Pokal-Halbfinale gegen Frankfurt Schalke kann Derbysieg mit Finaleinzug veredeln

Gelsenkirchen · Nur noch Eintracht Frankfurt versperrt den Derby-Helden von Schalke 04 den Weg ins Pokal-Endspiel nach Berlin. Trainer Tedesco bremst vor dem Halbfinale die Euphorie.

Domenico Tedesco feiert Sieg im Revierderby mit Schalker Ultras
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Tedesco feiert den Derbysieg mit Schalker Ultras

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Mit dem Rückenwind des Derby-Triumphs durchstarten nach Berlin: Schalke 04 geht nach dem berauschenden 2:0 gegen Borussia Dortmund vollgepumpt mit Glückshormonen und Selbstvertrauen ins DFB-Pokal-Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD und Sky). Den Königsblauen winkt die erfolgreichste Saison seit 13 Jahren - und Trainer-Jungstar Domenico Tedesco das erste große Endspiel. Doch trotz aller Euphorie warnt der erst 32 Jahre alte Schalke-Coach nach Kräften.

"Es ist schön, wenn man ein Derby gewinnt, und drei Tage später hast du so ein wichtiges Spiel - allerdings gegen eine enorm starke Mannschaft", sagte Tedesco: "Ich glaube schon, dass wir mit breiter Brust ins Spiel gehen, aber wir müssen hochkonzentriert sein. Es wird schwierig."

Tedesco sprach am Tag vor dem Spiel voller Hochachtung über die Eintracht, die eine "extrem robuste Mannschaft" mit "brutaler Physis" sei. Er wisse "noch nicht zu hundert Prozent", sagte er, "wie wir damit umgehen werden".

Eine Extraportion Motivation benötigt seine Mannschaft jedenfalls nicht, die Königsblauen sind nach dem überzeugenden Derbysieg motivierter denn je. "Ich will mit Schalke nach Berlin", sagte Derbyheld Naldo, dessen sehenswerter Freistoßtreffer dem BVB am Sonntag endgültig das Genick gebrochen hatte.

Mit dem Einzug ins Endspiel stünde Schalke vor der besten Saison seit 2005: Unter Ralf Rangnick war der Klub zuletzt Bundesliga-Zweiter und Pokalfinalist, Vizemeister und Pokalsieger waren sie vier Jahre zuvor - als "Vier-Minuten-Meister". 2001 begann auch eine innige Beziehung der Schalker mit dem Saisonhighlight in Berlin. Innerhalb von zehn Jahren erreichte S04 viermal das Finale und gewann dreimal. Seit 2011 und dem 5:0 gegen den MSV Duisburg herrscht allerdings Berlin-Flaute.

Bei der Eintracht brodelt es

Am Mittwoch ist der Bundesliga-Zweite Favorit, zumal es bei der Eintracht brodelt. Dass das Theater um den bevorstehenden Wechsel von Trainer Niko Kovac zu den Bayern die Gäste negativ beeinflusst, glaubt auf Schalke allerdings niemand. "Ich bin mir ganz sicher, dass wir auf keinen Gegner treffen, der verunsichert ist - leider", sagte Manager Christian Heidel. Tedesco fügte hinzu: "Eines ist klar: Frankfurt wird sich zerreißen."

Ein Fokus liegt mal wieder auf Leon Goretzka. Der Schalker Nationalspieler wechselt nach der Saison zu den Bayern - und trifft damit auf seinen künftigen Trainer. "Leon braucht keine Zusatzmotivation", meint Tedesco: "Er identifiziert sich bis zum Schluss voll und ganz mit Schalke."

Ein schwerer Gang in die mit 61.891 Zuschauern ausverkaufte Arena steht Kevin Prince Boateng bevor. Der Spielmacher der Hessen war im Mai 2015 auf Schalke beurlaubt worden und trat unter der Woche heftig nach. "Ich kann heute stolz sein, dass ich da wieder rausgekommen bin und diese ganze Kraft, Traurigkeit, Energie und Aggressivität in etwas Positives umwandeln konnte", sagte Boateng im Sport1-Interview.

Auch der Eintracht-Star soll den Schalkern aber nicht den Weg nach Berlin versperren. Heidel, der ebenso wie Tedesco noch nie das Pokalfinale erreicht hat, sagte: "Sollte uns das gelingen, ginge ein Traum in Erfüllung."

Geradezu surreal wäre ein Finaleinzug für Tedesco, der vor einem Jahr auf seiner ersten Trainerstation im Profibereich noch mit Erzgebirge Aue gegen den Zweitliga-Abstieg gespielt hat. Doch der Shootingstar beteuert: "Ich denke in keinem Bruchteil einer Sekunde an meine eigene Karriere. Ich habe gerade viele Themen im Kopf, aber nicht das."

(sid)
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