Corona-Krise stoppt das Trainer-Karussell „Entscheidendes Handicap für Trainer, die auf ein Engagement hoffen“

Düsseldorf · Wegen der Corona-Pause werden nicht nur Vertragsgespräche zwischen Spielern und Vereinen ausgesetzt, auch potenzielle Trainerwechsel sind vorerst auf Eis gelegt. Welche Auswirkungen die Krise auf wackelnde und arbeitslose Trainer haben könnte.

Coronavirus: Krise stoppt das Trainer-Karussell
Foto: dpa/Jan-Philipp Burmann

Neun Trainerwechsel haben im vergangenen Jahr nach dem Ablauf der Saison stattgefunden, viele davon schon lange geplant wie die Übernahme von RB Leipzig durch Julian Nagelsmann oder aber wegen des sportlichen Misserfolgs wie bei Thomas Doll, der den Abstieg von Hannover 96 in die 2. Bundesliga nicht verhindern konnte. Wie sich die Vereine angesichts der Corona-Krise in Bezug auf das Trainer-Amt verhalten werden, lässt sich noch nicht verlässlich sagen. Noch immer ist unklar, ob und wann der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird. Kommt das Trainerkarussell auch in diesem Jahr in Fahrt oder bleiben die Klubs zaghafter?

Lutz Hangartner, Präsident vom Bund Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL), sieht in der Corona-Krise für arbeitslose Trainer „eher einen Nachteil“, weil viele Klubs in dieser Situation nicht wie gewohnt planen können. „Sie können keine Entscheidungen treffen hinsichtlich Spielertransfers aber auch in Bezug auf Trainerverpflichtungen. Das stellt für Trainer, die auf ein Engagement hoffen, ein entscheidendes Handicap dar“, sagte er unserer Redaktion.

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Ob das bedeutet, dass die Vereine länger an Trainern festhalten und sich das Trainer-Karussell in diesem Jahr nicht so schnell dreht, lässt sich noch nicht prophezeien. „Wir als BDFL fordern immer wieder, dass die übertriebene „Hire-and Fire-Mentalität“ im deutschen Profifußball zurückgefahren wird“, sagt Hangartner, der auf den Reflex der Klubs, schon bei einer kurzen sportlichen Talfahrt den Trainer zu entlassen, anspielt: „Meine Befürchtung ist allerdings, dass nach einer gewissen Übergangszeit das Trainer-Karussell die gleiche Fahrt aufnehmen wird wie vor der Corona-Krise.“ Er befürchtet, dass die Klubs nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs „sehr schnell wieder zur Tagesordnung übergehen und die üblichen Mechanismen greifen werden“.

Im Durchschnitt bleiben Trainer in der Bundesliga weniger als 15 Monate im Amt. Nur bei sieben Bundesligisten steht der Coach so lange an der Seitenlinie. Nur drei Trainer haben ihren Job länger als zwei Jahre: Florian Kohfeldt (Werder Bremen), Steffen Baumgart (SC Paderborn) und unangefochten an der Spitze, Christian Streich, der seit über acht Jahren den SC Freiburg trainiert.

Trotz ausgesetztem Spielbetrieb gab es auch während der Corona-Pause schon eine Trainerentlassung. Alexander Nouri, der Hertha BSC erst nach dem Ende der Saison verlassen sollte, wurde von Bruno Labbadia abgelöst. Der ehemalige Wolfsburg-Coach ist der vierte Trainer der Berliner in der laufenden Spielzeit.

(eh)
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