Kommentar zum Pokalfinale Publikum hat noch lange nicht genug

Meinung | Düsseldorf · Viele stimmen gerne den Abgesang auf den Fußball an. Zu viele Spiele? Zu viel Kommerz? Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Beim DFB-Pokalfinale in Berlin haben wieder fast zehn Millionen am TV zugesehen.

 Robert Lewandowski (r) erzielt ein Tor gegen Péter Gulácsi.

Robert Lewandowski (r) erzielt ein Tor gegen Péter Gulácsi.

Foto: dpa/Christian Charisius

Es heißt so oft, dem Fußball drohe die Luft auszugehen. Zu viele Spiele. Zu viel Drumherum. Alle übersättigt.  Es sei zu befürchten, die Fans könnten sich irgendwann vom Produkt abwenden. Dann kommt das DFB-Pokalfinale. Und es wird wieder geunkt, dass es doch wirklich niemanden interessiert, wenn RB Leipzig und der FC Bayern sich im Finale gegenüberstehen. Die Zahlen sprechen eine deutlich andere Sprache. 9,96 Millionen sahen das Endspiel im Ersten, bei Sky schalteten 380.000 Zuschauer ein. Zum Vergleich: vor einem Jahr beim Duell zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern München waren es 10 Millionen (ARD) und 440.000 (Sky) – also ein Minus ohne größere Bedeutung. Ganz bestimmt kann man daraus jedenfalls nicht ableiten, das Interesse sei im Sinkflug. Im Gegenteil. Das Interesse bleibt stabil.

Der Fußball ist ins Unterhaltungsgenre aufgestiegen. Damit erschließt er sich ganz andere Zielgruppen. Quiz-Show, Sanges-Wettbewerb, Fußballspiel. Menschen versammeln sich auf dem Sofa, und der Fußball bringt sie zusammen. Der Fußball ist allerdings auch immer mehr dabei, sich beliebig zu machen. Er ist längst im sogenannten Mainstream angekommen. Um weiter zu wachsen, muss es mehr Spiele geben, ständige Verfügbarkeit statt hohe Qualität.

Der Fußball ist zu einem Wirtschaftsunternehmen geworden. Natürlich gibt es noch immer die magischen Momente. Wenn die eigentlich unterlegene Mannschaft den haushohen Favoriten besiegt. Wenn ein Team sich mit so viel Kampfgeist und Leidenschaft einer Niederlage entgegenstellt. Wenn Tore nicht einfach geschossen, sondern zelebriert werden. Der Fußball hat diese Magie inne. Er kann auf großer und kleiner Bühne begeistern und alle, die immer meckern, zumindest für einen kurzen Moment verstummen lassen. Man ist dann auch bereit, seinen eigenen Anspruch an den Fußball anzupassen. Der FC Liverpool erfreut sich hierzulande immer mehr Anhänger. Der LFC wird indes von einer Investorengruppe finanziert. In Deutschland ist noch eine Mehrheit gegen Investoren.

Gut möglich, dass sich die Stimmungslage schon bald drehen wird. Besonders schnell könnte es dann gehen, wenn der deutsche Fußball weiter abgehängt wird im europäischen Vergleich. Bis dahin gibt es noch einige Appetithäppchen. Die neue Saison wird bereits vom 7. bis 12. August mit der ersten Runde im DFB-Pokal eingeläutet. Danach kommt der Supercup und, und, und. Zwischendurch finden sich bestimmt noch ein paar Testspiele.  

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