Höhepunkt in Berlin Fakten und unnützes Wissen zum DFB-Pokalfinale

Berlin · Heißen alle Rekordtorschützen Müller? Wer hat die Trophäe einmal fallen gelassen? Und warum findet das Endspiel in Berlin statt? Wir haben ein paar Fakten zum Finale im DFB-Pokal gesammelt.

Das Ziel der Träume: Der DFB-Pokal wird vergebenn

Das Ziel der Träume: Der DFB-Pokal wird vergebenn

Foto: dpa/Soeren Stache

Die Bayern sind schon wieder nicht dabei, zum dritten Mal in Folge – und ihr ewiger Kronprinz Dortmund auch nicht. Im 80. deutschen Pokalfinale beanspruchen Eintracht Frankfurt, der Sieger von 2018, und Titelverteidiger RB Leipzig am Samstag in Berlin (20 Uhr/ZDF) die Scheinwerfer auf der großen Fußballbühne. Zur Einstimmung elfmal (unnützes) Insiderwissen, mit dem Sie in den unvermeidlichen Vorgesprächen Eindruck machen können:

Die Geschichte Die Nationalsozialisten führten den Pokalwettbewerb 1935 ein. Sie benannten ihn nach dem Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten „Tschammer-Pokal“. Erster Sieger war der 1. FC Nürnberg, der sich in Düsseldorf mit 2:0 gegen den FC Schalke 04 durchsetzte. Bis 1943 wurde der Pokal ausgespielt, das letzte Endspiel gewann der First Vienna FC mit 3:2 nach Verlängerung gegen den LSV Hamburg. Der Deutsche Fußball-Bund nahm in der Saison 1952/53 den Pokalwettbewerb wieder auf. Erster Sieger war Rot-Weiss Essen, das Alemannia Aachen im Finale mit 2:1 bezwang. Franz „Penny“ Islacker und Helmut „Boss“ Rahn schossen im Düsseldorfer Rheinstadion die Tore für die Essener, der spätere Bundestrainer Jupp Derwall den Treffer für Aachen.

Rekordsieger Wie in allen Chroniken der neueren Fußballgeschichte liegt Bayern München auch hier weit vorn. 20 Mal gewannen die Münchner das Pokalfinale, zuletzt 2020 durch ein 4:2 über Bayer Leverkusen. Hinter den Bayern kommt lange nichts, dann Werder Bremen mit sechs Siegen, Schalke, Dortmund und Frankfurt mit je fünf Erfolgen.

Rekordschütze In den meisten deutschen Fußballstatistiken bleibt Gerd Müller unerreicht – so auch hier. Der einstige „Bomber der Nation“ brachte es in 62 Pokalspielen auf 78 Tore – erzielt aus allen Lagen und mit allen Körperteilen. Sein Geheimnis war gar keines. „Des kannst oder des kannst net“, hat er selbst gesagt. Ganz einfach also. Platz zwei in der Rangliste belegt ein anderer Müller, Vorname Dieter (Köln, Stuttgart, Saarbrücken, Offenbach), mit 48 Toren. Einzig noch aktiver Torjäger ist der nächste Müller, Vorname Thomas (FC Bayern), mit 33 Treffern.

Rekordspieler Mirko Votava (Werder Bremen, Atlético Madrid, Borussia Dortmund, VfB Oldenburg) hetzte noch im stolzen Alter von 42 Jahren im Wettbewerbssport dem Ball hinterher. Im deutschen Pokal brachte er es auf 79 Spiele. Der „treue Charly“ Körbel von Eintracht Frankfurt trat 70 Mal an. Sieben Titel schaffte nur Bastian Schweinsteiger (Bayern).

