DFB sucht händeringend nach Lösungen Deutsche Fans fürchten Ausschluss von WM 2006

Frankfurt/Main (rpo). Die deutschen Fans fürchten, bei der WM im eigenen Land im Abseits zu stehen. Ticketprobleme, drohende Aussperrung und Sicherheit sind die Reizthemen, die jetzt schon heiß diskutiert werden. Wie kommt der Zuschauer an Eintrittskarten? Der DFB weiß es nicht.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) weiß um die Bedeutung und hat versprochen, dass sich ein Ticket-Desaster wie bei der WM in Südkorea und Japan nicht wiederholen wird. Noch in diesem Monat soll es Gespräche mit dem Weltverband FIFA geben, in denen das WM- Organisationskomitee (OK) das Angebot erneuern wird, den Kartenverkauf in Eigenregie durchzuführen. "Wir legen Wert darauf, dass dieses Problem nicht auf die lange Bank geschoben wird", erklärte OK-Vizepräsident Horst R. Schmidt.

Zusagen kann aber auch Schmidt nicht machen. "Es wird nicht gelingen, alle Fans in die Stadien zu bekommen", sagte der DFB- Generalsekretär. In seiner Doppelfunktion ist Schmidt derzeit an allen Fronten im Einsatz. Denn das Verhältnis zwischen den Fans und dem DFB ist zerrüttet. Einen ersten Meilenstein auf dem Weg zur Normalisierung soll die Schaffung eines Fan-Clubs der Nationalmannschaft bilden. "Bei den ersten Länderspielen 2003 wollen wir das in Gang setzen", kündigte Schmidt an.

Fast unversöhnlich stehen sich die Lager in einigen Fragen der Sicherheit gegenüber. Die Fan-Beauftragten kritisieren, dass der DFB seit diesem Jahr vermehrt Stadionverbote bis 2007 verhängt. Dies komme einem WM-Ausschluss gleich. Zudem fordern sie von den zuständigen Sicherheitsbehörden weniger Willkür und mehr Transparenz bei den Eintragungen in die beim Bundesinnenministerium geführte Datei Gewalttäter Sport. Darin sind nach Aussage von Bernd Manthey, Leiter des Bund-Länder-Ausschusses zur WM 2006, etwa 3000 bis 4000 Fußball-Fans gespeichert.

Nicht selten werden Fans auf Grund eines Eintrages in dieser Datei an der Ausreise zu Länderspielen gehindert. Wie schon bei der EURO 2000 rechnet Manthey auch bei der WM in vier Jahren damit, dass potenzielle Gewalttäter vor Spielen in Polizeigewahrsam genommen werden. Auch Grenzkontrollen für die Dauer der WM schließt der Ministeriale nicht aus. "Dieses rechtliche Instrumentarium muss es geben, auch wenn sich alle Staaten damit schwer tun", erklärte Manthey, der alle Nachbarländer Deutschlands in die Verantwortung nehmen will.

Mit dem Problem des Rechtsextremismus und mit den Hooligans in Fußball-Stadien beschäftigt sich auch der DFB intensiv. Ausschreitungen wie am vergangenen Wochenende beim Oberliga- Lokalderby in Leipzig, 2006 Spielort der WM, bereiten den Funktionären laut Schmidt Kopfschmerzen. "Dies war ein Vorgang, mit dem wir uns befassen müssen", kündigte er ein Nachspiel an. Zudem stellte Schmidt fest, dass sich das rechtsextreme Potenzial in den vergangenen Jahren entwickelt habe.

Letztes Beispiel dafür war das EM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft in Litauen, wo eine kleine Gruppe von mitgereisten Fans durch nationalsozialistische Parolen negativ aufgefallen war. "Wir werden uns darauf einzustellen haben", sagte Schmidt. Eine ähnliche Präsenz von Sicherheitskräften wie bei der WM in Asien schließt BMI-Mann Manthey aber aus: "Diese Dimension kann ich mir nicht vorstellen. Es wird keine Polizeispiele geben."

(RPO Archiv)
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