Clasico im Pokal-Halbfinale Was steht für Klopp und Guardiola auf dem Spiel?

Düsseldorf · Jürgen Klopp hat das Happy End schon durchgespielt. Die Pointe sozusagen, das Sahnehäubchen auf seine siebenjährige Amtszeit bei Borussia Dortmund. Und in der Tat wäre der Schlussakkord, den sich Klopp so vorstellt, wie gemalt. Eine Zugabe, die zur Ära, die der 47-Jährige geprägt hat, perfekt passen würde. Ein faszinierender Gedanke, keine Frage.

Jürgen Klopp: Glanzlichter und Tiefpunkte aus sieben Jahren bei Borussia Dortmund
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Sieben Jahre Klopp beim BVB: Glanzlichter und Tiefpunkte

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Foto: dpa, gb hak mg nic

Erst ein Halbfinal-Sieg heute im deutschen Clasico ( 20.30 Uhr/Live-Ticker), wie das Duell zwischen Bayern München und Borussia Dortmund seit einigen Jahren huldvoll gehypt wird. Dann nochmal die Reise zum Endspiel nach Berlin, das Finale gewinnen und damit den Pott noch einmal in den Pott holen.

Drehbuch voller Sentimentalitäten

Ein Drehbuch, das vor Sentimentalitäten nur so strotzt und das wohl nur ein eingefleischter BVB-Fan angesichts der Fülle an Schmalz so schreiben würde. Eine letzte Fahrt im Lastwagen rund um den Borsigplatz, vorbei also an der Kultstätte des BVB.

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Foto: Imago

Klopp mit dem Pokal in der Hand, Sonnenbrille auf der Nase, die Stimme heiser und natürlich die eine oder andere Träne im Auge, Arm in Arm mit der ganzen Stadt. Er selbst fände das vor allem "lässig. Das wollen alle bei uns noch einmal erleben. So oft fährt man ja nicht auf einem Lkw durch die Stadt", sagte Klopp.

"Unser Trainer soll den Verein mit einer Trophäe und einem guten Gefühl verlassen", sagte Torhüter Mitch Langerak. Dieses gute Gefühl hatte in dieser Saison arg gelitten, nachdem der BVB nach Jahren des Höhenflugs unter Klopp in arge Abstiegsnöte geraten war und der 47-Jährige erstmals in seiner Amtszeit ratlos wirkte.

Kluger Schachzug

An den Abstieg denkt in Dortmund zwar niemand mehr, doch Klopp wird zum Saisonende trotzdem aufhören. Sein vor zwei Wochen verkündeter Abschied war vollgepackt mit Emotionen und gab einen Vorgeschmack auf das, was an Tränen nach dem letzten Spieltag wohl auf die Liga zukommen wird. Im Nachhinein war es aber vor allem ein kluger Schachzug, ein letzter Impuls für seine in dieser Saison zu oft leblos wirkende Mannschaft. Die hat neben der Reise nach Berlin durch zwei Siege nach der "Stunde Null" auch in der Liga die Europa League wieder im Blick.

Borussia Dortmund gegen FC Bayern München: die letzten Duelle
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BVB - Bayern: Die letzten Duelle

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Foto: AP/Matthias Schrader

Ein Erfolg im Pokal würde eine Menge von dem kaschieren, was in dieser Saison bisweilen arg schief gelaufen ist beim BVB. Für Klopp wäre es vor dem Schritt in eine neue Zukunft noch einmal die ganz große Bühne, also auch ein weiteres Pfund auf der Suche nach einem neuen Klub. Falls Klopp das trotz der sportlich überschaubaren Saison überhaupt nötig hat. Trotzdem unterstrich er nochmals, dass er auf "Krawall gebürstet" sei.

Ein deutscher Ausdruck, den sein Gegenspieler Pep Guardiola zwar nicht kannte, den man dem Spanier aber nicht extra erklären muss. "Aggressivität ist eine Charakteristik von Jürgen-Klopp-Mannschaften. Ich brauche nicht diese seine Worte, um das zu wissen", antwortete Guardiola.

Baustein auf dem Weg zum Triple

Der Katalane hat nach der "Sofa-Meisterschaft" den ersten Titel in der Tasche. Trotzdem stehen vor allem die Bayern unter Druck. Denn der Ligatitel ist inzwischen so etwas wie Alltag, auch der Gewinn des DFB-Pokals ist praktisch vorab gebucht, quasi Pflicht. Ein vorgesehner Baustein auf dem Weg zum Triple, das für Guardiola das große Ziel ist.

Und deshalb ist der deutsche Clasico für die Bayern und Guardiola neben aller sportlichen Brisanz und Bedeutung auch ein Härtetest für die beiden Festspiele im Halbfinale der Champions League gegen seinen Ex-Klub FC Barcelona.

Nach seinem schon fünften Titelgewinn mit dem FC Bayern am Wochenende will Guardiola natürlich mehr. Ja, er muss mehr holen, damit die Saison für Münchner Verhältnisse und Ansprüche auch als Erfolg verbucht werden kann.

"Wir sind noch unter Spannung", versicherte er. Der 25. Meistertitel wurde nicht groß begossen, den könne man auch später noch gebührend feiern. "Jetzt haben wir ein Finale gegen den BVB, darauf fokussieren wir uns."

Es wird nicht das letzte "Finale" für Guardiola in dieser Saison sein.

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