DFB-Pokalspiel gegen FC Bayern Das Spiel des Lebens für den SV Rödinghausen

Düsseldorf · Der SV Rödinghausen trifft im DFB-Pokal auf den FC Bayern. Für den Dorfverein ist es das größte Spiel der Vereinsgeschichte. Der Ex-Lauterer Harry Koch, der die Bayern selbst mal sensationell aus dem Pokal warf, gibt dem Außenseiter ein paar Tipps.

 Rödinghausens Maximilian Hippe (unten, verdeckt)  jubelt mit seinen Mannschaftskollegen über seinen Treffer zum 3:2 in der ersten Runde des DFB-Pokals.

Rödinghausens Maximilian Hippe (unten, verdeckt) jubelt mit seinen Mannschaftskollegen über seinen Treffer zum 3:2 in der ersten Runde des DFB-Pokals.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Rödinghausen ist eine kleine Gemeinde im Nordosten von NRW, direkt an der Landesgrenze zu Niedersachsen. Etwa 10.000 Menschen leben dort, und im Schnitt versammeln sich theoretisch zehn Prozent von ihnen alle zwei Wochen, um zur größten Attraktion der Ortschaft zu pilgern: zum SV Rödinghausen. Bis vor acht Jahren fristete der Klub noch ein trostloses Dasein in der Kreisliga A Herford. Dann stieg der Mäzen, Küchenmöbelhersteller Horst Finkemeier, ein und es ging steil bergauf. Fünf Aufstiege in Serie brachten den Dorfverein in die Regionalliga West, wo sich der SVR seitdem hält. Nun steht der Höhepunkt der Vereinsgeschichte vor der Tür: In der zweiten Runde des DFB-Pokals treffen die Westfalen am Dienstag (20.45 Uhr) auf den Rekordpokalsieger Bayern München. Für die Fußballvereine abseits des Profitums ist der Pokal die große Chance auf ein paar Stunden Ruhm. Ein Spiel, klein gegen groß. Das viel zitierte Duell „David gegen Goliath“.

Dass der SV Rödinghausen mit dem Druck in Pokalspielen gegen klassenhöhere Teams gut zurechtkommt, hat die Mannschaft von Trainer Enrico Maaßen in dieser Spielzeit bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Im Westfalenpokal schlug der SVR die beiden Drittligisten Preußen Münster und die Sportfreunde Lotte. Ausgerechnet bei den Sportfreunden trug Rödinghausen die Erstrundenpartie gegen Dynamo Dresden aus, die der SVR 3:2 in der Verlängerung gewann.

Für die Partie gegen den FC Bayern muss der SVR erneut ausweichen, das heimische Häcker-Wiehenstadion fasst lediglich 3.140 Zuschauer – zu wenig, um dort dieses historische Spiel auszutragen. Zudem erfüllt der Rasenplatz in der Provinz, der nur an einer Längsseite eine überdachte Tribüne aufweist, selbstredend nicht die Sicherheitsstandards, die der DFB fordert. Und so kommt es, dass der SVR bald schon in drei verschiedenen Stadien Heimspiele in dieser Saison ausgetragen hat, denn für das Spiel gegen die Münchener ziehen die Westfalen knapp 30 Kilometer Luftlinie weiter westlich an die Bremer Brücke nach Osnabrück. Obwohl dort dann 16.667 Zuschauer Platz finden, war das Spiel binnen kürzester Zeit ausverkauft. Fans campierten die Nacht über vor der Geschäftsstelle, um die begehrten Karten zu erhalten, das Online-System brach zusammen. Keiner will sich das Spiel der Vereinsgeschichte entgehen lassen.

Doch worauf kommt es für den krassen Außenseiter im Spiel des Lebens an? Einer, der das wissen muss, ist Harry Koch. Der ehemalige Bundesligaspieler des 1. FC Kaiserslautern war an dem vielleicht berühmtesten Erstrundenaus des Rekordmeisters beteiligt. Das ist inzwischen auch schon 24 Jahre her. Am 14. August 1994 siegte der damalige Regionalligist TSV Vestenbergsgreuth sensationell mit 1:0 gegen den großen Favoriten. Lob gab es damals auch von Bayern-Spieler Lothar Matthäus, der inmitten einer Menschentraube dem ZDF sagte: „Die Amateure haben hervorragend gespielt, haben gute Spielzüge gezeigt, und sind verdient eine Runde weiter. Kompliment.“ Für den damals 24-jährigen Koch war es, wie für die gesamte Mannschaft des Außenseiters, ein besonderes Spiel. „Es war ein Erlebnis, gegen die Bayern zu spielen und dann auch noch im Frankenstadion in Nürnberg vor einer schönen Kulisse. An dem Tag hat alles gepasst, das war phänomenal“, erinnert sich Koch im Gespräch mit unserer Redaktion zurück.

 Die Spieler des SV Rödinghausen feiern den Erstrundenerfolg über Dynamo Dresden. Auch gegen die Bayern wollen sie Grund zum Jubeln haben

Die Spieler des SV Rödinghausen feiern den Erstrundenerfolg über Dynamo Dresden. Auch gegen die Bayern wollen sie Grund zum Jubeln haben

Foto: dpa/Friso Gentsch

Für den SV Rödinghausen hat der 48-Jährige, dessen Sohn Robin aktuell beim SC Freiburg in der Bundesliga spielt, dann auch noch einige Tipps auf Lager. „Die Jungs dürfen keine Angst haben. Wenn man gegen den FC Bayern auf dem Platz steht, und man hat zittrige Knie, dann kann man direkt in der Kabine bleiben“, sagt der ehemalige Verteidiger. Und als Defensivspezialist weiß er: „Wenn sie mutig spielen und so lange wie möglich die Null halten, können sie mit einem Konter das Spiel entscheiden und auch gegen so eine Übermannschaft bestehen.“ Doch die Bayern haben laut Koch aus der Überraschung damals gelernt. „Seitdem waren sie etwas gebrandmarkt und haben die Gegner, egal aus welcher Liga sie kommen, nicht mehr unterschätzt“, sagt er.

Harry Koch wechselte ein Jahr nach dem sensationellen Erfolg in die Bundesliga zum 1. FC Kaiserslautern, die Mannschaft musste allerdings am Saisonende den Gang in die zweite Liga antreten. Was Koch und dem FCK anschließend gelang, ist bis heute unerreicht. Als Aufsteiger wurde die von Otto Rehagel trainierte Mannschaft 1998 deutscher Meister. 187 Mal lief Koch in der höchsten deutschen Spielklasse auf, darunter auch elf Mal gegen Bayern München. Das Spiel mit Vestenbergsgreuth wird jedoch immer ein besonderes bleiben. Genauso wie das am Dienstag für die Spieler des SV Rödinghausen.

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