Herbert Fandel wird 50 Der Schiedsrichter-Dirigent und die Torlinientechnik

Frankfurt/main · Am Sonntag feiert Deutschlands Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel seinen 50. Geburtstag. Das größte Geschenk der Bundesligen lässt aber weiter auf sich warten.

Herbert Fandel wird 50: Der Schiedsrichter-Dirigent und die Torlinientechnik
Foto: dpa, Boris Roessler

Auf das größte "Geschenk" muss Herbert Fandel noch ein paar Tage warten. Erst Ende März entscheidet die Ligaversammlung, ob die deutschen Fußball-Schiedsrichter künftig mit einer Torlinientechnik unterstützt werden oder nicht. Fandel, dem Vorsitzenden der Schiedsrichter-Kommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), drohen deshalb auch am Sonntag (9. März), an seinem 50. Geburtstag, leidenschaftliche Diskussionen über das Streitthema der Bundesliga schlechthin.

Er habe "immer" betont, die technische Hilfe müsse kommen, sagte der Konzertpianist zuletzt immer wieder auf Nachfragen, die Fandel selbst wohl nicht mehr hören kann. Nach Phantomtoren in der Hinrunde, Verhandlungen vor dem DFB-Sportgericht und einer Mallorca-Dienstreise in der Winterpause klingelte das Diensthandy des viermaligen Schiedsrichters des Jahres in den vergangenen Monaten nahezu pausenlos.

Für den weltweit beachteten Nicht-Treffer von Stefan Kießling (Bayer Leverkusen) bei 1899 Hoffenheim im Oktober brach der "Schiri-Boss" sogar einen Kurz-Urlaub ab und düste mit seiner Frau nach Hause, um Pechvogel Felix Brych, der damals den Treffer zu Unrecht gab, zu unterstützen. "Ich wusste, welche Wirkung dieser Vorfall medial erzielen und dass ich in meiner Funktion als Schiedsrichter-Chef gebraucht würde", sagte er dfb.de: "Es ist doch klar, dass ich in so einer Situation für den Schiedsrichter da bin."

Seit Mai 2010, die Schiedsrichter litten noch unter den Nachwehen der Affäre um Michael Kempter, steht der Vater von zwei Kindern der Schiedsrichter-Kommission vor. Dass es als Funktionär nicht minder schwierig ist, musste Fandel vor allem eineinhalb Jahre später erfahren. Im November 2011 versuchte der damalige Spitzenschiedsrichter Babak Rafati, sich in einem Kölner Hotel das Leben zu nehmen. Die Elite-Gilde der Bundesligen stand plötzlich am Pranger - später gab Rafati zudem Fandel und Hellmut Krug, dem Vertreter des Ligaverbandes in der Schiedsrichter-Kommission, eine Mitschuld.

Fandel habe ihm mit seinen Aussagen und Forderungen eine "gefühlte Giftspritze" verpasst, sagte Rafati. Der Schiedsrichter-Boss zeigte sich im Anschluss "schockiert", die schweren Vorwürfe gingen ihm sichtlich nahe. Von "seinen" Aktiven bekam der in Kyllburg geborene Fandel aber Rückendeckung. Der Weg, den der Chef an der Spitze vorgebe, sei - so der Tenor - der richtige.

Nach mehreren kleinen und größeren Reformen sind die Schiedsrichter auch dank Fandel mittlerweile Halbprofis, die mit Fixgehalt und Spielprämien auch ohne einen Beruf außerhalb des Fußballs gut leben könnten - auf seine eigentlich gelernte Tätigkeit verzichtet aber bislang keiner der Referees. Auch Fandel nicht, der als Leiter der Musikschule des Eifelkreises Bitburg-Prüm weiterhin in die Tasten haut. Das Diensthandy liegt dann weit weg.

(sid)
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