Drittligisten erneuern Kritik am DFB Restart-Pläne erhitzen die Gemüter

Köln · Auch die zerstrittene 3. Liga will ihren Spielbetrieb noch im Mai wieder aufnehmen. Auf die Klubs käme ein Mammutprogramm zu - doch schon im Vorfeld gibt es noch große Probleme zu lösen.

3. Liga: Restart-Pläne erhitzen die Gemüter - Kritik am DFB
Foto: dpa/Michael Deines

In Jubelstürme brach Markus Kompp bei der Nachricht über den anvisierten Wiederbeginn der 3. Liga keineswegs aus. "Ich glaube es ist ein Weg ins Chaos, den wir gerade gehen", kritisierte Waldhof Mannheims Geschäftsführer im Gespräch mit dem SID die Pläne des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die einen Restart am 26. Mai vorsehen. Und während der DFB auf grünes Licht der Politik wartet, schwelt der Streit unter den gespaltenen Klubs weiter - die einen wollen weiterspielen, die anderen fordern einen Abbruch. "Manchmal ist ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende", meint Kompp.

Freilich ist die Situation in der 3. Liga verzwickt. Bei Geisterspielen fallen die Ticketerlöse als Haupteinnahmequelle der Klubs weg, die TV-Einnahmen sind vergleichsweise gering. Dazu kommt, dass das verbindliche Hygienekonzept, das sich sehr stark an dem zum Neustart in der Bundesliga und der 2. Liga orientiert, die Vereine zusätzlich vor große finanzielle und logistische Herausforderungen stellt. Andererseits wäre bei einem Abbruch, so hatte Ingolstadts Sportchef Michael Henke zuletzt gemahnt, "die Liga kaputt". Vor allem die bayerischen Klubs machen sich für eine Fortführung stark.

Die Quadratur des Kreises scheint verglichen dazu ein Einfaches. Alles hängt aber ohnehin an der Zustimmung durch die Politik, DFB-Präsident Fritz Keller ist diesbezüglich "sehr zuversichtlich" - doch noch steht diese aus. "Deswegen muss ich davon ausgehen, dass der Zeitplan aktuell nicht realistisch ist", sagte Kompp. Sowieso sei für den Mannheimer eine sportliche Relevanz "überhaupt nicht mehr gegeben, die Vereine trainieren seit Wochen unterschiedlich oder gar nicht".

Dabei spielt er auf die Situation beim Ligakonkurrenten Carl Zeiss Jena an. Der Tabellenletzte darf nach Verordnung der Stadt bis 25. Mai kein Mannschaftstraining absolvieren. "In Jena könnten wir zu zweit auf dem Sportfeld trainieren. Zu zweit macht im Mannschaftssport keinen Sinn, deshalb haben wir auch gesagt, diesen Unsinn werden wir nicht tun", sagte Geschäftsführer Chris Förster dem SID.

Ein Hinderungsgrund für den Neustart ist dies für den DFB jedoch nicht. Durch die aktuelle Situation der Corona-Pandemie ließen sich zwar "leider die sonst üblichen Grundsätze nicht mehr vollständig aufrecht erhalten", teilte der Verband auf SID-Anfrage mit, doch stellte bezüglich des Falls Jena klar: "Jeder Klub ist in der Pflicht, eigenständig Optionen zu prüfen. Der DFB unterstützt hierbei, soweit von den Klubs gewünscht und zugelassen."

Bei allem sei "die Abwägung von Gesamt- und Einzelinteressen zu beachten", schrieb der DFB weiter. Und so zieht er für die verbleibenden elf Spieltage, die ab dem 26. Mai ausschließlich in Englischen Wochen bis zum 30. Juni durchgezogen werden sollen, auch Ausweichspielorte für die Klubs in Betracht. Kompp rechnet für diesen Fall bereits mit erheblichen Mehrkosten.

Geschäftsführer Mario Kallnik vom 1. FC Magdeburg hält von dieser Idee nichts. "Das ist für mich klare Wettbewerbsverzerrung und hat mit Fußball nichts mehr zu tun", sagte er der Magdeburger Volksstimme. Bürgermeister Lutz Trümper hatte zuvor Geisterspiele in Magdeburg wegen der Corona-Eindämmungsverordnung vorerst ausgeschlossen.

Schon Ende April hatte der DFB ein Stimmungsbild bei den 20 Klubs eingeholt. Dabei votierten zehn Vereine für eine Wiederaufnahme, acht stimmten für einen freiwilligen Abbruch. Angesichts neuer Entwicklungen und Fakten forderte Mannheims Geschäftsführer Kompp nun eine zweite Abstimmung, über einen Abbruch müsste aber ohnehin der Außerordentliche Bundestag des DFB am 25. Mai entscheiden - einen Tag vor dem geplanten Wiederbeginn. Ein Ende des Streits ist jedenfalls noch lange nicht in Sicht.

(sid/dpa/old)
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