Kommentar zum DFB-Pokal Borussias Gegner zeigt, wie schön Fußball sein kann

Düsseldorf · Warum es authentische Bilder wie den Jubel von Gladbachs Pokalgegner beim Ehrentreffer zum 1:11 dringend braucht, wenn der Fußball seinen Auswüchsen etwas entgegenstellen will. Ein Kommentar.

 Ein Spiel, das gerne in Erinnerung bleiben darf. Hier kämpft Borussias Jordan Beyer (l) gegen den Hastedter Youness Buduar um den Ball.

Ein Spiel, das gerne in Erinnerung bleiben darf. Hier kämpft Borussias Jordan Beyer (l) gegen den Hastedter Youness Buduar um den Ball.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Die Hoffnung auf die große Sensation erfüllte sich für den BSC Hastedt am Sonntag nicht. Doch obwohl der Fünftligist in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Borussia Mönchengladbach mit 1:11 böse unter die Räder kam, war er einer der großen Gewinner dieses Wochenendes. Weil er daran erinnerte, wie schön Fußball sein kann.

Als Diyar Kücük kurz vor Schluss mit dem ersten Schuss aufs Tor den Ehrentreffer für den Oberligisten erzielte, brach auf Platz elf des Bremer Weserstadions der Jubel los. Es war ein authentischer Jubel. Ein herzerfrischender Jubel. Über ein Tor zum 1:11. Kücüks Teamkollegen stürmten auf den Torschützen zu, die Zuschauer applaudierten lange, und Hastedts Trainer Gökhan Deli hörte gar nicht mehr auf, zu klatschen, das „Daumen hoch!“-Zeichen Richtung Rasen zu signalisieren und bis über beide Ohren zu strahlen. „Ich freue mich riesig, dass wir ein Tor erzielt haben", sagte Deli wenig später. Da strahlte er immer noch.

DFB-Pokal18/19: BSC Hastedt gegen Borussia Mönchengladbach - die Bilder des Spiels
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BSC Hastedt gegen Borussia Mönchengladbach - die Bilder des Spiels

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Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Wenn also der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mal wieder drüber nachdenken sollte, eine der zu oft arg gewollt daherkommenden Imagekampagnen zu drehen, die den Wert des Amateurfußballs dokumentieren sollen, dann sollte er diesmal keine Darsteller und hippen Sprüche suchen, er kann einfach die Bilder vom Platz elf des Bremer Weserstadions zeigen. Weil sie wohltuend sind. Weil diese Bilder den Fußball verteidigen gegen all den Wahnsinn, den sein Umfeld schon wieder produziert: Die Meldungen von den Kölner „Fans“, die den Fanbus von Union Berlin attackierten. Oder Bilder aus dem Stadion Höhenberg, wo beim Spiel von Viktoria Köln gegen RB Leipzig ein Fan einem anderen ins Gesicht trat. Oder die Nachricht aus Rom, wo Lazio-Anhänger Flugblätter verteilt haben, auf denen sie Frauen aufforderten, sich im Stadion nicht in den vorderen Reihen des Fanblocks aufzuhalten. Der Fußball wirkt ob seiner Randerscheinungen und Auswüchse an vielen Stellen so kaputt, dass ein wenig ehrliche, kindliche, ja vielleicht im positiven Sinne naive Freude wie die der Hastedter über ein 1:11 nicht nur gut tut, sondern dringend notwendig ist.

Die erste DFB-Pokalrunde wirkt zuweilen als Kampf von David gegen Goliath überinszeniert. Mit aller Macht wird die Geschichte des Metzgers erzählt, der Vollzeit arbeitet und jetzt gegen den Nationalspieler sein Tor sauber halten will. Am besten, auch das hat Borussias Spiel gezeigt, ist der Pokal jedoch, wenn er seine eigenen Geschichten schreibt. Nicht die, die wir Medien uns ausdenken. Deswegen gilt dem BSC Hastedt ein großes Dankeschön. Eins, das im Übrigen auch Gladbachs Trainer Dieter Hecking nach Spielschluss übermittelte.

So schön kann Fußball sein.

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