ungleich leichter fallen als in den Aufstiegsjahren.

Von der EU geprüft

In Köln soll ein ähnliches Gesuch des 1. FC sogar von der EU geprüft werden. Zuletzt sprach der Zweitligist nur noch über Schlichter mit der zuständigen Kölner Sportstätten GmbH. Der FC will wegen fehlender Einnahmen in der 2. Liga künftig deutlich weniger zahlen (angeblich eine Million Euro), die Stadt dieses Risiko aber (noch) nicht absegnen.

Auf dem Weg in eine mittelfristig wieder zweitklassige Zukunft strebt die Führung des Drittligisten MSV Duisburg, dem die Zweitliga-Lizenz verweigert worden war, besonders eine Lösung der Stadionproblematik an. Für die Drittliga-Lizenz gelang durch Stundungen eine Senkung der erdrückenden Arena-Mite von zuletzt 4,5 Millionen Euro auf eine Million Euro. Eine endgültiges Kostenmodell muss allerdings noch erarbeitet werden.

Von öffentlicher Hilfe kann 1860 München nur träumen. Beim Neubau der Allianz Arena strahlten die "Löwen" zwar noch mindestens so wie das Prunkstück am Münchner Stadtrand, beklagen sich nun aber seit Jahren über die hohen Mietkosten von rund fünf Millionen Euro.

Kaum einen Ausweg

Aufsichtsratschef Otto Steiner hatte zuletzt mehrfach deutlich gemacht, die Pacht auf Dauer nicht mehr finanzieren zu können. Einen Ausweg gibt es für den Zweitligist jedoch kaum - außer, erneut beim großen FC Bayern zu Kreuze zu kriechen. Bereits 2011 rettete der Eigentümer der Arena mit einer teilweisen Stundung der Miete das Nachlizenzierungsverfahren des Nachbarn.

Die Triple-Gewinner aus München werden das Klagen der anderen mit einem Lächeln verfolgen. "Spätestens 2020", vermeintlich noch viel früher, "ist die Allianz Arena abbezahlt", sagte Präsident Uli Hoeneß unlängst: "Dann sind wir der reichste Verein der Welt. Wir haben ein Stadion, das fast eine halbe Milliarde Euro wert ist, einen überaus wertvollen Spielerkader und ein prall gefülltes Festgeldkonto."

Es klingt nicht nur wie eine Drohung, zumal der große Konkurrent aus Dortmund erst deutlich später echter Eigentümer des Signal Iduna Parks sein wird. Und der BVB-Rivale Schalke 04 steht auch unter anderem deshalb noch mit 173 Millionen Euro in der Kreide, weil der Bau der eigenen Arena zu einer großen finanziellen Belastung wurde.

(sid)
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