Klose: Vorreiter für die "jungen Wilden" "Chance hätten auch andere verdient"

Paris (sid). Vor vier Jahren kickte er noch beim Bezirksligisten SG Blaubach-Diedelkopf - am Dienstag gehört Miroslav Klose (Foto) beim Länderspiel in Frankreich erstmals zum Kreis der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Eine Karriere wie aus dem Bilderbuch - und ein Vorbild für eine ganze Generation. "Die Berufung von Miroslav Klose hat gezeigt, dass sich Leistung auszahlt. Dies soll auch anderen jungen Spielern in der Bundesliga Ansporn sein", sagte DFB-Teamchef Rudi Völler und honorierte damit auch den sprunghaft gestiegenen Stellenwert der "jungen Wilden".

Während Völler dem Jungprofi des 1. FC Kaiserslautern, der zuvor noch nicht einmal in eine Kreis-Auswahl berufen worden war, durchaus als Vorreiter sieht, wies Klose diese Rolle bescheiden zurück. "Ich bin kein Vorreiter, auch andere hätten die Chance verdient", erklärte der 22-Jährige.

Andere, das sind Talente wie die "U 21"-Nationalspieler Christian Timm vom 1. FC Köln, Christoph Metzelder von Borussia Dortmund oder Sebastian Kehl vom SC Freiburg. Spieler, die schon in naher Zukunft im Kreis der DFB-Auswahl erwartet werden und denen Völler zumindest "mittel- bis langfristige Perspektiven" einräumt.

WM 2006 das große Ziel

Auch Klose sieht seine Zeit erst noch kommen, spätestens bei der WM 2006 im eigenen Land. "Es sind viele ältere Spieler in der Nationalmannschaft, die irgendwann einmal aufhören. Deshalb sehe ich für die jungen Spieler Perspektiven für die WM 2002 und vor allem für 2006. Deshalb ist es wichtig, jüngere Spieler jetzt schon reinschnuppern zu lassen", meinte der Angreifer.

Eine These, die "U 21"-Trainer Hannes Löhr schon lange vertritt. Schon vor Jahren forderte der Coach die Verantwortlichen in den Klubs auf, dem deutschen Nachwuchs trotz Bosman verstärkt eine Chance zu geben. Lange Zeit vergeblich. Erst jetzt ist auch Löhr mit der Entwicklung in Deutschland zufrieden: "Das ist das, was ich schon immer gesagt habe. Wenn die Jungs eine Chance bekommen, sind sie auch stark genug, sich durchzusetzen. Wenn diese Spieler aber zwei oder drei Jahre bei den Amateuren spielen müssen, sind das verschenkte Jahre."

Brehme entdeckte seine Stärken

Bei den FCK-Amateuren würde Klose wohl jetzt noch regelmäßig spielen, wenn in Kaiserslautern nicht Andreas Brehme Otto Rehhagel als Trainer abgelöst hätte. Erst der Weltmeister von 1990 setzte voll auf den wendigen und schlitzohrigen Angreifer mit dem Turbo-Antritt und wurde dafür belohnt. Sieben Treffer hat der 22-Jährige in dieser Saison bereits erzielt. Die Berufung in die DFB-Auswahl ist der vorläüfige Höhepunkt einer einzigartigen Entwicklung.

Vor vier Jahren kickte der 1978 im polnischen Oppeln geborene Klose noch beim westfälischen Bezirksligisten SG Blaubach-Diedelkopf. Dann stürmte er für den FC Homburg, bevor er zu den Amateuren des 1. FC Kaiserslautern wechselte. Rehhagel wollte "Miro" 1999 zum Profi machen, allerdings mit einem Mini-Vertrag. Klose lehnte ab. Ein Poker, der sich auszahlte. Denn wenige Monate später legte ihm FCK-Boss Jürgen Friedrich ein angemessenes Angebot vor. Klose unterschrieb und startete durch.

Inzwischen gehört der Jungstar auf dem Betzenberg zu den Publikumslieblingen. Nicht nur wegen seiner spektakulären Salti, die er nach jedem Treffer zelebriert. Offenbar haben die Fans nicht vergessen, dass Klose noch vor zwei Jahren einer von ihnen war. Da stand er in Block II mit einem Trikot von Olaf Marschall und fieberte mit den "Roten Teufeln". Nun gehört er zum elitären Kreis der Nationalelf - als "Anführer der jungen Wilden", wie Völler es nennt.

(RPO Archiv)
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