Pokal-Blamage in Reutlingen KSC hadert schon wieder mit dem Schiedsrichter

Der Karlsruher SC hat beim fünftklassigen SSV Reutlingen drei Platzverweise kassiert und sich bis auf die Knochen blamiert. Der "Fast-Bundesligist" steckt schon zu Saisonbeginn tief in der Krise.

SSV Reutlingen besiegt Karlsruher SC
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Reutlingen - Karlsruher SC

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Markus Kauczinski hatte schon nach knapp einer Stunde genug. Gerade hatte sein sich im DFB-Pokal blamierendes Team beim fünftklassigen SSV Reutlingen die zweite Rote Karte gesehen, da flippte auch der Trainer des Bundesligisten aus — und flog ebenfalls aus dem Innenraum. Auf der Tribüne erlebte der fassungslose Coach den Schlusspfiff des denkwürdigen 1:3 (0:2) mit am Ende gleich drei Platzverweisen und drei Elfmetertoren — alle gegen den Fast-Aufsteiger der vergangenen Saison.

"Gerecht war das auf keinen Fall"

"Wenn's scheiße läuft, läuft's scheiße", sagte KSC-Kapitän und Übeltäter Daniel Gordon, der sich in der 51. Minute zu der Tätlichkeit hinreißen ließ, dessen Bestrafung Kauczinski offenbar nicht verstehen wollte: "Wir müssen das ganz schnell vergessen, gerecht war das auf keinen Fall." Schiedsrichter Robert Kempter (Stockach) lag bei seinen Entscheidungen aber meist richtig. Vor Gordon hatte Manuel Gulde Rot gesehen (12.), Jannik Dehm musste kurz vor dem Abpfiff vorzeitig vom Platz (90.).

"Wir haben den Gegner stark gemacht", sagte Kauczinski. Dennoch hätte der im Mai in der Bundesliga-Relegation denkbar knapp am Hamburger SV gescheiterte Zweitligist "das Spiel noch drehen können", sagte der Coach. Der zwischenzeitliche Anschlusstreffer durch Dennis Kempe (63.) blieb aber wirkungslos. Durch Giuseppe Ricciardis drei Treffer vom Elfmeterpunkt (13./33./90.+1) zog am Ende der Underdog sensationell in die zweite Runde ein.

Wie viel Spaß Pokalspiele im eigenen Stadion machen, mussten die niedergeschlagenen KSC-Profis am Sonntag zu allem Überfluss als Zuschauer miterleben. Im heimischen Wildpark spielte der FC Nöttingen, der im Alltag zusammen mit Reutlingen in der Oberliga Baden-Württemberg kickt, gegen den großen FC Bayern. Das normale KSC-Auslaufen in der Früh entfiel deshalb. Zeit, um den Kopf frei zu bekommen.

Gaudino gibt einen aus

"Man merkt, dass es noch nicht so läuft", sagte Kauczinski. In die Liga war der KSC mit zwei Niederlagen gestartet, von der Euphorie des vergangenen Frühjahrs ist nichts mehr zu spüren. "Es war eine kurze Pause und eine kurze Vorbereitung", sagte Kauczinski: "Die Gründe sind vielschichtig. Manche haben noch das Scheitern in der Relegation im Kopf."

Der fünftklassigen Fußballer aus Reutlingen waren mit ihren Gedanken dagegen ganz woanders. "Ich kann mich nicht erinnern, wann ich schon mal drei Tore in einem Spiel erzielt habe. Ich kann das gar nicht glauben", sagte Ricciardi ins Sky-Mikro. Der ehemalige Bundesliga-Profi Maurizio Gaudino, jetzt Sportdirektor des SSV, versprach: "Ich denke, ich muss der ganzen Mannschaft was ausgeben."

Dass die Polizei in Reutlingen ähnlich zufrieden war, lag offenbar an der lange geplanten Strategie. Etwa 1000 Beamte waren bei dem Baden-Württemberg-Derby im Einsatz. Die Sicherheitskräfte zählte 260 als "problematisch eingestufte" KSC-Fans. Eine direkte Konfrontation der Problemgruppen beider Vereine sei am Vormittag am Marktplatz aber ebenso verhindert worden wie eine offenbar verabredete Schlägerei nach der Partie. Im Rahmen einer Kontrolle sei eine Person vorläufig festgenommen worden.

(sid)
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