Rassismus-Diskussion Sport1 verteidigt Reif gegen Kritik wegen „Jungtürken“-Aussage

Berlin · Marcel Reif löste mit einer Äußerung im „Doppelpass“ von Sport1 Empörung aus. Der Bundesliga-Experte und Sportkommentator musste viel Kritik einstecken. Der TV-Sender verteidigt den 71-Jährigen.

 Marcel Reif.

Marcel Reif.

Foto: dpa/Paul Zinken

Der TV-Sender Sport1 hat den langjährigen Bundesliga-Experten und Sportkommentator Marcel Reif gegen Kritik an dessen Äußerungen in der Talk-Sendung „Doppelpass“ verteidigt. Der 71-Jährige hatte am Sonntag in einer Debatte über Spieler des Bundesligisten Borussia Dortmund gesagt: „Nach dem Spiel gegen Stuttgart gab's ja die Herren Reus und Hummels, nicht etwa irgendwelche Jungtürken, sondern schon die Herren, um die es geht, die gesagt haben: "Pass auf, wir sind eine Mannschaft, die kann nicht verteidigen".“ In den sozialen Netzwerken hatte sich daraufhin eine Debatte um den von Reif verwendeten Begriff „Jungtürken“ entwickelt, der ihm zum Teil als Rassismus ausgelegt wurde. Ex-Nationalspieler Lukas Podolski twitterte: „Marcel Reif - der Name ist leider nicht Programm, stattdessen diese dumme Aussage. Beim nächsten Mal einfach die Klappe halten.“

Sport1-Chefredakteur Pit Gottschalk sagte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur: „Dieser Begriff war zu keinem Zeitpunkt rassistisch gemeint gewesen. Das hat Marcel Reif in der Sendung auch noch einmal explizit klargestellt“. Er betonte: „Grundsätzlich distanzieren wir uns wie auch unser Partner Check24 klar und deutlich von allem rassistischen Gedankengut“.

Der Namenssponsor der Sendung „Doppelpass“ bei Sport1 hatte ein Gespräch mit dem Sender angekündigt. „Check24 verurteilt jegliche Form von Rassismus. Es tut uns sehr leid, dass es zu diesen Aussagen gekommen ist“, teilte eine Sprecherin des Vergleichsportals in einer schriftlichen Stellungnahme mit.

Der Begriff „Jungtürke“ ist wahrlich nicht neu, hat aber vielmehr politische Hintergründe. Die Jungtürken waren eine revolutionäre politische Bewegung im Osmanischen Reich, die sich gegen die Herrschaft des Sultans einsetzte und für Reformen kämpfte. Ihre Rolle im Ersten Weltkrieg und beim Genozid an den Armeniern (1915) gilt aber auch als umstritten. Der Duden schreibt zum Begriff Jungtürke: „Mitglied einer politischen Bewegung im Osmanischen Reich; auch scherzhaft für junger Reformpolitiker“.

Reif hatte sich noch während der Sendung zu seinen Aussagen geäußert. „Ich gebe zu, dass ich das Wort Jungtürken manchmal im Sprachgebrauch habe. Aber ist da ein rassistischer Unterton? Helft mir mal bitte, falls ich da etwas verpasst habe“, sagte er nach Sport1-Angaben. Sollte er irgendjemandes Gefühle verletzt habe, entschuldige er sich dafür in aller Form. „Mir fehlt aber so ein bisschen die Tiefe des Gedanken“, sagte er.

(old/dpa)
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