Klubs kämpfen gegen Corona-Krise Was Sie zu Kurzarbeit im Profifußball wissen müssen

Düsseldorf · Die Corona-Krise legt den Fußball nicht nur sportlich lahm. Vor allem geht es um wirtschaftliche Folgen. Klubs überlegen mit Hochdruck, wie sie Kündigungen von Mitarbeitern vermeiden können. Ein Mittel: Kurzarbeit. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

 Der 1. FC Kaiserslautern beantragte bereits Kurzarbeit.

Der 1. FC Kaiserslautern beantragte bereits Kurzarbeit.

Foto: dpa/Michael Deines

Die Corona-Krise hat den Fußball zum Stillstand gebracht. Nicht nur in sportlicher, sondern vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. Fußballklubs sind heute vielfach Unternehmen, und als solche denken auch sie gerade über Maßnahmen nach, trotz massiver Einnahmeneinbußen Kündigungen bei den Mitarbeitern zu vermeiden. Ein Mittel: Kurzarbeit. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur Kurzarbeit im Fußball.

Was bedeutet Kurzarbeit generell?

Unter Kurzarbeit versteht man eine arbeitspolitische Maßnahme des Staates zur Sicherung von Arbeitsplätzen in Unternehmen. Wo in wirtschaftlich schwachen Zeiten sonst Kündigungen aus betrieblichen Gründen notwendig würden, greift dann das Werkzeug der Kurzarbeit, also eine kürzere Arbeitszeit bei geringerem Lohn. Das Kurzarbeitergeld wird von der Bundesagentur für Arbeit bezahlt.

Können Profifußballklubs überhaupt Kurzarbeit beantragen?

„Fußballspieler sind dem Grunde nach Arbeitnehmer und unterfallen den normalen Regelungen“, sagte Arbeitsrechtler Lennard Martin Lürwer der Deutschen Presse-Agentur. Und Martin Schimke, Arbeitsrechtler und Richter am internationalen Sportgerichtshof CAS, sagte der „Sportschau“, es gebe in punkto der Kurzarbeit keine Sonderregelung für den Sport. Vereine und auch Verbände könnten Anträge für ihre gesamte Belegschaft, einzelne Abteilungen und auch einzelne Angestellte stellen.

Unter welchen Bedingungen darf ein Klub als Arbeitgeber Kurzarbeit einführen?

Ein Arbeitgeber darf nicht einseitig Kurzarbeit einführen. Es bedarf einer der drei folgenden Bedingungen: a) einer Betriebsvereinbarung, b) einer entsprechenden Regelung im Tarifvertrag oder c) einer individuellen Vereinbarung mit jedem einzelnen Arbeitnehmer.

Kann der Klub also nicht einseitig das Gehalt seiner Mitarbeiter kürzen?

Nein.

Gibt es im deutschen Profifußball Betriebsvereinbarungen?

In der Regel nicht.

Gibt es im deutschen Profifußball einen Tarifvertrag?

Nein, die Spielergewerkschaft VdV kämpft aber seit Jahren für dessen Einführung.

Also liefe es auf individuelle Regelungen zwischen Klub und Spieler hinaus?

Richtig. „Und da ist der Verein auf den Goodwill der Spieler angewiesen“, sagte Lürwer.

Wie steht die VdV dem Thema Kurzarbeit im Fußball gegenüber?

„Gegenwärtig sind wir als Spielergewerkschaft sehr stark eingebunden, da natürlich unsere Mitglieder – insbesondere aus der 3. Liga und der Regionalliga – zahlreiche Fragen zu Ihren Rechten und Pflichten als Arbeitnehmer während einer Pandemie haben. Schwerpunktmäßig geht es dabei um das Thema Kurzarbeit“, sagte VDV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky unserer Redaktion. „Es geht jetzt in erster Linie darum, kurzfristig gute Lösungen zu finden. Dabei kommt es immer auf den Einzelfall an. In der Vergangenheit ist dies in schwierigen Situationen häufig gelungen. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und intensiv am Ball.“

Wie hoch liegt das Kurzarbeitergeld?

Das Kurzarbeitergeld beträgt 60 Prozent des ausgefallenen Nettolohns (also der Differenz zwischen dem regulären Nettolohn und dem Nettolohn bei verkürzter Arbeit) in dem Monat, in dem die Arbeit ausgefallen ist. Der Höchstsatz für das Kurzarbeitergeld liegt bei 4623 Euro monatlich. Das bedeutet: Ein Drittligaprofi mit 90.000 Euro Jahresgehalt erhält genauso viel Kurzarbeitergeld von der Arbeitsagentur wie ein Bundesligastar mit einem Millionensalär. Daraus ergibt sich auch, dass das Kurzarbeitergeld ab der 3. Liga ein realistischeres Mittel in der Umsetzung ist, weil dort die Gehälter niedriger sind.

Wie lange kann Kurzarbeitergeld gezahlt werden?

In der Regel maximal zwölf Monate, in Ausnahmefällen 24 Monate.

Haben Klubs aus dem deutschen Profifußball wegen der Corona-Krise schon Kurzarbeit beantragt?

Ja, die Drittligisten Jena, Meppen, Braunschweig und Kaiserslautern (Stand: 20. März).

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