Interview mit Gerhard Mayer-Vorfelder "Das darf keine Eintagsfliege sein"

dpa: 4:1 gegen Spanien, Riesenjubel um Rudi Völler. Ist DFB mit der Verpflichtung von Völler ein Glücksgriff gelungen?

dpa: 4:1 gegen Spanien, Riesenjubel um Rudi Völler. Ist DFB mit der Verpflichtung von Völler ein Glücksgriff gelungen?

Mayer-Vorfelder: "Rudi Völler ist eine Kultfigur. Dass er hohes Ansehen genießt, hat man ja gewusst. Aber dieses Ansehen macht es ja auch nicht, wenn nicht das dazu gekommen wäre: Die Mannschaft hatte selbst das Gefühl, sie muss etwas gutmachen. Und sie hat Rudi Völler und Michael Skibbe sofort als Leitfiguren akzeptiert."

dpa: Haben Sie selbst mit den Spielern vor dem Spanien-Spiel nochmals Tacheles gesprochen?

Mayer-Vorfelder: "Nein, da sollten nicht allzu viele reden. Ich habe volles Vertrauen zu Rudi Völler sowie Michael Skibbe. Und ich hatte das sichere Gefühl, dass sie es richtig machen im Umgang mit den Spielern. Die Spieler hatten bei der EM keinen Charakter gezeigt. Das heißt aber nicht, dass sie keinen haben."

dpa: Neun Spieler vom blamablen 0:3 gegen Portugal standen auch gegen die Spanier in der Startformation.

Mayer-Vorfelder: "Das habe ich schon registriert. Ich war mir aber wie Rudi sicher, dass jeder, der auf dem Platz stand, sich gegenüber dem Publikum bestätigen wollte."

dpa: Wird es jetzt die harte Linie geben, um einen Rückfall zu vermeiden?

Mayer-Vorfelder: "Ich bin überzeugt, dass so etwas wie bei der EM nicht mehr passieren wird. Die Chinesen haben ein Zeichen für Krise - das gleiche Zeichen wie für Chance. Und aus der Krise ein Chance zu machen, dafür ist der Schulterschluss mit der Bundesliga sehr wichtig. Ich hoffe, dass dies in Zukunft ebenso für die U 21 und A2 gilt, die auch weiterlaufen wird."

dpa: Wir lange wird die Phase dauern, bis diese Zusammenarbeit Bundesliga/Nationalelf Normalität ist und man keine Task Force oder Ähnliches mehr braucht?

Mayer-Vorfelder: "Ich weiß es nicht. Jetzt haben wir die Situation. Und ich hoffe, dass sie anhält. Aus den sehr offenen Diskussionen der Task Force mit Rudi Völler und den anderen Trainern werden nicht nur Kenntnisse erwachsen. Ich denke, dass dies auch umgesetzt wird, ohne dass man da spektakuläre Beschlüsse verkündet."

dpa: Und wie lange braucht die Nationalelf?

Mayer-Vorfelder: "Ich sage jetzt nicht, soundso viel Spiele. Der Ernst des Lebens beginnt mit dem nächsten Spiel, da geht es um die Qualifikation. Wenn die Qualifikation gut angefangen hat und später gemeistert ist, dann mit Christoph Daum, hat man den Weg richtig genommen."

dpa: Der Gedanke an einen freiwilligen WM-Verzicht, um eine völlig neue Mannschaft aufzubauen, ist mit diesem Spiel wohl endgültig verschwunden?

Mayer-Vorfelder: "Ich habe diese Auffassung nie vertreten. Du kannst nicht auf eine WM verzichten, sondern hast die Aufgabe, dich zu qualifizieren."

dpa: Denn eine wahre Wiedergutmachung für die EM-Pleite kann es erst bei einem großen Turnier geben?

Mayer-Vorfelder: "Was heißt wahre Wiedergutmachung? Die Mannschaft muss jetzt zeigen, dass dies keine Eintagsfliege war. Und dass alle auf dem Teppich bleiben. Man muss schauen, dass man diese Schritte, auch wenn es nur kleine sind, in die Zukunft hineinbringt."

(RPO Archiv)
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