Dass die Partie gegen den Olympiasieger schon ihr letztes Spiel im Trikot des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sein könnte, daran verschwendet Meinert ebenso wenig einen Gedanken wie ihre Kollegin Doris Fitschen. Für die beiden US-Legionärinnen von den Boston Breakers bzw. Philadelphia Charge steht eine Niederlage am Mittwoch nicht auf dem Spielplan. Samstag ist Stichtag. Dann ist Finaltag und erst dann ist Schluss mit der internationalen Karriere.

"Zwei Spiele mache ich noch", meint Meinert selbstbewusst und legt die Betonung auf ?zwei?. "Ich habe die Möglichkeit, meine Laufbahn hier in Deutschland mit dem Europameister-Titel zu krönen. Ich bin froh, dass ich so einen schönen Abschluss haben kann. Wer hat schon diese Möglichkeit?" fragt die 83-malige Nationalspielerin (29 Tore) und schaut dabei sehr zufrieden aus. Nicht mal ein bisschen wehmütig bei dem Gedanken an das letzte Länderspiel? Fühlt sie sich mit 27 Jahren nicht zu früh für die Fußball-Rente?

"Nein, ich finde es besser, auf dem Höhepunkt aufzuhören. Und ich freue mich darauf, endlich mal etwas anderes machen zu können. Ich habe einfach keine Lust mehr, jeden Abend zum Training zu gehen. Ich habe auch noch andere Ziele", betont die in Duisburg-Rheinhausen geborene Sportlerin, die den grünen Rasen gegen weißen Sand tauschen will. "Ich spiele gern Beachvolleyball. Mit einer Freundin möchte ich an Turnieren teilnehmen. Wir sind zwar nicht gut, aber sehr bemüht."

Im Winter will Meinert ihr Studium an der Kölner Sporthochschule abschließen. Die Prüfungen hat sie alle in der Tasche, nur die Diplomarbeit fehlt noch. Als Thema hat sich die seit April für Boston spielende Super-Technikerin die neue US-Profiliga (WUSA) ausgesucht. Doch nicht nur beruflich will sie sich neu orientieren, auch das Private soll künftig stärker in den Vordergrund rücken. Denn die lange Trennung von ihrem Ehemann macht der einzigen verheirateten Spielerin im DFB-Team schon zu schaffen. Die Entscheidung, ob sie die Option für ein weiteres Jahr in den USA wahrnimmt, hängt auch von der Familienplanung ab. "Denn irgendwann möchte ich Kinder haben."

Auch auf die Dienste von Rekordnationalspielerin Doris Fitschen (142 Länderspiele/19 Tore) muss Trainerin Tina Theune-Meyer künftig verzichten. Mit der Spielführerin, die schon am ersten Titelgewinn 1989 in Osnabrück beteiligt war, scheidet eine weitere "Gallionsfigur des Frauenfußballs" aus. Die fast 33-Jährige, die im Vorjahr ihre Fußball-Lehrer-Lizenz erwarb, will jetzt Jüngeren Platz machen. Denn einige ihrer Mitspielerinnen könnten fast ihre Töchter sein. Und wie für Meinert gibt es auch für die blonde Abwehrchefin "noch etwas anderes im Leben als Fußball".

Die studierte Betriebswirtin wird sich künftig verstärkt ihrer beruflichen Karriere widmen, ohne genau zu wissen, in welche Richtung es geht. Doch zuvor will Doris Fitschen ihren drei EM-Titeln vor heimischer Kulisse den vierten hinzufügen: "Ich will auf jeden Fall mit einem Sieg aufhören. Schön wäre es, wenn wir im Finale auf Dänemark treffen würden und gewinnen. Denn gegen die Däninnen habe ich 1986 auch mein erstes Länderspiel gemacht. Dann würde sich ein Kreis schließen. Das wäre ein Traum."

Voraussichtliche Aufstellungen:

Deutschland - Norwegen

Deutschland: Rottenberg (FFC Brauweiler Pulheim) - Stegemann (FFC Flaesheim-Hillen), Jones (1. FFC Frankfurt), Fitschen (Philadelphia Charge), Minnert (1. FFC Frankfurt) - Pia Wunderlich (1. FFC Frankfurt), Wiegmann (Boston Breakers), Lingor (1. FFC Frankfurt), Prinz (1. FFC Frankfurt) - Meinert (Boston Breakers), Claudia Müller (WSV Wolfsburg-Wendschott)

Norwegen: Nordby - Kvitland, Tönessen (Bugge-Paulsen), Kringen, Sandaune - Mellgren, Solveig Gulbrandsen, Riise, Lehn, Örmen - Ragnhild Gulbrandsen

Schiedsrichterin: Toms (England)