Drittligist wird zum Pokalschreck Volle Lotte

Düsseldorf · Erst Werder Bremen, jetzt Bayer Leverkusen: Drittligist Sportfreunde Lotte mausert sich für die Bundesligisten zum Pokalschreck. Torhüter Benedikt Fernandez wird gegen die Werkself zum Helden – trotz Krämpfen beim Elfmeterschießen.

 Lottes Torhüter Benedikt Fernandez feierte die Sensation mit Megafon in der Fankurve.

Lottes Torhüter Benedikt Fernandez feierte die Sensation mit Megafon in der Fankurve.

Foto: dpa, gki jai

Erst Werder Bremen, jetzt Bayer Leverkusen: Drittligist Sportfreunde Lotte mausert sich für die Bundesligisten zum Pokalschreck. Torhüter Benedikt Fernandez wird gegen die Werkself zum Helden — trotz Krämpfen beim Elfmeterschießen.

Als Benedikt Fernandez den entscheidenden Elfmeter von Julian Baumgartlinger mit dem linken Bein pariert, kann er sich gar nicht richtig freuen. Zu stark sind die Schmerzen, ausgelöst durch einen Krampf. Doch als Fernandez' Teamkollege Luka Tankulic seinen Elfmeter verwandelt und die Sensation perfekt macht, kann auch der Keeper wieder jubeln.

Der Sieg gegen den Champions-League-Teilnehmer ist für Lotte ein besonderer, für Fernandez bedeutet er allerdings noch ein bisschen mehr. Der Torhüter spielte in der Bayer-Jugend, den Durchbruch schaffte er allerdings nicht. Im Sommer 2012 gab Bayer ihn zum 1. FC Saarbrücken ab, nur ein Jahr später wechselte der Keeper nach Lotte. Klar, dass er nach dem Coup des Drittligisten gegen den haushohen Favoriten überglücklich ist. "Das kann man nicht beschreiben. So ein Gefühlschaos habe ich im Leben selten erlebt. Ich habe ja mehr als die Hälfte meines Fußballerlebens in Leverkusen verbracht", sagte ein aufgeregter Fernandez nach dem Spiel bei Sky. Dabei ist ihm anzumerken, dass er gar nicht weiß, wohin er das ganze Adrenalin ausschütten soll, das er während der 120 Minuten und des Elfmeterschießens gesammelt hat.

Lotte, das in der vergangenen Saison nach mehreren Anläufen endlich von der Regionalliga in die 3. Liga aufstieg, bezwang Bayer mit den Tugenden, die ein Underdog im Pokal zeigen muss — und die ganz nebenbei auch noch als Slogan für den Klub aus Ostwestfalen dienen: "Volle Lotte", so steht es auf dem Mannschaftsbus, und so trat der Klub bei Nieselregen vor 8763 Zuschauern im "Frimo Stadion" auch auf. Die Spieler des Drittliga-Vierten holten alles aus sich heraus, liefen bis zur völligen Erschöpfung und siegten am Ende nicht einmal unverdient — und das, obwohl Lotte ab der 78. Spielminute in Unterzahl agierte, nachdem Tim Wendel nur 22 Minuten nach seiner Einwechslung die Gelb-Rote Karte sah.

Trainer Ismail Atalan war ob der Leistung des "Dorfklubs" gegen den Bundesligisten auch mehr als stolz. "Wir haben uns in den letzten zwei Jahren eine gewisse Mentalität angeeignet. Das zeigt den Charakter der Mannschaft. Wir haben mit zehn Mann auf diesem tiefen Boden zweimal einen Rückstand gegen einen Champions-League-Teilnehmer aufgeholt. Das beweist, dass im Fußball vieles möglich ist", sagte der Coach und erklärte auch gleich, wie man als Außenseiter eine solche Partie gewinnen kann: "Man muss sich halt nur sehr gut organisieren, dann hat man auch eine Chance. Ich freue mich unheimlich für die Truppe. Dieser Verein hat seit zwei Jahren eine Geschichte geschrieben, die ihresgleichen sucht."

Nicht nur der Klub, sondern auch Fernandez hat am Dienstag seine ganz eigene Geschichte geschrieben.

(seeg)
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