Ganz oder gar nicht VAR-Verzicht schadet dem DFB-Pokal und den Schiedsrichtern

Meinung | Düsseldorf · Es ist nicht gut um die deutschen Schiedsrichter bestellt. Das ist längt kein Geheimnis mehr. Aber die ersten beiden Runden im DFB-Pokal haben das noch einmal unterstrichen. Denn es gab keinen Videobeweis. Entweder sollte man den im Wettbewerb ganz nutzen – oder gar nicht.

 Der Schiedsrichter stand im Spiel zwischen Paderborn und Bremen im Fokus.

Der Schiedsrichter stand im Spiel zwischen Paderborn und Bremen im Fokus.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Als Verlierer ist es immer leicht, sich über den Schiedsrichter zu echauffieren. Bei Werder Bremen taten sie es am Mittwochabend auch, nachdem die Hanseaten gegen den SC Paderborn im DFB-Pokal scheiterten. Ein aberkannter Treffer von Niklas Füllkrug erhitzte die Gemüter. Zurecht. Denn erst durch ein Eingreifen des Vierten Offiziellen wurde das Tor zurückgenommen. Eine fragwürdige Entscheidung. Anders als die Bremer verhielt sich am Dienstagabend indes Daniel Farke. „Ich will nichts zum Schiedsrichter sagen“, erklärte er nach dem Ausscheiden von Borussia Mönchengladbach beim SV Darmstadt 98. Dabei hätte auch er allen Grund dazu gehabt, schließlich wurde seinem Team ein klarer Elfmeter nicht gegeben. Der Schiedsrichter selbst entschuldigte sich gar bei der Mannschaft.

Es sind nur zwei Entscheidungen in dieser zweiten Runde des DFB-Pokals, die verdeutlichen, wie groß die Probleme im deutschen Schiedsrichter-Wesen derzeit sind. Denn: In den ersten beiden Runden gab es keinen Videobeweis und somit auch nicht die Unterstützung von außen für die Referees auf dem Feld. Das kann man sicherlich gut finden, denn der Fußball wurde wieder in seiner Reinform ausgetragen. Fehlentscheidungen gehörten früher schließlich immer dazu. Darin liegt auch nicht per se das Problem, das wissen Farke und die Bremer auch. Dagegen sagt auch niemand etwas.

Allerdings: Den Schiedsrichtern ist in vielen Situationen in den ersten beiden Pokalrunden anzumerken gewesen, dass sie unsicher sind, sich nicht trauen einen gewagten Pfiff zu tätigen, eher auf Sicherheit gehen. Da heißt es auch: Im Zweifel mal einen Elfmeter nicht geben – oder ein Tor aberkennen. Oder wie Bremens Leonardo Bittencourt es sagte: „Ich habe so etwas das Gefühl, sie verlassen sich zu sehr auf den Videobeweis, dass sie gar nicht mehr selbst entscheiden können.“ Ein Eindruck, den viele teilen.

In der Bundesliga vergeht kaum ein Spieltag, nach dem nicht über den Videobeweis und die Schiedsrichterleistungen diskutiert wird. Oftmals übersehen die Unparteiischen klare Szenen – wie nun im DFB-Pokal. Mit dem Unterschied, dass es dann immer noch das Fangnetz Kölner Keller gibt. Dass ab dem Achtelfinale nun der VAR auch im Pokal zum Einsatz kommt, wird weder die Bremer noch die Gladbacher trösten. Sie sind bereits raus. Die Schiedsrichter hingegen dürften aufatmen.

Dass das technische Hilfsmittel nicht schon von der ersten Runde an eingesetzt wird, ist ohnehin fragwürdig. Ja, den kleineren Vereinen sollen Kosten erspart werden. Aber so werden nicht alle Vereine gleich behandelt. Daher: Videobeweis im DFB-Pokal. Ganz oder gar nicht. Das wäre für alle einfacher.

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