DFB-Pokal Bayern verhindern in Bochum mit letzter Kraft eine Blamage

Bochum · Harmlos, lasch, fürchterlich schwach - aber am Ende eiskalt: Bayern München hat seine Pokal-Pflichtaufgabe beim VfL Bochum dank eines Last-Minute-Treffers von Thomas Müller mit Ach und Krach gelöst.

VfL Bochum - FC Bayern München: Bilder des Spiels
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Foto: AP/Martin Meissner

Präsident Uli Hoeneß atmete auf der Ehrentribüne tief durch, unten auf dem Platz herzten die Spieler des FC Bayern ihren Matchwinner Thomas Müller. Die Erleichterung nach dem schwer erkämpften 2:1 (0:1) beim aufopferungsvoll ackernden VfL Bochum in der 2. Runde des DFB-Pokals war riesengroß. "Uns ist eine Last von den Schultern gefallen", sagte Müller bei Sky: "Das setzt Glücksgefühle frei."

Doch der Sieg war nach einem weitgehend harmlosen, laschen und schwachen Auftritt extrem glücklich. "Mit dem großen Ganzen können wir nicht so zufrieden sein", gab auch Müller zu. Der 30-Jährige (89.) und Serge Gnabry (83.) drehten das Spiel beim VfL, der einer Sensation ganz nahe war. Bayern-Profi Alphonso Davies (36.) hatte vor 26.600 Zuschauern im ausverkauften Ruhrstadion ins eigene Tor getroffen. Bochums Armel Bella-Kotchap (88.) sah in der Schlussphase Rot.

Wie der Sieg zustande kam, sei "am Schluss egal", sagte Gnabry: "Das Spiel lief nicht gut, wir hatten brutal viele Missverständnisse. Wenn wir es besser wüssten, würden wir nicht so viele Fehler machen." Leon Goretzka meinte: "So viele Fehler ist man nicht gewohnt, aber es liegt an den Spielern und nicht am Trainer. Das hat etwas mit Konzentration zu tun."

Trainer Niko Kovac ließ den Bochumer Jungen Goretzka erwartungsgemäß gegen dessen Ex-Verein spielen - er überraschte aber mit einer anderen Personalie: Lewandowski, heißester Schütze der Bundesliga, wurde wie Thomas Müller und Philippe Coutinho zunächst geschont. Gnabry begann im Sturmzentrum.

Der VfL hat nur eines seiner elf Ligaspiele gewonnen, und nach 44 Sekunden sahen die Fans, warum: Nach Hereingabe von links trat Simon Zoller freistehend aus elf Metern über den Ball. Die erste Riesenchance, den Favoriten eiskalt zu erwischen, war vergeben.

Die Bayern kamen danach schwerfällig ins Spiel, wirkten eigentümlich lahm und produzierten viele Fehlpässe, die Abstimmung in der Abwehr passte nicht. Besonders Thiago spielte oft zu lässig. Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge diskutierten das Spiel auf der Ehrentribüne mit wachsender Intensität und Unruhe.

Die Strafe für das arg schludrige Bayern-Spiel folgte, als Davies zum Pechvogel wurde. Der junge Kanadier konnte allerdings am wenigsten dafür, er war schmählich im Stich gelassen worden. Zuvor hatten sich Kingsley Coman (15.) und Corentin Tolisso (16./31.) immerhin mal recht gefährlich dem Bochumer Tor genähert.

Kovac reagierte in der Pause und brachte: Lewandowski. Doch weiter flogen lange Pässe von Jerome Boateng ins Aus, hatte Tolisso einen sehr schlimmen Tag, war selbst der zuverlässige Joshua Kimmich ein Unsicherheitsfaktor. Kovac wechselte Coutinho für Goretzka ein, der aber noch der beste Bayern-Spieler gewesen war. Die Bayern hatten keine Chancen mehr, bis Lewandowski den Ball neben das Tor köpfte (69.). Das letzte Anrennen gab es erst in der Schlussphase.

Bochum verteidigte diszipliniert und hatte erstaunlich wenig Mühe, Pässe und Flanken zu verhindern. Die wenigen Konterchancen allerdings ließ der zweimalige Pokalfinalist (1968 und 1988) lange fahrlässig liegen. Es war ein Kampf um jeden Meter, teilweise standen zehn VfL-Profis am eigenen Strafraum. Blum hätte Bayern-Torwart Manuel Neuer fast noch mit einem Schuss von hinter der Mittellinie erwischt (80.).

Statistik

Bochum: Riemann - Celozzi, Decarli, Bella Kotchap, Soares - Losilla, Tesche - Zoller (78. Osei-Tutu), Blum - Lee (66. Wintzheimer), Ganvoula. - Trainer: Reis

München: Neuer - Kimmich, Pavard, Boateng, Davies - Thiago - Perisic (46. Lewandowski), Tolisso (64. Thomas Müller), Goretzka (57. Coutinho), Coman - Gnabry. - Trainer: Kovac

Schiedsrichter: Robert Schröder (Hannover)

Tore: 1:0 Davies (36., Eigentor), 1:1 Gnabry (83.), 1:2 Thomas Müller (89.)

Zuschauer: 26.600 (ausverkauft)

Beste Spieler: Decarli, Blum - Coman

Rote Karte: Bella-Kotchap wegen Handspiels als letzter Mann (88.)

Gelbe Karten: Lee (2), Losilla -

(ako/sid)
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