Alle DFB-Pokal-Artikel vom 27. August 2003
DFB-Pokal: Neuntligist Gerbrunn und das achte Weltwunder

Niederklassigster Verein der Pokal-HistorieDFB-Pokal: Neuntligist Gerbrunn und das achte Weltwunder

Gerbrunn (rpo). Ein Erfolg gegen Wacker Burghausen wäre "das achte Weltwunder". Mit dem TSV Gerbrunn nimmt erstmals in der Geschichte des DFB-Pokals ein Neuntligist an einer Hauptrunde teil.Noch nie passte die vielstrapazierte Platitüde von "David gegen Goliath" in der 68-jährigen Geschichte des DFB-Pokals besser als in dieser Saison. Wenn am Samstag (15.30) Kreisklassist TSV Gerbrunn gegen Wacker Burghausen antritt, startet der niederklassigste Verein aller Zeiten in die 1. Hauptrunde des deutschen Vereinspokals. Neuntligist gegen Zweitligist - da sind die Ziele entsprechend bescheiden. "Ein Sieg wäre das achte Weltwunder", sagt Vorstand Günther Brückner. Kein Wunder ist dagegen, dass der TSV Gerbrunn die 1. Runde überhaupt erreicht hat. Noch als Bayernligist schaffte der unterfränkische Dorfklub, vor den Toren Würzburgs angesiedelt, die Qualifikation. Doch aus finanziellen Gründen zog sich der Verein aus der Oberliga zurück und fristet inzwischen in den Niederungen des Amateurfußballs ein Schattendasein. Komplett bei Null begonnen"Wir sind wieder auf dem Stand von vor zehn Jahren. Wir mussten komplett bei Null beginnen, teilweise haben die Jungs jetzt erst wieder mit dem Fußballspielen angefangen," erzählt Abteilungsleiter Peter Wiederer. Der neue Kader des griechischen Trainers Joanis Skliros umfasst 20 Mann - alles Einheimische die größtenteils schon in der eigenen Jugend gespielt haben. Das Ziel für die laufende Runde ist klar: Klassenerhalt. Das wird schwer genug. Der TSV hat die ersten drei Saisonspiele verloren und ist Tabellenletzter der Kreisklasse. Dabei hatte der Verein Großes vor. Vor zehn Jahren stieg Armin Heitzenröther als Sponsor beim damaligen C-Ligisten ein. Das Geld des ortsansässigen Unternehmers brachte den Verein schnell nach oben. In der vergangenen Saison spielte man schließlich in der Bayernliga. In Spielertrainer Martin Schneider (370 Bundesligaspiele für Nürnberg, Gladbach und Duisburg) und Assistent Jörg Dittwar (150 Spiele für Nürnberg) verpflichtete man erfahrenene Leute. Dazu kamen ein paar Spieler vom Zweitliga-Absteiger FC Schweinfurt 05. Doch der Erfolg blieb aus. Nach 16 sieglosen Spielen war der Abstieg nicht mehr zu vermeiden. Bereits im Oktober wurden Schneider und Dittwar wieder entlassen. Der Sponsor zog sich nach Unstimmigkeiten mit der Vereinsführung zurück. Die Mannschaft, die durch einen Erfolg gegen Landesligist SV Schalding-Heining im Halbfinale des bayerischen Totocups wenigstens noch die 1. Hauptrunde im DFB-Pokal erreicht hatte, löste sich komplett auf. Totales ChaosEs blieb ein totales Chaos. Wiederer entschied mit der ehemaligen zweiten Mannschaft, einer reinen Hobbymannschaft, den Neuanfang zu machen. Einen neuen Sponsor hat der Verein bisher nicht, man ist auf Spenden der Eltern angewiesen. Da kommt das Spiel am Wochendende genau richtig. "Es ist nicht nur für Spieler und Verein ein sportliches Highlight, sondern vor allem finanziell eine große Chance," meint Wiederer. Allerdings werden die 58.000 Euro TV-Einnahmen aufgeteilt: jeweils ein Drittel bekommt die alte Bayernligamannschaft und der Ex-Sponsor, den Rest der Verein. Deshalb war die Enttäuschung in Gerbrunn groß, als die Auslosung bekannt wurde. "Wacker ist eine sehr gute Mannschaft, aber sie ist halt nicht zugkräftig," bedauert Wiederer. Der Kartenvorverkauf läuft deshalb auch schlecht. Maximal 500 Zuschauer werden erwartet, immerhin doppelt so viele wie in der Bayernliga üblich. Mit viel Aufwand werden unterdessen die Vorbereitungen getroffen. Der ganze Verein engagiert sich und die Spielerfrauen kümmern sich um das VIP-Zelt. "Bei dem großen Aufwand, da sollten doch ein paar Euro übrigbleiben. Die Null muß stehen" - zumindest finanziell. Sportlich glaubt dagegen in Gerbrunn keiner an das "achte Weltwunder". Wiederer dazu: "Ich hoffe, dass wir möglichst wenig Gegentore bekommen."