Völler: "Ein Traumergebnis" Deutscher Fußball gewinnt beim Zuschauen
Hamburg (sid). Während Top-Teams wie England und die Niederlande erneut strauchelten, hat der deutsche Fußball in der bequemen Rolle des Zuschauers beim Weg zur WM-Endrunde 2002 in Südkorea und Japan einen weiteren Schritt nach vorn gemacht. "Ein Traumergebnis", kommentierte Teamchef Rudi Völler das torlose Remis der Engländer in Helsinki gegen Finnland, das den Ex-Weltmeister bis auf den letzten Tabellenplatz der Qualifiktionsgruppe 9 zurück warf.
Während das bei der Europameisterschaft noch so arg gebeutelte Team des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit optimaler Punktausbeute und ohne Gegentor die Spitze hält, nehmen sich die Konkurrenten die Punkte gegenseitig weg. Der einstige Fußball-Zwerg Albanien kam in Tirana gegen Griechenland mit 2:0 (0:0) zum ersten Sieg und verbesserte sich auf Rang drei.
Neben England muss mit den Niederlanden eine weitere Großmacht ernsthaft um die WM-Teilnahme in Fernost fürchten. Der Europameister von 1988 verlor in Rotterdam gegen Portugal mit 0:2 (0:1) und wartet weiter auf den ersten Heimsieg in den Ausscheidungsspielen. Mit dem gleichen Resultat verlor Norwegen in Oslo gegen die Ukraine, Trainer Nils Johan Semb bot daraufhin dem Verband seinen Rücktritt an.
Der Fehlstart der Briten hat die Suche nach einem Nachfolger für Kevin Keegan, der sein Amt nach der 0:1-Niederlage im Wembley-Stadion gegen Deutschland aufgegeben hatte, noch schwieriger gemacht. Sicher ist derzeit nur, dass Interimscoach Howard Wilkinson wieder die Betreuung der Junioren-Auswahl "U 21" übernehmen wird, alles weitere ist bis auf weiteres völlig offen.
Dabei stehen die Traditionalisten, die unbedingt einen einheimischen Trainer wollen, anderen Experten gegenüber, die sich auch einen Ausländer auf diesem Posten vorstellen können. Betont konservativ gibt sich dabei Ex-Weltmeister Bobby Charlton: Es wäre eine Schande für das Mutterland des Fußballs, wenn wir in England keinen geeigneten Mann finden würden."
Der einstige Mittelfeldstratege würde gerne die ehemaligen Teamchefs Terry Venables oder Bobby Robson zurück holen, ausländische Trainer, denen Chancen eingeräumt werden, sind Marcello Lippi aus Italien sowie die beiden Franzosen Gerard Houllier und Aime Jacquet.
Bei den "Oranjes" wurde trotz der Schlappe gegen Portugal noch keine Trainerdiskussion in Gang gesetzt. Bondscoach Louis van Gaal nahm die Niederlage auch mit erstaunlicher Gelassenheit hin: "Wir haben nicht schlecht gespielt und gegen eine sehr starke Mannschaft verloren. Wir müssen jetzt eben die restlichen Spiele gewinnen."
In die gleiche Kerbe hieb Mittelfeldspieler Edgar Davids: "Wir bekommen noch genug Chancen, uns die Punkte zurück zu holen." In der allgemeinen Missstimmung ging fast unter, dass Kapitän Frank de Boer mit dem 84. Einsatz zum bislang alleinigen Rekord-Nationalspieler Aron Winter aufschloss.
Andere Fußball-Großmächte hingegen konnten auf dem Weg zur WM erneut punkten. Ex-Weltmeister Italien besiegte in Ancona Georgien mit 2:0 (0:0) und steht ebenso an der Tabellenspitze wie Spanien, das in Wien ein 1:1 (1:1)-Unentschieden gegen Österreich erreichte.
Ein Remis, das aber auch an der Donau erfreut zur Kenntnis genommen wurde, schließlich war es der erste Punktgewinn gegen die Spanier seit 1978 und ein erster Schritt zur Überwindung des 0:9-Traumas aus der EM-Qualifikation im vergangenen Jahr. Kapitän Andreas Herzog: "Jeder hat erwartet, dass wir wieder etwas auf den Deckel kriegen, deshalb können wir mit diesem Resultat sehr zufrieden sein."