Kommt der Einkick im Fußball? Hollands Verband dementiert Tests zur Abschaffung des Einwurfs

Düsseldorf · Seit 1882 gehört der Einwurf zum Fußball. Doch das könnte sich demnächst ändern. Die Regelhüter des Weltfußballs diskutierten in dieser Woche die Möglichkeit eines Einkicks. Doch bis zur möglichen Regeländerung ist es noch ein weiter Weg. Wir sagen Ihnen, wie der Stand der Dinge ist.

 Gladbachs Tony Jantschke bei einem Einwurf

Gladbachs Tony Jantschke bei einem Einwurf

Foto: dpa/Soeren Stache

Immer, wenn das Ifab zusammentrifft, wartet die Fußballwelt gebannt, ob ihr Sport nach dem Treffen noch derselbe ist wie vor der Sitzung. Denn die acht Mitglieder des „International Football Association Board“ sind das einzige Gremium im Weltfußball, das die Macht besitzt, Regeln im Fußball grundlegend zu verändern. Am Montag kam das Ifab zu seiner 136. jährlichen Generalversammlung zusammen, und im Nachgang elektrisiert vor allem eine Frage: Droht dem Einwurf nach 140 Jahren das Aus?

Elf Vorschläge für einen besseren Fußball
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Foto: AP/Martin Meissner

Die schnelle und einfach Antwort lautet: So weit ist es noch lange nicht. Von einer beschlossenen Abschaffung des Einwurfs kann jedenfalls keine Rede sein, eine Reform dieser Spielfortsetzung wird aber immerhin diskutiert, wie das Ifab mitteilte. „Auch andere Versuche wie die Erläuterung bestimmter Schiedsrichterentscheidungen während eines Spiels, eine potenziell gerechtere Berechnung der Spielzeit und Einkicks wurden diskutiert. Die jährliche Generalversammlung stellte klar, dass diese und alle anderen Versuche einer Genehmigung bedürfen und vom Ifab und der Fifa überwacht werden müssen“, ließ das Gremium wissen, in dem vier Fifa-Vertreter sitzen sowie jeweils ein Vertreter der Verbände Englands, Nordirlands, Schottlands und Wales‘.

„Sky Sport“ berichtete indes, es gebe bereits Grünes Licht für eine Testphase in der zweiten holländischen Liga. Dort soll der Einwurf durch einen Einkick ersetzt werden. Der niederländische Fußballverband KNVB teilte auf Anfrage unserer Redaktion jedoch mit: „Das stimmt nicht. Es gibt keinen Beschluss, dass wir als Verband in der zweiten Liga mit Spielregeln experimentieren werden.“

Was in jedem Fall stimmt, ist, dass der niederländische Fußball gerne als Testobjekt für Veränderungen im Fußball genutzt wird. Erst 2020 wurde dort der Einkick im Jugendfußball getestet – gemeinsam mit der Möglichkeit unbegrenzter Wechsel, einem Selbstpass beim Freistoß, einer Zeitstrafe und der Nettospielzeit. Bei diesem Feldversuch handelte es sich aber um kein von der Fifa und dem Ifab genehmigtes Projekt. Dieser Test basierte vielmehr auf einer Vereinbarung des niederländischen Verbandes mit den Verbänden aus Deutschland, England, den USA und Belgien. Die Fifa trat nur als Beobachter auf. Eine Auswertung der Testphase ist bislang nicht bekannt.

Doch warum soll es dem Einwurf überhaupt an den Kragen gehen? Arsene Wenger, früherer Trainer des FC Arsenal und heute Direktor für globale Fußballförderung bei der Fifa, gilt als großer Fürsprecher des Einkicks. Er argumentierte bereits 2021: „Derzeit gibt es zwei große Zeitfresser: Einwürfe und Freistöße. Das Ziel ist es, das Spiel spektakulärer und schneller zu machen. Vielleicht könnten Einkicks mit einem Zeitlimit von zum Beispiel fünf Sekunden dazu beitragen.“ Wenger griff dabei eine geltende Regel in der Hallenfußballvariante Futsal auf, wo genau das gilt: ein Einkick, für den der Spieler sogar nur vier Sekunden Zeit hat.

Befürworter erhoffen sich vom Einkick am Ende aber auch noch etwas anderes: einen echten Vorteil für die ausführende Mannschaft. Der sei beim Einwurf oft genug nicht erkennbar, weil eben das gegnerische Team in dem Moment einen Spieler mehr auf dem Feld habe. Und so resultiere aus dem Einwurf eben zu oft ein Ballverlust – ein Effekt, der den Sinn des Ballbesitzes an der Außenlinie konterkariere.

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