Champions League ZDF schnappt sich die TV-Rechte

Köln (RPO). Das ZDF landet den großen Champions-League-Coup, Sat. 1 schaut in die Röhre. Zum ZDF-Paket in der Fußball-Königsklasse gehören ab der Saison 2012/2013 für drei Jahre 18 Spiele pro Saison: zwei Play-offs, eine Partie pro Spieltag und das Supercup-Finale. Noch bis Sommer 2012 ist Sat.1 der übertragende Champions-League-Sender im Free-TV, dann wandert Europas Eliteklasse ins Zweite.

Die höchsten Sport-TV-Quoten 2009
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Foto: ddp

ZDF-Intendant Markus Schächter sagte zu dem erfolgreichen Abschluss: "Uefa und ZDF werden als Doppelspitze mit der Champions League besten europäischen Vereinsfußball präsentieren. Die künftige Erweiterung auf bis zu vier deutsche Mannschaften wird noch mehr Fans in Deutschland für die stärkste Liga der Welt mobilisieren."

ZDF gibt besseres Angebot ab

Am Ende sprachen alle wirtschaftlichen Argumente für das ZDF als künftigen Champions-League-Sender: Der öffentlich-rechtliche Sender hatte das höhere Gebot als Sat.1 abgegeben, die besseren Sendeplätze versprochen und auch eine akzeptable Lösung für das Umschiffen des Sponsoring-Verbots gefunden.

In der Hinrunde der Saison 2012/13 ist Sponsoring nach 20 Uhr zunächst noch erlaubt, da der neue Rundfunkstaatsvertrag erst 2013 in Kraft tritt. Außerdem wird die Vorberichterstattung schon nach der heute-Sendung, also gegen 19.20 Uhr, beginnen. Laut ZDF gibt es keine Kompensations-Zahlungen dafür, dass Sponsoren nicht gesendet werden.

Sat.1 gibt sich damit nicht zufrieden und wird genau schauen, was das ZDF macht. Andreas Bartl, TV-Vorstand der ProSiebenSat. 1-Gruppe: "Wir sind nach wie vor überzeugt, dass die Ausstrahlung der Champions League im ZDF problematisch ist, und werden alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen."

Auch die Politik wird den ZDF-Deal genau prüfen. Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestags, sagte: "Mir ist klar, dass der Fußball einen hohen Marktwert hat, dem auch das ZDF Rechnung tragen muss. Wenn die in den Medien genannte Summe von rund 50 Millionen Euro pro Jahr zutrifft, wirft sie nach den Diskussionen der letzten Wochen allerdings schon die eine oder andere Frage auf. Mich interessiert darüber hinaus, wie die Einhaltung des Sponsoring-Verbots gehandhabt wird, und da hoffe ich, dass die Medienpolitiker in den Gremien und Ausschüssen die richtigen Fragen stellen werden."

ZDF-Intendant Schächter hatte die Mitglieder des Fernsehrats in einem Schreiben vorab über die Sportstrategie des ZDF informiert. Darin verweist er auf die kürzlich erfolgten Einigungen zur Leichtathletik-WM 2011 und mit den 33 Spitzenverbänden des Deutschen Olympischen Sportbundes sowie andere Einsparungen.

Auch RTL kritisiert das ZDF

Ganz anders sieht das natürlich die private Konkurrenz, und sogar RTL, früher selbst langjähriger Inhaber der Champions-League-Rechte, mischt sich ein. "Es ist faszinierend, wie das ZDF in Zeiten, in denen die Gesellschaft eine kritische Auseinandersetzung mit dem Umgang mit Gebühren fordert, das Geld mit vollen Händen rauswirft, um etwas anzubieten, was der Zuschauer längst hatte - und zwar ohne einen Cent unserer Gebühren", sagte Tobias Schmid, Bereichsleiter Medienpolitik der Mediengruppe RTL.

Neben dem im Vergleich zu Sat.1 besseren finanziellen Angebot hat das ZDF die Agentur T.E.A.M., die die Rechte im Aufrag der Europäischen Fußball-Union (Uefa) vermarktet, wohl auch mit dem Versprechen überzeugt, die Champions League in Sendungen wie Sportstudio und Sportreportage zu platzieren. "Natürlich werden wir in diesen Sendungen auf die Champions League eingehen", sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Die Kritiker sollen aber erst meckern, wenn sie sehen, ob andere Sportarten darunter leiden. Und ich verspreche: Andere Sportarten werden nicht runterfallen."

Länderspiele bei Sat.1?

Verlierer Sat.1 kündigte an, sich jetzt um andere Spitzenfußballrechte zu bemühen und der Konkurrenz bei künftigen Verhandlungen das Leben schwer zu machen. Im Visier hat der Noch-Champions-League-Sender offensichtlich den DFB-Pokal und die Länderspiele.

Im Pay-TV wird der langjährige Rechteinhaber Sky weiterhin Champions League und Europa League übertragen. Sky hatte als einziger Bewerber ein Angebot bei T.E.A.M. abgegeben. Die Europa-League-Rechte für das Free-TV werden später vergeben.

(SID/chk)
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