Rekordtrainer Gleich sechs Trainer gewannen drei Endspiele: Karl-Heinz Feldkamp (Bayer Uerdingen, Eintracht Frankfurt, 1. FC Kaiserslautern), Hennes Weisweiler (Borussia Mönchengladbach, 1. FC Köln), Ottmar Hitzfeld (Bayern München), Udo Lattek (Bayern München), Otto Rehhagel (Fortuna Düsseldorf, Werder Bremen) und Thomas Schaaf (Werder Bremen).

Das größte Spiel Darüber darf trefflich gestritten werden. Aber die meisten Experten können sich darauf einigen, dem Finale von 1973 einen Spitzenrang zuzuweisen. Borussia Mönchengladbach gewann in Düsseldorf gegen den 1. FC Köln mit 2:1 nach Verlängerung. Den entscheidenden Treffer erzielte Günter Netzer, dessen Transfer zu Real Madrid bevorstand und der deshalb von Trainer Weisweiler auf die Bank gesetzt worden war. Der „King“ vom Bökelberg wechselte sich zur Verlängerung selbst ein. „Ich spiele dann jetzt“, sagte er dem Coach im Vorbeilaufen. Legendär.

Die Trophäe Seit 1965 wird um den heutigen Pokal gespielt. Der Kölner Künstler Wilhelm Nagel schuf den Cup. Die Maße: 52 Zentimeter hoch, 5,7 kg schwer, acht Liter Fassungsvermögen, verarbeitet sind 250 Gramm Feingold, zwölf Turmaline, zwölf Bergkristalle und 18 Nephriten. 2002 ließ der Schalker Manager Rudi Assauer das gute Stück bei heftigen Siegesfeiern nach dem Erfolg über Leverkusen fallen. Der Pokal wurde für 32.000 Euro ausgebeult und restauriert. Assauer zahlte aus eigener Tasche – Ehrensache.

Die Finalisten Eintracht Frankfurt hat sich auf den letzten Drücker für die Conference League qualifiziert. Mit einem Sieg in Berlin würde die Eintracht in der nächsten Saison eine Klasse höher in der Europa League antreten. RB Leipzig steht bereits in der Champions League, für den Emporkömmling aus Sachsen geht es um den nächsten schönen Zusatz zum Briefkopf des Unternehmens. Leipzig ist mit vier Finalteilnahmen seit 2019 das Pokalteam der Stunde.

Die Stars Die herausragenden Spieler stehen auf beiden Seiten mitten im Angriff. Und es könnte durchaus sein, dass sie in Berlin ihr jeweiliges Abschiedsspiel geben. Randal Kolo Muani ist in Frankfurt in kurzer Zeit zu einem kommenden Weltklassemann gereift, er wird für dreistellige Millionen-Summen auf dem Transfermarkt gehandelt. Manchester United, Bayern München und Paris St. Germain sind an einer Verpflichtung des Franzosen interessiert. Sein Landsmann Christopher Nkunku von RB Leipzig steht vor dem Wechsel zum FC Chelsea. Er beeindruckt durch Eleganz, Schusstechnik und Tempo.

Der Endspielort Seit 1985 ist Berlin das deutsche Wembley. Begründet wurde die Tradition des Finalorts („Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“) in einem denkwürdigen Endspiel. Der krasse Außenseiter Bayer Uerdingen gewann gegen Bayern München mit 2:1. Der Siegtorschütze Wolfgang Schäfer hatte in der Saison zuvor noch vor 3000 Zuschauern für den Zweitligisten Union Solingen gespielt. In der Nacht nach dem Finale stellte er sich den Pokal auf den Nachttisch.

Die Prämien Es gibt einiges zu gewinnen, nicht nur großes Ansehen und eine weitere Zeile im Briefkopf. Rund sechseinhalb Millionen Euro haben beide Finalisten bereits an Prämien kassiert, der Sieger von Berlin wird mit 4,32 Millionen belohnt, der Verlierer mit immerhin 2,58 Millionen entschädigt. Das reicht dann sicher für ein ordentliches Abendessen – mit Getränken.

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