Auslöser waren Zitate in der "Münchner Abendzeitung" Die Chronik der Affäre Daum/Hoeneß

München (dpa). Auslöser der Affäre waren Zitate in der "Münchner Abendzeitung" am 2. Oktober, in der sich Manager Uli Hoeneß vom deutschen Fußballmeister FC Bayern München zur Person des designierten Bundestrainers Christoph Daum äußert und damit nach Aussage von Paul Breitner den "größten Skandal in der Bundesliga- Geschichte" auslöst.

"Es geht darum, was sich in den letzten sechs Monaten ereignet hat um Herrn Daum. Um sein privates Umfeld, seine Werbeverträge, um Erpressungsversuche und Prostitution, wovon er ja selber gesprochen hat, um all die Scheiße geht es, um seine Außendarstellung und um die Frage, ob das alles dazu geeigent ist, der oberste Trainer in einem Land wie Deutschland zu sein", so Hoeneß in der "AZ". Den größten Wirbel entfachte Hoeneß mit der Aussage: "Wenn das alles Fakt ist, worüber geschrieben wurde, auch unwidersprochen über den verschnupften Daum, dann kann er nicht Bundestrainer werden."

Eine Chronologie:

30. September: Nach dem Bundesligaspiel des FC Bayern gegen Hansa Rostock stellt Hoeneß Daum als Bundestrainer in Frage: "Das Thema muss neu diskutiert werden."

1. Oktober: Manager Rainer Calmund von Bayer Leverkusen lästert: "Ich müsste Uli Hoeneß mal zum Arzt schicken, ob er nicht an Alzheimer leidet."

2. Oktober: Daum schaltet den Hamburger Anwalt Matthias Prinz ein und stellt gegen Hoeneß Strafanzeige wegen Verleumdung und übler Nachrede. DFB-Vize und Bayern-Präsident Franz Beckenbauer sagt: "Mit seiner Meinung steht Hoeneß im Moment allein." DFB-Vize Gerhard Mayer-Vorfelder spricht von einer "empörenden Kampagne" von Hoeneß. Task-Force-Chef und Bayern-Vize Karl-Heinz Rummenigge betont: "Uli hat nicht als Privatmann, sondern als Vertreter des FC Bayern gesprochen." Breitner sagt im Bayerischen Fernsehen: "Am Ende dieser Sache wird es einen von beiden nicht mehr geben."

3. Oktober: Hoeneß nimmt einen Teil seiner Aussagen zurück. Von Erpressungsversuchen und Prostitution habe er nie gesprochen. Daum weist Drogen-Vorwürfe zurück: "Es war nie etwas und wird nie etwas sein."

4. Oktober: Beckenbauer fordert einen Friedensgipfel. Daum stellt klar: "Ich werde Bundestrainer."

5. Oktober: Vize-Präsident Fritz Scherer vom FC Bayern verlangt von Daum einen Drogentest in Form einer Haaranalyse. Beckenbauer: "Die Gerüchte um Daum gibt es doch schon lange. Sollten sie tatsächlich nicht stimmen, hat er nun die beste Gelegenheit, zu beweisen, dass sie nicht wahr sind." Daum und Leverkusen lehnen Friedensgipfel ab.

6. Oktober: Daum lässt Werbevertrag mit RWE ruhen. Ex- Bayernspieler Thomas Helmer unterstellt Hoeneß "private Abrechnung". Die Münchner Staatsanwaltschaft bestätigt eine zweite Strafanzeige gegen Daum wegen Betrugs in Immobilienangelegenheiten. Zuvor lag bereits ein Anzeige des Immobilienmaklers und früheren Daum-Partners Jochen Kress vor. Der derzeit inhaftierte Kress fordert von Daum Provisionen in Millionenhöhe für Immoblienverkäufe eines Anwesen auf der Ferieninsel Mallorca.

7. Oktober: Daum erklärt sich bereit, sich einer freiwilligen Haaranalyse zu unterziehen. Beckenbauer stellt sich nach mehrtägigen Zick-Zack-Kurs hinter Daum als Bundestrainer. "MV" fordert: "Hoeneß hat eine Bringschuld." Hoeneß sagt in der "Bild"-Zeitung: "Viele werden sich bei mir entschuldigen."

8. Oktober: Hoeneß kündigt für Dienstag (10. Oktober) eine Pressekonferenz an.

9. Oktober: Daum setzt sich mit der Einwilligung in eine Haaranalyse gegen die Drogen-Verdächtigungen zur Wehr: "Ich muss dieses Mittel anweden, um meinen guten Ruf zu wahren." Beckenbauer wiegelt im Bayerischen Fernsehen ab: "Uli Hoeneß hatte nicht die Absicht, Daum zu schaden."

10. Oktober: Hoeneß weist auf einer Pressekonferenz alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück. "Ich habe und hatte nicht vor, Christoph Daum zu diskreditieren", erklärte der Bayern-Manager. Zugleich kündigte er Klagen gegen jeden an, der behauptet, er habe Daum in Zusammenhang mit Drogen und Prostitution gebracht.

(RPO Archiv)
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