Raufereien im Fanblock Den Spielern muss das Trikot-Werfen untersagt werden

Meinung | Düsseldorf · Ein Spielertrikot hat am Mittwochabend nach Abpfiff des DFB-Pokalspiels zwischen dem FC Augsburg und Bayern München Raufereien in einem Fanblock ausgelöst. Die nächste Eskalationsstufe der aggressiven Trikot-Bettelei gefährdet inzwischen auch Unbeteiligte und zeigt, dass die Vereine dringend handeln müssen.

EIne Szene nach Abpfiff des DFB-Pokalspiels am 19. Oktober zwischen dem FC Augsburg und dem FC Bayern München.

Foto: AP/Matthias Schrader

Es gibt ja inzwischen eine ganze Palette an Dingen, die einem Fußballabend plötzlich ein unschönes Gesicht verleihen: Fanplakate mit hasserfüllten Botschaften, entzündbare Mitbringsel, die ganze Stadien in Rauch einhüllen, Flitzer auf dem Rasen. Was sie alle vereint: Mit dem sportlichen Wettbewerb, der derweil auf dem Rasen stattfindet, haben sie nicht viel zu tun.

Ein weiteres Kapitel, das in den vergangenen Jahren ausführlicher wurde, ist das offensive Betteln um Spieler-Trikots. Egal ob Liga, Pokal oder Champions League - weltweit sind die Fanränge gepflastert mit Plakaten - zugegeben, teils sehr kreativ und humorvoll -, mit denen Zuschauer die Profis auf sich aufmerksam machen wollen. Oft mit Erfolg: Eine spontane Suchabfrage bei Ebay zu Spielertrikots führt zu einer Vielzahl von Angeboten. „Matchworn“, „original getragen von Thomas Müller“, „zugeworfen von David Alaba“ lauten die Titel zu den Polyester-Shirts, die für bis zu 2000 Euro angeboten werden. Die Vorstellung, dass ein Fan das Shirt seines Idols am heimischen Ehrenplatz aufbewahrt, erscheint dagegen fast schon romantisch und naiv.

Das Phänomen selbst ist nicht neu. Die Regelmäßigkeit und Vielfalt auch nicht. Und was viele Fans am Mittwochabend im Stadion des FC Augsburg sowie live vor dem Fernseher miterleben mussten, ist leider auch kein Einzelfall mehr. Aber definitiv in Summe eine neue Eskalationsstufe.

Kingsley Coman vom FC Bayern wirft einem Fan sein Trikot zu. Das begehrte Stück Stoff kommt an, im Rücken des Fans lauert jedoch ein Neider, der dem älteren Mann in Bruchteilen von Sekunden das Trikot entreißt und sich wegdreht. Es kommt zur Auseinandersetzung, beide Männer beginnen eine wilde Rauferei, fallen zu Boden und verschwinden in der Menge, die selbst langsam komplett ins Wanken gerät. Besonders gefährlich wird es dabei für die Unbeteiligten, etwa das Kind auf den Schultern eines Mannes, das den Halt zu verlieren droht und sich nur mit Mühe vor dem Fall auf den harten Boden retten kann. Wer sich letztlich das Trikot erkämpfen konnte, war in der ZDF-Übertragung sowie in den Video-Schnipseln, die in den sozialen Netzwerken kursieren, nicht zu erkennen. Dies spielt auch überhaupt keine Rolle, denn dieser Vorfall hat einen üblen Nachgeschmack - und das nicht nur in Sachen Vorbildfunktion und erwachsenem Benehmen.

Jeder, der schon einmal in einem Fanblock stand, weiß, dass man in diesem öffentlichen Raum aufeinander Acht geben muss. Eine Gefahrensituation wirkt sich nicht selten auf eine ganze Gruppe von Menschen aus. Kritische Situationen sind oft vermeidbar, erst recht wenn es dabei um ein Spielertrikot und die pure Habgier geht.

Es beginnt mit einer nett gemeinten Geste des Spielers, nimmt jedoch einen absolut unkontrollierbaren Verlauf. Dem muss entgegengewirkt werden, im Zweifel - auch wenn es ein trauriger Schritt ist - bei dem Spieler selbst. Szenen wie diese sollten sich nicht wiederholen. Daher sollten Ligaverband und Vereine ihre Spieler sensibilisieren und ihnen die Auswirkungen vor Augen führen.

Erst auf schwere Verletzungen durch Trikot-Rangeleien zu warten, wäre ein fataler Fehler. Rechtzeitiges Handeln wäre stattdessen angebracht. Heißt: Die Spieler behalten ihre Trikots am Körper. Derartige Vermögenswerte gibt es bei Ebay ohnehin schon in großer Auswahl. Natürlich sollten Fußballer weiterhin gemeinsam mit den Fankurven nach Abpfiff ausgelassen feiern und singen dürfen. Das führt auch im Regelfall nicht zur Prügelei.