Nach "Ossi"-Eklat DFB ermittelt gegen Michael Henke

Frankfurt (rpo). Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat ein Ermittlungsverfahren gegen Michael Henke eingeleitet. Zudem wurde der Trainer des 1. FC Kaiserslautern zu einer schriftlichen Stellungnahme zu den Vorfällen beim 4:2 im DFB-Pokalspiel bei Regionalligist Rot-Weiß Erfurt aufgefordert. nach Eingang dieses Schreibens soll über den weiteren Verlauf des Verfahrens beraten werden.

 Michael Henke hatte Erfurter Spieler als "Scheiß Ossi" beschimpft.

Michael Henke hatte Erfurter Spieler als "Scheiß Ossi" beschimpft.

Foto: ddp, ddp

So verließ Henke Erfurt nach dem "Ossi"-Eklat als großer Verlierer, obwohl sein Team nach sieben Spielen ohne Sieg mal wieder gewonnen hatte. "Er hat nicht nur meine Spieler, sondern eine ganze Region beleidigt. Für die Worte 'Scheiß-Ossi' gibt es keine Entschuldigung", wetterte Trainer Pawel Dotschew von Rot-Weiß Erfurt.

 Nach Henkes Entgleisung kam es zu Turbulenzen in Erfurt.

Nach Henkes Entgleisung kam es zu Turbulenzen in Erfurt.

Foto: AP, AP

Die verbale Entgleisung kostet den überforderten FCK-Coach schon jetzt einen Teil der vom Verein selbstauferlegten 10.000-Euro-Strafe und hat seine ohnehin wacklige Position nicht sicherer gemacht. "An meinem grundsätzlichen Verhältnis zu Herrn Henke ändert das eigentlich nichts. Aber das ging viel zu weit und bei uns gilt das Verursacherprinzip", meinte Vereinschef Rene Jäggi.

Tags darauf erklärte der Schweizer, dass Henke nur einen Teil der Summe zahlen müsse und die als Spende für die Nachwuchsabteilung von Erfurt sofort zur Verfügung stehe.

Auslöser des Eklats war eine Szene kurz vor dem Schlusspfiff, als der rassige Pokalfight durch Treffer von Boubacar Sanogo (25. /27.), Marco Engelhardt (70.) und Halil Altintop (75.) längst entschieden war. Als Lauterns 18 Jahre alte Abwehrhoffnung Fabian Schönheim verletzt auf dem Feld lag und die Erfurter nicht sofort den Ball ins Aus spielten, rastete der sonst so eloquente Lehrer für Sport und Geschichte aus.

"Der Henke hat uns mit den Worten Scheiß-Ossis und Ossi-Pack beschimpft. Ein unglaublich arroganter Typ", meinte der Erfurter Spieler Björn Brunnemann als "Ohrenzeuge". Es folgte ein Handgemenge auf dem Platz und eine Entschuldigungstour bis in den Mittwoch hinein. "Es war ein Fehler, wie ich mich verhalten habe. Mir sind einfach die Pferde durchgegangen", meinte Henke: "Es wird deutlich, wie unverändert sensibel das Thema ist. Wer mir aus meinem Verhalten eine grundsätzlich falsche Denkweise vorwerfen will, liegt völlig daneben."

An sportlicher Blamage vorbeigeschrammt

Immerhin habe er den ehemaligen Erfurter Marco Engelhardt zum Kapitän gemacht. Genau dieser "Ossi" sorgte mit dem Treffer zum 3:2 auch dafür, dass Kaiserslautern nach verspielter 2:0-Führung und erneut desolater Abwehrleistung mal so eben noch an der erneuten sportlichen Blamage gegen dem gleichwertigen Regionalligisten vorbeischrammte.

Die mit 113.000 Euro plus der Henke-Strafe getrösteten Erfurter versuchten am Tag danach, die menschliche Blamage des in den letzten sieben Bundesliga-Spielen erfolglosen Henke zu verstehen. "Das war schon sehr herb, wir haben uns alle gewundert. Der Mann muss schon sehr unter Druck stehen, aber von unserer Seite wird es kein weiteres Nachspiel geben", sagte Manager Stephan Beutel.

Der ostdeutsche DFB-Vizepräsident Hans-Georg Moldenhauer forderte dazu auf, keine neuen Gräben zwischen Ost und West zu ziehen: "Man sollte die Entschuldigung über eine in der Hektik gemachte Aussage akzeptieren. Aber so etwas darf einfach nicht vorkommen."

(sid)
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