Nach Pokal-Chaos Schalke stinksauer - Bayerischer Fußball-Verband verteidigt sich

Gelsenkirchen · Die Absage des DFB-Pokalspiels am Sonntag gegen den 1. FC Schweinfurt 05 hat zu heftiger Kritik von Schalke 04 geführt. Ziel der Attacken: Der Bayerische Fußball-Verband (BFV).

 Muss umplanen: Kein DFB-Pokal-Spiel für David Wagner am Sonntag.

Muss umplanen: Kein DFB-Pokal-Spiel für David Wagner am Sonntag.

Foto: dpa/Tim Rehbein

Die Pokal-Posse um die Absage des Erstrundenspiels zwischen Schalke 04 und dem 1. FC Schweinfurt 05 geht in die nächste Runde. Vor allem Jochen Schneider machte aus seiner Verärgerung kein Geheimnis. "Man kann nur den Kopf über die Vorgehensweise des BFV schütteln, der über Wochen und Monate hinweg offensichtlich nicht in der Lage war, den rechtmäßigen Vertreter am DFB-Pokal zu bestimmen", wetterte der Sportvorstand des Bundesligisten.

Drittliga-Aufsteiger Türkgücü München hatte mit einer einstweiligen Verfügung am Freitag erwirkt, dass der Saisonauftakt auf Schalke am Sonntag gegen den bayrischen Regionalligisten vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) wegen der nicht geklärten Rechtslage kurzfristig abgesagt werden musste. Und wer ist jetzt Schuld?

"Ausdrücklich betonen möchte ich, dass sich meine Kritik nur auf den Verband, nicht aber auf Türkgücü München bezieht", sagte Schneider bei Sport1 und legte am Sonntag nach. Deshalb könne er auch nicht nachvollziehen, "warum der Bayerische Fußballverband (BFV, Anm.) jetzt versucht, den Fehler bei Türkgücü zu suchen". Es sei laut Schneider "einfach nicht nachvollziehbar, warum der bayerische Vertreter erst eine Woche vor Austragung" bestimmt wurde.

Klar ist: die juristische Intervention kam zu einem glücklichen Zeitpunkt für die Münchner. Allerdings "hätten wir es gar nicht schneller machen können", meinte Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny im Sportbuzzer, "wir mussten erst die Meldung des BFV abwarten, dass Schweinfurt am DFB-Pokal teilnehmen darf".

Eine Absage der Begegnung sei aufgrund der Kurzfristigkeit der einstweiligen Verfügung nicht zu vermeiden gewesen, man habe rechtlich nicht mehr dagegen vorgehen können, sagte der für Rechtsfragen zuständige BFV-Vize-Präsident Reinhold Baier.

Wie kam es zum Chaos? Die Regionalliga Bayern hatte ihren Spielbetrieb als einzige vierte Liga nicht wegen der Corona-Pandemie unterbrochen und nicht abgebrochen. Der BFV, vom Juristen und DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch geführt, nahm Tabellenführer Türkgücü aus der Wertung und bestimmte die Münchner als Aufsteiger.

Dafür sollte Schweinfurt einen Startplatz im DFB-Pokal erhalten, das soll im Sommer mit den Klubs mehrmals besprochen worden sein. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, soll Türkgücü selbst lange Zeit davon ausgegangen sein, nicht im Pokal zu spielen. Zudem soll Türkgücü-Präsident Hasan Kivran bei einem Treffen mit Koch sein "Ok" zu den Plänen gegeben haben.

Die Regionalliga-Saison in Bayern soll jedenfalls am 26. September fortgesetzt werden. Da es aber um 137.000 Euro Antrittsgeld in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals geht, wurde Türkgücü aktiv. Mit Erfolg wurde vor dem Landgericht München I eine einstweilige Verfügung erwirkt. Noch keine rechtsverbindliche Entscheidung, aber genug, um Chaos nicht einmal 48 Stunden vor dem geplanten Anpfiff auf Schalke zu stiften.

Für die Königsblauen eine unbefriedigende Entwicklung, denn der Terminplan ist bereits eng genug. Ein Nachholtermin - im Gespräch ist der 15. Oktober - verschärft die prekäre Situation und Belastung der Spieler in der aufgrund der Corona-Pandemie ohnehin stressigen Saison 2020/21.

Über die Neuansetzung werde entschieden, "sobald die juristische Klärung herbeigeführt ist", teilte der DFB mit. Schalke macht gute Miene zum bösen Spiel. "Wenn Türkgücü nach Ansicht des Landgerichts München der rechtmäßige Teilnehmer ist, dann respektieren wir diese Entscheidung und freuen uns auf das Spiel gegen Türkgücü - wann immer es stattfinden wird", sagte Schneider. Gleiches gelte selbstverständlich aber auch, "wenn wir doch noch gegen Schweinfurt spielen sollten".

(eh/sid)
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