"Gesundheit geht vor" DFB begrüßt Verlegung der Frauen-WM wegen SARS

Zürich/Düsseldorf (rpo). Die Fußball-WM der Frauen wird nicht in China stattfinden und verlegt. Das begrüßen die Verantwortlichen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Und auch die Veranstalter in China "verstehen und respektieren" die Entscheidung, die wegen der Lungenkrankheit SARS getroffen worden ist.

"Die FIFA hat sich die Entscheidung sicher nicht leicht gemacht. Aber bis zum geplanten Termin ist der Virus ohne weiteres offenbar nicht unter Kontrolle zu bekommen. Daher war es vernünftig, der Empfehlung der WHO zu folgen. Denn weder die FIFA noch die Chinesen können das Risiko tragen", sagte der für Frauenfußball zuständige DFB-Direktor Willi Hink der dpa.

Cheftrainerin Tina Theune-Meyer äußerte sich ähnlich: "Wenn die WHO sagt, dass es zu gefährlich ist, dann finde ich die Entscheidung richtig. Es gibt große Menschenansammlungen bei einer WM. Die Gefahr der Ansteckung ist zu groß und die Gesundheit der Sportlerinnen und Zuschauer muss gewährleistet sein."

Das Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes (FIFA) hatte am Samstag in Zürich beschlossen, die vom 23. September bis 11. Oktober in China geplante WM abzusagen und in ein anderes Land zu verlegen. Interesse an der Ausrichtung bekundeten zunächst die USA und Australien. Doch auch Brasilien und Schweden sind seit Sonntag im Gespräch. China soll die WM 2007 ausrichten.

Die FIFA-Exekutive war einer einstimmigen Empfehlung ihrer Sportmedizinischen Kommission gefolgt. Nach Rücksprache mit Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO sowie mit auf Epidemiologie und Reisemedizin spezialisierten Universitätsinstituten in Europa hatte die FIFA-Instanz von der Durchführung in China abgeraten.

Das Dringlichkeits- oder das Exekutivkomitee der FIFA will in den nächsten Tagen entscheiden, wo und wann die WM stattfindet. Die Zeit drängt, denn der neue Gastgeber braucht Vorlauf für die Organisation. "Für alle Beteiligten ist es wichtig, dass Ort und Zeit möglichst rasch feststehen", betonte Hink. Die FIFA will am ursprünglichen Zeitraum festhalten, doch es gibt Klärungsbedarf. Ein australischer Verbands-Vertreter sagte, man wolle die Frauen-WM, aber der Termin kollidiere mit anderen Sport-Ereignissen wie der Rugby-WM im Oktober.

Sowohl die USA, die die vorige WM 1999 ausrichteten, als auch Australien, das die Stadien und Infrastruktur der Olympischen Spiele 2000 nutzen könnte, wären nach Ansicht Theune-Meyers gute Gastgeber. "Uns ist es eigentlich egal. Beide bieten beste Voraussetzungen", sagte sie. "An Australien haben wir natürlich besonders gute Erinnerungen, weil wir dort die Bronzemedaille gewonnen haben."

Der Cheftrainer des Vizeweltmeisters, Ma Liangxing, reagierte enttäuscht: "Die Verlegung hat große Auswirkungen. Unser Heimvorteil ist weg. Wir müssen in ein anderes Land reisen und mit dem Zeitunterschied kämpfen. Auf der anderen Seite ist der Druck für mein Team woanders nicht so groß wie vor eigenem Publikum", sagte der Coach des WM-Favoriten, dessen Teilnahme angesichts der Entwicklungen noch nicht einmal gesichert ist. Als Gastgeber war China automatisch qualifiziert. Nun muss sich der Vizeweltmeister womöglich in der auf Juni verschobenen Asien-Qualifikation das WM-Ticket erst erspielen.

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