Titelverteidiger scheidet aus Dortmunder Pokal-Debakel auf St. Pauli
Hamburg · Der Titelverteidiger ist raus! Borussia Dortmund hat sich nach einer über weite Strecken schwachen Vorstellung beim Zweitliga-Spitzenreiter FC St. Pauli schon im Achtelfinale des DFB-Pokals verabschieden müssen.
BVB-Superstar Erling Haaland stapfte stinkwütend in die Kabine, auf dem Platz ging der Punk ab: Der unbändige FC St. Pauli feiert eine wilde Pokal-Party. Der kämpferisch überragende Underdog warf den klar favorisierten Titelverteidiger Borussia Dortmund im Kracher-Achtelfinale am Millerntor sensationell mit 2:1 (2:0) raus.
BVB-Kapitän Marco Reus kam anschließend tief enttäuscht zum Interview. Nach dem Aus des Rekordsiegers Bayern München schien der erneute Weg nach Berlin für die Dortmunder geebnet - und dann das. „Ein komplett schlechter Tag von uns, wir sind zu spät aufgewacht2, klagte Reus in der ARD. „St. Pauli hat das gut gemacht. Jetzt sind wir nicht mehr dabei.“ Das Finale steigt am 21. Mai.
Etienne Amenyido (4.) und Axel Witsel (40.) per Eigentor sorgten für die Sensation durch den Zweitligisten aus Hamburg, das Tor von Haaland (58.) per Handelfmeter war für die großen Ambitionen des BVB viel zu wenig. St. Pauli posierte noch auf dem Rasen für ein Mannschaftsfoto mit allen Ersatzspielern und Betreuern.
„Heute war ein schlechter Tag, wir sind einfach zu spät aufgewacht“, sagte BVB-Trainer Marco Reus am ARD-Mikrofon. „St. Pauli hat es zwar gut gemacht, aber es ist sehr bitter für uns, dass wir raus sind. Das müssen wir jetzt erst mal sacken lassen. Auf jeden Fall haben wir eine Riesenchance verpasst, den Pokal wieder zu gewinnen.“
Erstmals seit Eintracht Frankfurt (2018) wird der Sieger im DFB-Pokal damit nicht aus München oder Dortmund kommen. St. Pauli darf sich über die willkommene Pokalprämie von rund einer Million Euro freuen und steht erstmals seit 16 Jahren im Viertelfinale - damals war nach der legendären „Bokal-Serie“ (ausschließlich Gegner mit B) erst Bayern im Halbfinale Endstation.
„Es war ein schweres Spiel, aber wir haben dafür gespielt, dass es so kommt mit dem Sieg“, sagte Amenyido. „Wir haben es uns verdient und dürfen den Abend genießen, aber morgen beginnt die Vorbereitung auf Freitag. Dann steht wieder ein schweres Spiel an, das wir auch gewinnen wollen.“
Haaland, der mit seinem Frust-Interview zuletzt für Wirbel gesorgt hatte, und die anderen Stars taten sich gegen gut organisierte Kiezkicker überraschend schwer. Die eigentliche Klasse des BVB, der zuletzt 5:1 gegen den SC Freiburg gewonnen hatte, kam fast nie zur Entfaltung.
„Auswärts, Entscheidungsspiel, es geht um alles“, hatte Rose vor der Partie gesagt und vor St. Pauli gewarnt. Die Hausherren erwischten prompt den besseren Start, Amenyido musste nach einer schönen Kombination aus kurzer Distanz nur noch einschieben. Nicht nur in dieser Szene wirkte der BVB, der kurzfristig auf Mahmoud Dahoud (Rückenschmerzen) verzichten musste, in der Anfangsphase etwas schläfrig - auch wenn Thorgan Hazard früh die Chance zum Ausgleich vergab (7.).
Nach dem Schock erarbeitete sich der BVB angetrieben von Reus und Jude Bellingham allmählich ein Übergewicht - und kam zu einigen Chancen. Doch selbst Haaland zielte zu ungenau (19.).
St. Pauli, in der Liga seit drei Spielen sieglos, war zunehmend mit Defensivarbeit beschäftigt und versuchte, über Konter Nadelstiche zu setzen. Einer führte dann tatsächlich erneut zum Erfolg - nach einer scharfen Hereingabe von Guido Burgstaller und einem Klärungsversuch von Witsel lag der Ball plötzlich wieder im BVB-Tor. Mit Wut im Bauch rannten die BVB-Stars danach immer wieder an, doch das Abwehrbollwerk der Hausherren hielt trotz der Angriffswucht stand. Der Treffer von Haaland war für den Titelverteidiger zu wenig.
FC St. Pauli - Borussia Dortmund 2:1 (2:0)
St. Pauli: Smarsch - Ohlsson (75. Zander), Medic, Lawrence, Paqarada - Smith - Irvine, Hartel - Becker - Burgstaller (90. Makienok), Amenyido (74. Dittgen). - Trainer: Schultz
Dortmund: Kobel - Meunier, Akanji (76. Zagadou), Hummels, Guerreiro - Witsel (90. Moukoko) - Brandt, Bellingham - Reus, Hazard (65. Malen) - Haaland. - Trainer: Rose
Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)
Tore: 1:0 Amenyido (4.), 2:0 Witsel (40. Eigentor), 2:1 Haaland (58., Handelfmeter nach Videobeweis)
Zuschauer: 2000 (ausverkauft)