Nach Skandalspiel in Serbien DFB und DFL wollen sich mit Drohnen-Gefahr befassen

Berlin · Die dramatischen Bilder vom Drohnen-Vorfall in Belgrad haben auch die Sicherheitsfrage für die Fußball-Stadien hierzulande aufgeworfen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die Deutsche Fußball Liga (DFL), die Polizei und die Stadienbetreiber wollen sich künftig eingehender mit dem Thema "Gefahr durch Drohnen" beschäftigen.

"Fliegende Flagge" sorgt für Eklat beim Spiel Serbien gegen Albanien
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"Fliegende Flagge" sorgt für Eklat beim Spiel Serbien gegen Albanien

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Foto: dpa, ks mr

Denn die Frage steht im Raum: Was passiert, wenn so ein unbemanntes Luftfahrzeug gefährlichere Dinge transportiert als eine umstrittene Flagge? "Die Sicherheitsbehörden sind für das Thema sensibilisiert und arbeiten bereits an Lösungen. Aber die Wahrheit ist: Wir haben noch keine richtige Antwort darauf gefunden", sagte Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), dem SID. So lange dies der Fall sei, so Wendt, "haben wir in Deutschland eine abstrakte Gefahr durch Drohnen."

Schalke-Sportvorstand Horst Heldt findet es "Wahnsinn, wofür der Fußball benutzt wird." Er gehe zwar nicht von Nachahmern in der Bundesliga aus, er betonte aber auch: "Wie sollen wir so etwas verhindern? Wir werden keine Leute aufs Dach stellen, damit sie mit dem Schrotgewehr Drohnen abschießen."

Der DFB wies darauf hin, dass es bisher keine Hinweise auf einen Missbrauch gebe. Verhamlosen will der Verband die Problematik aber nicht. "Wir müssen bei diesem Thema weiterhin sehr wachsam sein, weil Gefährdungen durch Drohnen für Unbeteiligte nicht auszuschließen sind", sagte der DFB-Sicherheitsbeauftragte Hendrik Große Lefert.

Die DFL wird die Problematik voraussichtlich im Rahmen der nächsten Sitzung der Kommission Prävention und Sicherheit besprechen. Die Thematik sei seit dem Serbien-Spiel "neu und für den Fußball relevant", teilte ein DEL-Sprecher der Zeitung Die Welt mit.

"Abwehr von Drohnen muss auf die Agenda"

Deutsche Stadionbetreiber versichern zwar, dass durch die Sicherheitsvorkehrungen Drohnen nicht aufs Gelände geschmuggelt werden könnten, eine Steuerung von außerhalb sei aber nicht gänzlich auszuschließen. "Idioten gibt es überall", sagte Joachim Thomas, Geschäftsführer der Olympiastadion Berlin GmbH. Er versprach, den Vorfall von Belgrad bei der Sicherheitsbesprechung vor dem nächsten Heimspiel des Bundesligisten Hertha BSC anzubringen.

Das ist ganz im Sinne des ehemaligen DFB-Sicherheitsbeauftragten Helmut Spahn. "Die Abwehr von Drohnen muss jetzt auf die Agenda", forderte Spahn im kicker. Ein Flugverbot über dem Stadion würde nicht helfen, glaubt er, da die Reichweite der Drohnen für den privaten Gebrauch eingeschränkt seien.

Altin Lala erlebte hautnah, wie real die Gefahr durch Drohnen sein kann. Zwar wurde beim skandalösen EM-Qualifikationsspiel am Dienstagabend zwischen Serbien und Albanien nur eine Flagge Großalbaniens transportiert, an die anschließenden Tumulte erinnert sich der frühere Bundesliga-Profi aber mit Grausen.

"Ich hatte Todesangst. Ich bin hart im Nehmen, aber so viel Hass habe ich noch nie erlebt", sagte der Co-Trainer der albanischen Nationalmannschaft der Bild-Zeitung und erhob schwere Vorwürfe: "Im Kabinentunnel habe ich sogar Polizisten gesehen, die unsere Spieler geschlagen haben."

Die Europäische Fußball-Union (Uefa) wird den Fall am 23. Oktober verhandeln. Von einer Spielwertung am Grünen Tisch bis hin zum kompletten Ausschluss aus der EM-Qualifikation scheint derzeit alles möglich.

(sid)
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