Kolumne „Anstoß“ Der Fußball-Terminkalender muss dringend aufgeräumt werden

Düsseldorf · Schon ein Spielausfall bringt die Fußball-Planer in Not. In der Corona-Krise zeigt sich deutlich, dass es viel zu viele Termine gibt. Es muss abgespeckt werden.

 Das Logo der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist am Eingang zur Zentrale in Frankfurt zu sehen.

Das Logo der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist am Eingang zur Zentrale in Frankfurt zu sehen.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

In diesen Tagen wären mal wieder Fußball- Länderspiele gewesen. Die Corona-Krise hat sie ebenso davongeweht wie die Europameisterschaft im Sommer. Die EM soll im nächsten Jahr gespielt werden, dort verdrängt sie dann die Endrunde der Nations League und die Klub-WM. Wann und ob die Test-Länderspiele in Spanien und gegen Italien nachgeholt werden, weiß im Augenblick wirklich niemand.

Was jeder weiß, ist: Der Terminplan im Fußball sieht weder Krisen noch Auszeiten vor. Er ist so eng getaktet, dass schon ein einziges Nachholspiel die Planer vor schwere Probleme stellt.

Getrieben ist das alles von dem Wunsch, die Gelddruckmaschine keinen Moment außer Betrieb zu nehmen, von den Verträgen mit den TV-Sendern und Sponsoren, für die Pause immer gleichbedeutend mit Verlust ist. Auch deshalb hat sich der Fußball zu einem fast jederzeit verfügbaren Produkt entwickelt. So wenig wie das Spiel an sich mit den zig Balljungs rund ums Feld eine Pause verträgt, so wenig verträgt der Zuschauer längere Unterbrechungen. Die ständige Verfügbarkeit hat auch mit der Nachfrage zu tun. Der Ball muss rollen, so will es das Publikum, und so wollen es die Verantwortlichen, die die Maschine Fußball anwerfen. Es ist müßig zu fragen, ob denn nun Huhn oder Ei zuerst da war, Dauerfußball oder Publikumswunsch.

Die Corona-Krise zeigt die Probleme des dichten Terminplans, sie zeigt auch die Probleme einer scheinbar unendlichen Beschleunigung. Das Virus hat auf die Bremse gedrückt. Und wenn sich der Fußball von der Vollbremsung erholt hat (jetzt, bald?), dann sollte er sich ein paar Gedanken machen.

Über seinen Wert an sich. Das tun ja gerade viele, und sie beteuern, dass es sich um eine zugegeben schöne, aber eben doch Nebensache handelt.

Und darüber, wie er ein Stück dieser Entschleunigung, die ihm gerade aufgezwungen ist, in die Zeit nach Corona retten kann. Es ist die einmalige Gelegenheit, diesen Terminplan zu entrümpeln.

Es ist allerdings die Frage, ob die Verantwortlichen für die Dichte an Terminen dazu bereit sind. Schließlich dienen all die schönen Wettbewerbe, die der Weltverband Fifa und der europäische Dachverband Uefa sich ausdenken und ausgedacht haben, der munteren Geldvermehrung. Und deshalb ist eine Entrümplung des Terminplans immer eine Entscheidung über die Ausrichtung des Fußballs und in jedem Fall eine Absage an eine hemmungslose Kommerzialisierung.

Die Fußballer und ihre Trainer jammern schon lange und zu Recht über die hohe Beanspruchung, die Verletzungsfolgen und die generelle Atemlosigkeit des Geschäfts.

Gut möglich, dass sie bei einem deutlich aufgeräumteren Terminkalender und beim Verzicht auf einige Wettbewerbe über ein paar Tausend Euro weniger in der Tasche jammern würden. Das ist, wie heißt es so schön, eine Güterabwägung.

Ob es überhaupt dazu kommt, weiß kein Mensch. Aber es gibt jetzt immerhin die Gelegenheit, darüber nachzudenken. Viel länger als 90 Minuten.

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