Nach verbalen Entgleisungen des Torhüters in Richtung Kahn DFB-Teamchef Völler mahnt Jens Lehmann ab

London (rpo). Jens Lehmann bekommt eine letzte Chance. DFB-Teamchef Rudi Völler hat seinem Ersatztorwart eine Abmahnung erteilt, hält aber an dem Schlussmann von Arsenal London als Nummer zwei der deutschen Nationalelf aber dennoch weiter fest. Völler stellte aber klar: "Einen weiteren Fehler dieser Art werde ich nicht dulden."

"Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat, er hat sich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Das wird in dieser Form nicht wieder vorkommen", erklärte Völler nach seiner Aussprache mit dem 34-Jährigen vor dem Champions-League-Spiel am Dienstag Abend zwischen dem FC Chelsea und dem VfB Stuttgart in London.

Völler will Lehmann auch als Nummer zwei hinter Oliver Kahn mit zur Endrunde der Fußball-Europameisterschaft nach Portugal (12. Juni bis 4. Juli) nehmen. Die beiden Erzrivalen, die in der Vergangenheit schon des öfteren aneinander geraten waren, sollen aber möglichst bald in einem Vier-Augen-Gespräch wieder auf einen gemeinsamen Kurs gebracht werden. "Wir haben vor der Euro noch einige Länderspiele. Die Dinge müssen vorher ausgeräumt werden, da wird es noch ein Gespräch geben", kündigte der Teamchef an.

Lehmanns Äußerungen sorgten für Wirbel

Lehmann hatte mit seinen Äußerungen über seinen Stellenwert in der Nationalmannschaft und vor allem über das Privatleben von Oliver Kahn nach dem 2:1-Erfolg der DFB-Auswahl am 18. Februar in Kroatien für reichlich Wirbel gesorgt.

"Ich wüsste nicht, was wir reden sollten. Ich habe keine 24-jährige Freundin, ich habe ein anderes Leben. Wenn einer besser ist, muss er spielen. Meine Leistung ist konstanter. Ich habe im zurückliegenden Jahr zwei Spiele verloren und zwei Fehler gemacht. Da kann ich jetzt wirklich nicht sagen, dass einer besser ist als ich", hatte Lehmann geäußert. Völler hatte die Aussagen Lehmanns kritisiert: "Jens ist über das Ziel hinaus geschossen. So etwas geht natürlich nicht."

Wenige Tage nach seiner verbalen Attacke gegen den Kapitän des Vize-Weltmeisters und von Bayern München war Lehmann allerdings schon zurückgerudert und hatte sich bei Kahn entschuldigt. "Ich muss zugeben, dass man hinein interpretieren kann, ich wolle mich moralisch über Kahn erheben. Insofern war es sicherlich leichtfertig. Dafür muss ich mich entschuldigen", hatte der Schlussmann des englischen Tabellenführers erklärt, nachdem er mit seinen Äußerungen nicht nur bei Völler auf Unverständnis gestoßen war.

Beckenbauer forderte Lehmanns Verbannung

Seine Aussagen hatten im vergangenen Monat viele Kritiker des früheren Schalker und Dortmunder Torwarts auf den Plan gerufen. Unter anderem Franz Beckenbauer und Bundestorwarttrainer Sepp Maier forderten Konsequenzen für die Nummer zwei im deutschen Tor. Beckenbauer riet Völler sogar, Lehmann aus der Nationalmannschaft zu verbannen, um sich bei der Euro unnötigen Ärger zu ersparen.

Der 34-jährige Lehmann hatte aber erklärt, dass er auf alle Fälle nach Portugal wolle: "Ich habe drei große Turniere an Kahns Seite bestritten. Nie gab es einen Vorfall zwischen uns. Das wird so bleiben, denn alles lässt sich regeln. Ich will auch mit nach Portugal - wenn man mich lässt. Ich bin kein Brandstifter und auch kein Unruhestifter."

Kahn für Völler die Nummer eins

Zudem habe er sich absolut nicht in Kahns Privatleben einmischen wollen, versicherte Lehmann. Unter sportlichen Gesichtspunkten halte er es aber nach wie vor für gerechfertigt, dass er Ansprüche stelle. Völler stellte aber klar, dass Kahn für ihn nach wie vor die unumstrittene Nummer eins bleibe und sich Lehmann damit abfinden müsse: "Er hat nun mal das Pech, einen Kahn vor sich zu haben. Sicherlich ist Jens auch Weltklasse, aber er hat das Pech, dass Kahn vor ihm ist. Und bei Torleuten ist es etwas anderes als bei Feldspielern, die notfalls in der Nationalmannschaft auch auf einer anderen Position als im Verein spielen können."

Völler verlangt aber, dass sich Lehmann nach wie vor ins Zeug legt: "Jens muss dran bleiben. Wir hoffen nicht, dass sich Kahn verletzt oder er bei einem EM-Spiel die Rote Karte sieht. Aber Jens muss für solche Fälle bei Fuß stehen."

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